Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg

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»Euer abergläubisches Volk wird zittern, und dann werde ich erscheinen. Und die Vorboten eures Untergangs werden vor mir niederknien. Eure Brüder werden mich als ihren Retter preisen und gerne ihre Bärte opfern!«
    Einen Moment lang genoss der Häuptling seine Pose. Dann vernahmen alle aus weiter Ferne, gedämpft durch Fels, Stein und Lehm, den ersten Ruf des Drachenhorns.
    Die Audienz hatte begonnen.




    ZWISCHENKAPITEL



    Als das Drachenhorn verklang und die Halle der Helme sich öffnete, begannen die Angehörigen der ehrbaren Stämme hineinzuströmen.
    Während der letzten Schichten war die Stimmung unter den Zwergen noch schlechter geworden. Die Luft in den Gängen war verdorben, und das Eherne Volk atmete kaum noch etwas anderes als Furcht und Misstrauen. Dazu kamen die Gerüchte, die die lebhafte Fantasie großer Trinker in gleichem Übermaß gebiert wie große Legenden. Angeblich war die Drachenbarriere gefallen, eine Horde Glimmschwingen hatte die Höhlen in der Gegend komplett verwüstet und die Asche von beinahe hundert Zwergen hinterlassen. Andere hatten davon gehört, dass die Echsenmenschen sich mit den Trollen gepaart hätten, und die Trechsen, eine neue Rasse, die mit reptilienhafter Schläue und der unbändigen Kraft der Felsbrecher gesegnet war, vom Osten her in das Imperium einfielen.
    Und immer wieder ging es um die Spinne. In den geflüsterten Erzählungen der Zwerge war es längst nicht mehr bloß eine. Es waren Dutzende, die verborgen in geheimen Gängen Hunderte von Jahren auf den Moment gewartet hatten, das Eherne Imperium mit ihrem giftigen Speichel zu zersetzen.
    Abgesehen davon gab es noch ein gutes Dutzend anderer Gerüchte, in denen es sich ausschließlich um eines drehte: das Ende von allem, jedem und dem Rest.
    Die meisten dieser Gerüchte entstammten den Hochöfen des Neuen Stahls, sie waren wichtiger Bestandteil ihres Plans zur Zersetzung des Ehernen Imperiums. Die Furcht war einer ihrer größten Verbündeten, und auf den bauten sie. Zu Recht. Denn das Geschwür der Angst wucherte fatal im Herzen des Ehernen Volkes. Wie tollwütige Fledermäuse hasteten die Zwerge umher, panisch und verwirrt, und hofften, ihre Anführer würden ihnen die Furcht nehmen können. Das Eherne Volk sehnte sich nach den lindernden Worten des Großen Verwalters und der Stimme der Götter.
    Dieses Mal aber würden weder der Verwalter noch der Höchste der Hohen die dunklen Schatten der Vorsehung aus der Halle vertreiben können. Denn diese Audienz sollte anders verlaufen als je zuvor.
    Die Priester nahmen ihre Position auf dem Drachenplateau ein, und heimlich mischte sich der Neue Stahl, mit trügerischen Stammeszeichen auf der Brust, falschen Bärten am Kinn und Stahlschleudern unter den Umhängen, unter das Eherne Volk. Er war bereit, sich in ihrer Mitte zu erheben, die Furcht wie einen schrecklichen Hammer auf das Imperium niedersausen zu lassen und das Alte Eisen zu zerschmettern!
    Die Stunde des Überzwergs war gekommen.




    12



    Das Drachenhorn verklang. Die drei verbliebenen Mitglieder des Schicksalszwergs konnten sich immer noch nicht regen, doch der Drachenjäger funkelte den verräterischen Häuptling triumphierend an.
    »Du wirst es nicht schaffen. Wir sind zu weit entfernt. Du kannst die Halle der Helme nicht rechtzeitig erreichen, Zwerg! Du hast versagt, trotz deiner Magie und deiner schäbigen Spinne! Dein Neuer Stahl wird schmelzen, bevor er überhaupt gehärtet ist…«
    Es sah beinahe so aus, als wollte Breitbart auch den Drachenjäger mit einem Blitz zum Schweigen bringen. Dann aber zog er lächelnd etwas aus dem Lederbeutel hervor, den er auf dem Rücken trug.
    Farrnwart Blechboldt und Fazzgadt Eisenbart, die beide während der letzten Schicht eine der magischen Kammern benutzt hatten, erkannten, dass es sich bei der metallenen Röhre um jene handelte, in der die magischen Transportersteine aufbewahrt wurden.
    »Dies, du dummer kleiner Drachendrecksammler«, sagte der Häuptling an Flammrank gewandt, »ist das Herz einer magischen Kammer aus der Clansstadt des Sandes! Und ich werde schneller in der Halle der Helme sein, als du es dir unter deinem Helm überhaupt vorstellen kannst…«
    Das also war sein Plan. Er würde sich in die zentralmagische Kammer befördern lassen, seine Schergen, die die gesamte Ebene des Verwalters übernommen hatten, würden ihm öffnen, und dann würde er in die Halle der Helme emporsteigen, um sein Werk zu