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Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Aster, Christian von - Die grosse Erdfer

Titel: Aster, Christian von - Die grosse Erdfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zwerg und Uberzwerg
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und mit meiner Stimme sprechen…«
    Schaudernd blickte der Schatten zu seinem Meister auf, und ihm wurde einmal mehr bewusst, dass niemand auf dieser Welt dem Meister so nahe war wie sein Schatten.
    Dann hatte der Felsnesselvorhang sich bereits wieder geteilt, und der Meister war ein weiteres Mal im Fels verschwunden. Der Schatten atmet tief und ruhig. Seine nächsten Schritte würden Geschichte machen und den Grundstein neuer Zeitalter legen: In seinen Händen ruhte die Zukunft. In seinen Händen allein. Und er würde sich des Vertrauens würdig erweisen, das der Meister in ihn gesetzt hatte.
    Die beiden Felsläufer des Meisters brauchten nur wenige Schläge, um an ihr Ziel zu gelangen. Der erste hastete über eine Strecke von gut vier Gang. Seine kleine Schnauze zitterte im Dunkel der Gänge und suchte nach dem Geruch, auf den er abgerichtet war. Er kannte ihn, denn er war ihm bereits mehr als einmal gefolgt. Es scherte ihn nicht, ob das Ziel sich änderte oder wie weit es entfernt war. Dort, wo der Geruch herkam, warteten Rotknollensamen auf ihn. Nahrhafte, wohlschmeckende Rotknollensamen, und zwar geröstet, wie die Natur sie niemals selbst hervorgebracht hätte. Dafür brauchten Felsläufer Zwerge. Was immer sie sonst taten und was für einen Zweck sie haben mochten, in den Augen eines Felsläufers waren Zwerge Rotknollensamenröster. Und die Menge an Rotknollensamen in seinem Besitz bestimmte die Bedeutung eines Zwergs. Manche besaßen viele, andere wenige und einige gar keine Rotknollensamen. Letztere waren völlig uninteressant. Zumindest für Felsläufer, obwohl die Zwerge selbst das womöglich anders sahen.
    Die Welt eines Felsläufers war überschaubar. Sie bestand aus einem Geruch, einem Loch im Fels, gerösteten Rotknollensamen und Rotknollensamenröstern.
    Der Felsläufer hatte den verführerischen Geruch bereits gewittert, und er kam ihm immer näher. Er ließ seine Krallen schneller durch den Tunnel wirbeln. Und dann sah er Fackellicht am Ende des Ganges! Wo Fackeln waren, waren Zwerge. Und wenn die den ihm vertrauten Geruch verströmten, hatten sie auch Rotknollensamen. Hin und wieder machte er mitten im Lauf einen kleinen Freudenhopser. Er lief noch schneller und sprang zwei Schläge später in Erwartung eines feudalen Mahls aus der Öffnung des Ganges hinaus in den Auffangkäfig.
    Er landete jedoch keineswegs in einem Haufen leckerer Samen. Genau genommen nicht einmal in einem Häuflein. Verdutzt drehte das Tier sich einige Male um sich selbst. Etwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht. Hier war kein einziger Samen. Aber draußen am Käfig hing ein kleiner Stofffetzen, der den Geruch verströmte, auf den er abgerichtet worden war. Und diesen Geruch brachte er mit Rotknollensamen in Verbindung.
    Seine kleine Felsläuferwelt geriet aus den Fugen. Das unumstößliche Verhältnis von Zwerg, Geruch und Nahrung stand im Begriff, sich zu verschieben. Der Felsläufer reckte die Schnauze hoch und versuchte Witterung aufzunehmen. Irgendwo musste er sein. Der wirkliche, der unmittelbare Geruch dessen, wonach er gierte. Vielleicht waren die Samen aus dem Käfig hinausgefallen, oder der Zwerg, der sie bringen würde, war noch nicht da gewesen. Und dann roch er etwas. Etwas anderes. Er drängte sich an das Gitter des Käfigs und blickte blinzelnd hinaus.
    Rechts brannte in einem steinernen Kamin ein kleines Feuer. Feuer jedenfalls ließ sich nicht fressen, so viel war sicher. Das hatte er schon einmal ausprobiert. Aber dort draußen waren noch andere Käfige. Und in ihrem Inneren befanden sich kleine runde Dinger mit Beinen. Käferdinger. Der Felsläufer schnupperte aufgeregt. So also rochen runde Dinger mit Beinen. Nicht so, als ob man sie fressen könnte. Obwohl, fressen konnte man eigentlich alles. Doch sie rochen nicht so, als ob sie schmecken würden. Von außen sahen sie ziemlich hart aus. Vielleicht konnte man die Beine fressen… Davon hatten sie zumindest einige. Aber lecker sahen die eigentlich auch nicht aus.
    Der Felsläufer schnüffelte weiter und dann erblickte er den Zwerg. Den Zwerg, der gewiss Rotknollensamen in seinen Taschen hatte. Der Felsläufer stellte sich auf die Hinterbeine. Seine kleine Nase bebte. Wenn der Zwerg welche hatte, dann hatte er sie jedenfalls gut versteckt. Riechen konnte er nämlich keine. Der Zwerg öffnete den Käfig und griff hinein. Er brachte also keine Samen, sondern brachte den Felsläufer zu ihnen. Auch gut. Solange er dafür nicht noch weiter laufen

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