Aster, Christian von - Die grosse Erdfer
vollenden.
Flammrank spie aus.
Breitbart lachte. Dann zog er erneut den Lederbeutel hervor und holte ein langes dunkles Kapuzengewand heraus, das er sich behände überstreifte. Die Kapuze zog er über den Kopf. Er griff noch einmal in die Tasche und nahm einen kleinen, mit Froschfell bespannten Trichter heraus, der mit zwei Lederbändern versehen war. Breitbart verknotete die Bänder im Nacken. Dann hielt er sich den Trichter vor den Mund.
»Verzeiht, doch das ist der faule Zauber, der Knechte beeindruckt. Schaut in das Gesicht des Meisters im Dunkeln, wie seine Getreuen ihn kennen und fürchten!«
Breitbarts Gesicht lag völlig im Schatten der Kapuze. Seine Hände verschwanden in den langen Ärmeln des Gewands, und seine Stimme klang wahrhaft fürchterlich. Das Froschfell erzeugte einen schauderhaften Effekt, wie ihn wahrscheinlich keine Magie der Höhlen hätte hervorbringen können. Und der Anblick des Häuptlings in seiner nachtschwarzen Kutte war Ehrfurcht gebietend. Geheimnisvoll.
Und der Schicksalszwerg verstand, welche Rolle der Schatten des Meisters gespielt haben musste, der dessen Erscheinung vollkommen hatte übernehmen können.
Der Meister des Neuen Stahls richtete sich auf, die Spinne in der einen, die Röhre mit den magischen Steinen in der anderen Hand, und blickte abfällig auf die Zwerge hinunter. »Mir scheint, dass keiner von euch auf seinen Bart verzichten will.«
Seine Worte verhallten, ohne dass einer der Zwerge ihm etwas entgegnet hätte.
»Dann will ich euch nun, bevor ich gehe und eure Welt an mich reiße, noch ein wenig Magie zeigen.«
Der Schicksalszwerg schloss die Augen. Der verräterische Häuptling setzte die Spinne ab, lehnte die metallene Röhre an den gespaltenen Amboss und breitete die Arme aus. »Dies ist übrigens ein Zauber, den ich selbst ersonnen habe. Die alten Magier waren zu sehr in ihrem Glauben und den Traditionen gefangen. Ich aber habe ihre Regeln gebrochen und eine Macht erlangt, von der keiner von ihnen je zu träumen gewagt hätte!«
Er legte den Kopf in den Nacken und drehte ihn langsam von links nach rechts, sodass sie seine Wirbel leise knacken hörten.
»Ihr schätzt das Alte mehr als das Neue. Und darum will ich es euch zum Geschenk machen. Reines, unverfälschtes Alter.«
Er senkte den Kopf, riss die Augen auf und hob die Hände. Das blaue Licht schien plötzlich in seine Richtung zu fließen, und als Breitbart seine Finger zu bewegen begann, folgte das Licht seinen Bewegungen. Dann veränderte es sich, wurde dunkler, färbte sich langsam grün, wurde dann allmählich grau und hatte sich schließlich in einen blassen, undurchsichtigen Nebel verwandelt, der sich wie ein Schleier aus Felsnessel über den Schicksalszwerg legte.
Die ganze Zeit über blieb es dabei hell in der Höhle, die Flammen der magischen Schalen brannten weiter, es war nur ihr Widerschein, der sich zu dem seltsamen grauen Nebel verdichtet hatte, den Breitbart mit seinen Gesten zu beherrschen schien.
Gleich darauf begann sich der Nebel wieder zu lichten, während er durch die Nasen und Münder der Zwerge und des Gierlings verschwand, die ihn nach und nach einatmeten, bis nichts mehr davon übrig war.
Breitbart ließ die Hände sinken und schaute zufrieden in die Runde. »Und nun… genießt mein Geschenk!«
Der graue Nebel brannte in ihren Kehlen. Sie begannen zu husten und zu keuchen. Sie spürten, wie sich das Grau in ihrem Inneren ausbreitete, und ihr Herzstein begann, es durch ihre Adern in die entlegensten Winkel ihres Körpers zu pumpen. Und das Grau ließ ihren Körper verwittern. Innerhalb zweier Schläge wurden sie von fünfzig Jahren durchflossen. Ihre Bärte wurden grauer, ohne jedoch zu wachsen. Unter ihren Augen bildeten sich Falten, langsam, aber stetig. Diesen fünfzig Jahren folgten weitere fünfzig. Ihre Ohren begannen zu schrumpeln.
Der Schlüpfling fiel Fazzgadt aus dem Arm, doch er war ausgewachsen, bevor er den Boden berührte. Als er aufschlug, erwachte er und begann wieder zu schreien. Und auch die anderen Zwerge alterten weiter. Jahr um Jahr, Schicht um Schicht, Schlag um Schlag, fünfzig, hundert Jahre mehr.
Fazzgadt begann seinen Rücken zu spüren. Die Axt in seiner Hand fühlte sich schwer an. Das Schreien des Schlüpflings wurde das eines Mannes. Garstholm Flammrank starrte ungläubig auf seinen Arm. Die Haut um seine Tätowierungen herum begann schlaff zu werden, seine Muskeln schwanden. In einem einzigen Atemzug vergeudete Farrnwart Blechboldt
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