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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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seine besten siebzig Jahre.
    Die seltsamste Veränderung aber ging mit dem grünen Gierling vor sich. Bereits die ersten fünfzig Jahre sprengten seine Leine, als sein Hals die Dicke eines kleinen Fasses erreichte. Sein Kopf wuchs und passte sich der Größe von Augen und Ohren an. Sein Schädel wurde zu groß für seinen Helm, der mit einem lauten ›Klonk‹ absprang und gegen eine der Wände knallte. Sogar seine Flügel begannen zu wachsen.
    Das Alter fraß sich in die Leiber der Zwerge und der Söhne Fazzgadts, ein magisches Alter, das mit fauligen, gierigen Zähnen an ihnen nagte.
    Als der Gierling die Hundert erreichte, überragte er sie alle bei Weitem. Er breitete seine Schwingen aus, doch noch immer band die Magie des verräterischen Häuptlings ihn und den Schicksalszwerg an den Boden der Zeremonienhöhle.
    Fazzgadt, Blechboldt und Flarnmrank staunten über das riesige Tier. Ihrem eigenen, dämonisch voranschreitenden Alter zum Trotz verblüffte sie dieser Anblick. Kein grüner Gierling in den Grenzen des Ehernen Imperiums war je älter als fünfzig geworden. Gewöhnlich briet man sie im Alter von zwanzig, manchmal mästete man sie noch, bis sie vierzig waren. Aber älter als fünfzig war noch keiner von ihnen geworden. Noch nie hatte einer der Zwerge einen derart reifen Gierling gesehen. Alle Plumpheit schien von dem Tier abgefallen zu sein. Es wirkte beinahe edel, erhaben. Niemand wäre jetzt noch auf den Gedanken gekommen, es zu verspeisen.
    Zufrieden ließ der Herr des Neuen Stahls den Blick über die gebeugten Gestalten schweifen. Ihn beeindruckte der Drache nicht. Schließlich nickte er leicht, und der magische Bann der Lähmung fiel von ihnen ab, sodass sie ihre alten Knochen wieder bewegen konnten.
    Breitbart hob die Spinne und die Metallröhre vom Boden hoch. »Nun dürft ihr, wenn ihr wollt, gern eure Axt gegen mich erheben…«
    Das ließ Flammrank sich nicht zweimal sagen! Er griff auf seinen Rücken, zog seine Axt hervor… und ließ sie fallen. Sie war im Laufe der letzten zweihundert Jahre, die innerhalb von zehn kurzen Schlägen über ihn gekommen waren, zu schwer geworden. Zornerfüllt brüllte er auf. Es klang jämmerlich, nicht mehr als der Zorn eines verzweifelten Greises.
    Fazzgadt, der der Älteste von ihnen war, taumelte und stürzte schwer atmend zu Boden. Blechboldt aber, in diesem Moment noch keine fünfhundert, sprang über Schleudersteins Leichnam hinweg, hob seine Axt über den Kopf und wurde von einer knappen Geste Breitbarts zu Boden geschleudert.
    Der zahnlose Schlüpfling indessen hörte auf zu schreien, rappelte sich auf, kam auf die Beine und fiel erneut um. Auch wenn seine Beine ihn zu tragen vermochten, hatte ihm während der letzten zweihundert Jahre niemand beigebracht, zu stehen.
    Breitbart lachte ein letztes Mal, während das Alter weiter über die gebeugten Zwerge wucherte.
    Und von einem Moment auf den anderen änderte sich alles. Es war der Gierling, der sich über die Zwerge erhoben hatte und nun unter der Decke der Halle schwebte. Der Schlag seiner Flügel ließ die Luft der Höhle erzittern. Und dann geschah es: Der Drache bäumte sich auf, ein gellender Schrei entfuhr seiner länglichen Schnauze, und dann schien er innerhalb zweier Schläge, die in Wirklichkeit fünfzig Jahre waren, von innen her Feuer zu fangen.
    Flammrank war der Einzige, der sofort begriff. Er erkannte die Flamme, die aus dem Inneren des Gierlings herauswuchs! Dieses Feuer, dieses wunderbare, schönste aller Feuer… Es war lange her, und er hatte sich damals an einem gänzlich anderen Ort befunden, aber dieses Feuer würde er niemals vergessen!
    Und wie Schieferplatten fiel es ihm von den Augen. Der Gierling war der Immerflamm! Das Tier brauchte Zeit, um zu wachsen und zu seinem wahren Wesen, seinem inneren Feuer zu finden. Zeit, die es in der Gestalt eines feisten, ungelenken und vermeintlich nutzlosen Geschöpfes verbrachte, das vom Ehernen Volk geschlachtet wurde, bevor es sich überhaupt in das verwandeln konnte, was es eigentlich war! Und das bedeutete…
    Garstholm Flammrank ließ seine Axt fallen, eilte so schnell, wie sein Alter es zuließ, zu dem am Boden liegenden Blechboldt hinüber und zerrte ihn schnaufend zu dem schwer atmenden Fazzgadt.
    Fazzgadt blinzelte angestrengt und betrachtete den Gierling, der mehr und mehr in Flammen zu stehen schien. Für einen kurzen Moment war ihm, als würde das Tier die Gesichtszüge Hrodborrks des Jüngeren annehmen, des ehrbarsten

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