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Asperger - Leben in zwei Welten

Asperger - Leben in zwei Welten

Titel: Asperger - Leben in zwei Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Preißmann
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möglichst vielen verschiedenen Situationen und Kontexten zu üben.
Fehlende exekutive Funktionen
    Mit der Bezeichnung »exekutive Funktionen« beschreibt man Vorgänge, die mit Planungsprozessen, vorausschauendem Denken und zielgerichtetem problemorientierten Handeln verbunden sind und das zielgerechte Handeln sowie das konstruktive Lösen von Alltagsproblemen erst ermöglichen. Exekutive Funktionen umfassen neben der Handlungsplanung eine Reihe von weiteren Aufgaben. Dazu gehören die Impulskontrolle, die Kontrolle über Aufmerksamkeit und motorische Funktionen, der Widerstand gegen Störungen, die Unterdrückung drängender, aber den Handlungsablauf störender Reaktionen, planvolle, zielgerichtete Aktionen sowie Flexibilität in Denken und Handeln.
    Menschen mit Autismus wird oft mit viel Unverständnis begegnet. Mithilfe der neuropsychologischen Theorien kann es gelingen, autistische Störungen besser zu verstehen, die spezifischen Eigenheiten der betroffenen Menschen nicht als bewusste Provokation zu empfinden und gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen: »Wenn Bizarres einen Sinn erhält, ändert sich der Blick, und Interpretationen wie Schüchternheit, Provokationen oder sogar Dummheit verschwinden« (Amsler 2007, 12).
Häufige Auffälligkeiten
    Menschen mit Autismus geben sich in der Regel durchaus Mühe, die Erwartungen anderer zu erfüllen, es wird jedoch deutlich, dass sie dabei immer wieder an ihre Grenzen stoßen. Schwierigkeiten bestehen in vielen Bereichen:
Kontaktverhalten und soziale Interaktion: Es fällt autistischen Menschen schwer, sich auf andere Menschen einzustellen, ein Gespräch mit ihnen zu beginnen und in Gang zu halten, obwohl sie sich oft durchaus für ihr Gegenüberinteressieren und den Kontakt ausdrücklich wünschen.
Auffälligkeiten im nonverbalen Kontakt: Häufig gelingt es ihnen nur schlecht, Mimik, Gestik oder Blickkontakt anzuwenden und bei anderen richtig zu interpretieren. Daher entgehen ihnen im Gespräch viele Informationen, die andere Menschen ganz selbstverständlich nebenher aufnehmen können.
Insbesondere beim Asperger-Syndrom treten Ungeschicklichkeit beim Gehen und Probleme bei der motorischen Koordination auf.
Inhomogenes Kompetenzprofil: Oft sind Hilfe und Anleitung bei scheinbar leichtesten Aufgaben, insbesondere alltagspraktischen Erledigungen, notwendig, während schwierige Anforderungen manchmal nahezu mühelos erledigt werden können. Dies kann von Außenstehenden oft nur schwer eingeordnet werden und als Provokation erscheinen.
Die Betroffenen wirken daher in der Kindheit ebenso wie im Jugend- und auch noch im Erwachsenenalter auf ihre Umgebung oft merkwürdig und geben den anderen doch einige Rätsel auf.
Asperger-Syndrom
    Das Asperger-Syndrom als die vermeintlich »leichtere« Form einer autistischen Störung bleibt oft bis ins Kindergarten- oder sogar Schulalter hinein unerkannt, da erst im regelmäßigen Kontakt mit Gleichaltrigen die Schwierigkeiten der betroffenen Menschen deutlicher werden. Manchmal erfolgt die Diagnosestellung auch erst im Erwachsenenalter. Der Erstbeschreiber (und später auch Namensgeber) dieser Störung war Hans Asperger (1944). Er selbst verwendete für die von ihm erkannten Auffälligkeiten die Bezeichnung autistische Psychopathie, die aber heute kaum mehr geläufig ist und keine Verwendung mehr findet.

    Was anfangs nur bruchstückhaft und ohne jeden sinnvollen Zusammenhang erscheint, entwickelt sich im Laufe der Zeit nicht selten zum Gesamtkunstwerk des Lebens.
    Menschen mit Asperger-Syndrom weisen in der Regel keine Verzögerung der kognitiven Entwicklung und keinen Sprachentwicklungsrückstand auf. Die Kommunikation indes bleibt auffällig, besonders dann, wenn es um die wechselseitige Konversation geht. Die Sprache ist oft pedantisch; manche autistische Menschen weisen eine ungewöhnliche Sprachmelodie auf, die die Tonlage, die Betonung und den Rhythmus der Sprache beeinflusst. Manchmal liegt eine besonders hohe intellektuelle Begabung vor, die es dem Betroffenen einerseits oft ermöglicht, Techniken zu ermitteln, um die bestehenden Schwierigkeiten so gut wie möglich zu kompensieren. Auf der anderen Seite aber kommt es dadurch häufig auch zu reaktiven Depressionen, da viele Menschen mit Asperger-Syndrom in der Lage sind, ihre Schwierigkeiten sehr gut zu analysieren und dabei durchaus auch

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