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Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle

Titel: Asmoduin: Nervensäge aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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abzuwarten.
    Ich widerstand der Versuchung, mir zum Einschlafen selber einen Riegel zu gönnen und verlor mich stattdessen in Spekulationen, welche anderen Kategorien dämonischer Wesenheiten dieser Tschenkov vor zweihundert Jahren wohl noch erfunden hatte. B-007? XY -08/15? K4711? Irgendwann vermischten sich die Ziffern in meinem Kopf zu einem einzigen langen Band aus Zahlen, und zwei, drei träge Herzschläge später schlief ich tief und fest.
    »Pestilenz und Fäulnis!«
    Ruckartig schreckte ich hoch. Ich hatte das Gefühl, nur für wenige Augenblicke weggetreten gewesen zu sein, doch ein Blick auf die Leuchtziffern des Radioweckers verriet mir, dass es drei Uhr dreiunddreißig in der Nacht war.
    Was hatte mich geweckt?
    Etwas stieß gegen mein Bett, dass der Rahmen nur so bebte. Hektisch sah ich mich um.
    Das Zimmer, vom Mondlicht dämmrig erhellt, war leer. Der Schlag konnte also nur aus einer Richtung gekommen sein.
    Von unten!
    Ganz langsam rollte ich mich zum Rand der Matratze, warf einen Blick über den Rand – und erstarrte.
    Unter dem Bett züngelte ein Schwanz hervor, schätzungsweise einen Meter lang, dick wie eine grobe Bratwurst und knallrot. Er schillerte und glänzte, so ähnlich wie die Schuppen einer Schlange. Am Ende saß eine pfeilförmige Spitze von der Größe eines halben Geodreiecks.
    Wütend peitschte das Gebilde über die Zotteln meines Bettvorlegers hinweg, während unter dem Bett Laute hervordrangen, als kämpfe dort ein prähistorisches Riesenfaultier mit dem schlimmsten Schluckauf seines Lebens. Dumpfe Schläge prasselten von unten gegen den Lattenrost. Ich hörte das Kratzen von Fingernägeln auf staubigem Parkettboden, das Knistern von Schokoriegel-Einwickelpapier sowie ein unregelmäßiges feuchtes Schmatzen, als schlabbere ein Pferd einem eine Ladung Zuckerwürfel von der Handfläche.
    Weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte, sagte ich: »Könntest du vielleicht mit dem Radau aufhören?«
    Nichts geschah. Genau wie ich erwartet hatte.
    In der Hoffnung, dass Sekundus kein totaler Spinner und an seinen wirren Worten irgendetwas dran war, schlüpfte ich in einen meiner Pantoffeln. Als der schillernde Schweif das nächste Mal unter dem Bett hervorwischte, trat ich mit einem lauten »Ha!« darauf.
    Schlagartig wurde es totenstill. Der Schwanz erstarrte unter meinem Fuß zu einem kerzengeraden, roten Speer. Lediglich ein gepresstes, schnelles Atmen war noch zu hören.
    Dann sagte eine Stimme: »Du … kannst mich
sehen?
«
    Der Sprecher schien nicht älter zu sein als ich, wenngleich seine Stimme rau und irgendwie kieksig klang. Letzteres mochte allerdings auch von der anhaltenden Grunzerei kommen.
    »Ja, ich sehe dich«, sagte ich vorsichtig.
    Unter mir explodierte ein Brüllen wie von einem wütenden Zirkuslöwen. Instinktiv sprang ich vom Bett auf, um mich in Sicherheit zu bringen – und stieß prompt mit der Hüfte gegen die Kante des Schreibtischs. Mein schmerzerfülltes Keuchen ging in einer ohrenbetäubenden Tirade unter, erneut flankiert von einem Gewitter derber Schläge und Tritte.
    »Gebannt! Ich! Von einem
Kind!
Jauche und Verwesung, was für eine Blamage! Elender, stinkender, gottverfluchter Kackmist!«
    Ich hob beeindruckt die Brauen.
So
hatte ich noch kein Kind fluchen gehört. Immer vorausgesetzt, das Ding unter meinem Bett war zumindest ansatzweise so etwas wie ein Kind.
    »Achselschweiß und Fußnageldreck«, zeterte das Wesen weiter. »Hör mir gut zu, Erdenbalg: Wenn du mich nicht augenblicklich freigibst, verwandele ich deine Gedärme in eine Wagenladung Sandvipern und dein Gehirn in eine Schüssel Griespudding! Ich will hier weg, hörst du? Sofort! Verdammt und zugekotzt, dieses mistige Pentagramm
klebt
vielleicht! Hörst du, du Wicht? Lass mich gehen!«
    Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Einerseits machte ich mir natürlich Sorgen um meinen Verdauungstrakt und mein Denkzentrum. Wenn der alte Sekundus recht behielt, handelte es sich bei dem Ding unter dem Bett um eine Art Dämon – und wer wusste schon, zu was die fähig waren? Zum anderen konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Mom von dem Getöse aufwachte. Ihr Zimmer lag zwar am anderen Ende des Flurs, aber in der Vergangenheit hatte sie sich nicht selten spätnachts über den angeblichen Lärm beschwert, wenn ich mir flüsterleise im Spätprogramm einen Gruselfilm ansah.
    Mir kam etwas in den Sinn, das Sekundus zum Abschied gesagt hatte, als ich ihn nach der Wirkung des Heptagramms fragte:
    Du

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