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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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Glimmschwinge ihr Feuer. Qualm und Ruß lagen in der Luft, und die Rauchfresserkäfer mussten regelmäßig ausgewechselt werden. Sie saugten unablässig den entstehenden Rauch auf und kamen dennoch nicht hinterher.
    Auf schwarzen Ambossen sangen die Hämmer der Eisenknechte das Lied des Stahls und gingen wieder und wieder auf dem rot glühenden Metall nieder, während Polterboldt inmitten des Rauchs über dem Trollstahl brütete.
    Und dann geschah es plötzlich. Die gleichmäßige Flamme, die aus den Nüstern des Drachen drang, veränderte sich. Ihr Weiß verwandelte sich unvermittelt in ein grelles Grün, das für einen Moment erstarb, um dann als verheerendes sattes Rot wieder zu erstehen, das sich explosionsartig in die Schmiedehöhle entlud. Die Flamme schleuderte die Zwerge mit gewaltiger Wucht zu Boden, tötete im Bruchteil eines Augenblicks sämtliche Rauchkäfer an Wänden und Decke und sprengte die Türen der Höhle auf.
    Und dann herrschte plötzlich eine eigentümliche Ruhe in der Höhle. Nichts war mehr zu hören. Kein Hammerschlag, kein Drachenatem.
    Der Rauch begann durch die angesengten Türen hinaus in die Gänge zu entweichen. Polterboldt rappelte sich auf. Sein Körper war mit Ruß und Brandblasen bedeckt und sein Bart beinahe vollkommen verbrannt.
    Was in aller Erze Namen war geschehen?
    Es war, als sei das gesamte Gas, das der Drache in der Brust getragen hatte, von einem Moment auf den nächsten in die Luft entwichen. Aber warum? So etwas hatte der Eisenmeister noch nie erlebt, obwohl er beinahe sein gesamtes Leben in den Schmiedehöhle verbracht hatte…
    Leise stöhnend betastete er seine Knochen, fasste sich an den Schädel und blickte sich vorsichtig um. Sein Genick schmerzte, und als er eine Hand in den Nacken legte, spürte er etwas Warmes, Feuchtes daran. Blut… Ein kurzer Blick zum Amboss zeigte ihm, dass es die anderen schlimmer getroffen hatte. Zwar richtete sich einer seiner Knechte mit rußverschmiertem Gesicht und angesengter Rüstung gerade ebenfalls hustend wieder auf, der andere aber lehnte reglos am Amboss, während sich eine große Lache Blut um ihn bildete. Sein Kopf hing unnatürlich schief zur Seite, und ein rotes Rinnsal sickerte aus einer Wunde an seiner Schläfe in seinen Bart hinab.
    Dem Eisenmeister wurde schwindelig. Er musste sich an der Felswand abstützen. Und nun erst erkannte er das tatsächliche Ausmaß des Vorfalls: Der Drache lag reglos in seiner Höhle, seine Nüstern blähten sich nicht mehr, und die Augen standen weit offen.
    Polterboldts Glimmschwinge war tot.
    Das war eine Katastrophe! Der Tod seines Drachens bedeutete das Ende seiner Schmiede, das Ende seiner Vormachtstellung! Er würde sich einen schäbigen Hornschuppler zulegen und seinen Stahl fortan im gleichen mittelmäßigen Feuer wie alle anderen schmieden müssen. Weder Feuer noch Stahl wären fortan mehr seine Vertrauten, und die Achtung, die man ihm entgegenbrachte…
    Ein weiterer lauter Knall erschütterte die Höhle. Dieses Mal weiter entfernt, aber dennoch gewaltig. Und dann noch einer. Und noch einer.
    Die Hand in den Nacken gepresst, wankte Polterboldt zum Ausgang hinüber, torkelte auf den Gang hinaus, und da sah er es: Aus allen Schmiedehöhlen entlang dem Gang drang der gleiche blassblaue Rauch, und nicht ein Hammerschlag war mehr zu hören. Kein Schlag, kein Echo. Der gesamte Schmiedebezirk wirkte wie ausgestorben.
    Zumindest bis aus den aufgesprengten Türen der Höhlen wenige Augenblicke später abgerissene und versengte Gestalten wankten und sich verwundert umschauten. Die Art, wie sie ihre schmerzenden Glieder hielten und in den Gang hinausstarrten, sprach eine deutliche Sprache: In diesem Moment begriffen sie alle, dass die Drachen tot und die Schmiedefeuer des Imperiums verloschen waren…
     

     

 
    8
     
     
     
    Der Große Verwalter wendete den falschen Bart nachdenklich in Händen. »Sie tragen also falsche Bärte…«
    Diese ungeheuerliche Erkenntnis ließ die Zwerge an der steinernen Tafel zusammenfahren. Falsche Bärte. Aber weshalb? Weshalb keine echten? Wenn es Zwerge waren, dann waren sie mit Bärten geschlüpft, warum hätten sie sie abrasieren sollen? Die Seele eines Zwergs ruhte in seinem Bart, seinem treuesten Begleiter vom Ei bis zum Feuer. Abgesehen von der zwergischen Seele fanden sich darin freilich manchmal auch Bierschaum, Essensreste, Insekten und allerlei mehr, das sich darin aufbewahren ließ. Davon abgesehen war ein Bart eine überaus praktische Sache.

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