Astrilandis Buch 1
Ältesten so sprechen hören. Jetzt, wo ein Krieg bevor stand, waren die Ältesten nicht bereit, ihrer Königin Ratschläge zu geben. Vielleicht war der Grund dafür auch in der früheren Beziehung zwischen ihr und Pantheer zu suchen. Laonira fühlte sich im Augenblick alleingelassen. Sie kannte Pantheer als einen entschlossenen und unbarmherzigen Herrscher, der es gewohnt war Befehle zu erteilen, deren Einhaltung er streng überwachte. Sie musste sich ihre Antwort genau überlegen, deshalb sagte sie zu Vidanus. „Ich werde die Götter um Rat fragen. Dann erhaltet Ihr meine Antwort.“
Verloren kniete sie im Tempel der Meergöttin. Wie sollte sie sich nur entscheiden? Wenn Sie Pantheers Forderungen nachgab, brachte sie sich, ihre Tochter und das Land in große Kriegsgefahr. Verweigerte sie ihm die Gefolgschaft, war Hero in noch größerer Gefahr. Laonira sah keinen Ausweg und die Göttin Sanivala, der sie eine große Opferschale auf das magische Auge gestellt hatte, blieb stumm. Deshalb gab sie Vidanus folgende Antwort:
„Ich danke Euch für Euren ausführlichen Bericht und die Offenheit, mit der ihr mir die Angelegenheit vorgetragen hat. Euer Vertrauen ehrt mich. Mir liegt das Wohl unseres Volkes am Herzen und deshalb werde ich, um es zu schützen, unsere Schätze, die wir mit so viel Einsatz aus dem Meer geholt haben, diesem Barbaren ausliefern. Bis auf den heiligen Schatz, der unserer Göttin Sanivala geweiht ist, und der für unsere Kinder und Enkel bewahrt werden soll, werden wir Astrilandis in diesem Krieg unterstützen.“
Vidanus war froh, dass die Königin so einsichtig war. Auf Astrilandis hatte er erkannt, wie mächtig doch dieser Herrscher und die ihm untertanen Fürsten waren. Miatris war viel zu klein und wenig wehrhaft, um als Außenseiter eine besondere Rolle zu spielen. Die kleine Streitkraft, die sie auf die Beine stellen konnten, war für Pantheer nur ein Spielzeug für seine Schachzüge.
Die Forderungen Pantheers nach Segelschiffen und nach Perlen kamen den Abgesandten nur schwer von den Lippen. Laonira hatte geahnt, dass es soweit kommen würde und sie konnte und musste diese Ansprüche erfüllen. Dieser Mann ließ ihr keine andere Möglichkeit, als sich mit ihm zu verbünden, wenn sie nicht seinen Zorn auf sich ziehen wollte. Pantheers Macht hätte sie schon lange vernichten können und nur ihr Sohn war die Garantie dafür, dass alles so bleiben würde wie es war. Laonira gab den Gesandten die Anweisungen, so schnell es möglich war, die Schätze und die Schiffe bereitzustellen.
Laonira war klar, dass sie nun auch in Karikootos einen Todfeind hatte. Dieser Mann, der mit Schuld war am Zerwürfnis zwischen ihr und Pantheer war nun endgültig ihr Feind. Wenn sie sich jetzt mit Astrilandis verbündete, würde Karikootos auch versuchen, sie zu vernichten und Miatris in seinen Besitz zu bekommen. Doch sie fürchtete mehr um ihren Sohn, als um sich. Denn, falls es Karikootos gelingen würde, auf den Thron von Astrilandis zu kommen, würde dies Heros sicheren Tod bedeuten. Mit der Macht des heiligen Kristalls in seinen Händen würde dieser Herrscher nicht davor zurückschrecken, auch sie und ihr Königreich zu vernichten.
Am nächsten Tag in aller Frühe trugen die jungen Männer von Miatris Korb um Korb und Krug um Krug auf die fünf Segelschiffe, die vor Subsidonos angelegt hatten. Die Schiffe lagen schwer im Wasser und die vergoldeten Kiele streckten wie Schwäne ihre Hälse empor. Laonira hatte den ganzen Morgen von ihrer Plattform aus unter Tränen zugesehen, wie ihre Schätze weggetragen wurden. Die Taucherinnen, die die wertvollen Perlen aus den Tiefen heraufgetaucht hatten und den Reichtum von Miatris damit gemehrt hatten, waren entsetzt über so viel Dummheit ihrer Herrscherin. Warum gab Laonira alles weg um Astrilandis willen? Keiner konnte verstehen, was hier vorging. Nur die Abgesandten, die still die Aufträge der Herrscherin weitergaben und beaufsichtigten, wussten warum. Selbst Myadne kam zu ihrer Mutter, als sie sah, wie die Speicher leergeräumt wurden, und fragte mit vorwurfsvoller Stimme:
„Warum verschenkst du alles für ein Land, das uns immer nur schadet, das unsere Fische wegfängt und immer noch Gefangene unserer Insel in seinen Grotten festhält?“
Laonira sah ihre Tochter besorgt an: „Mein Kind, es gibt viele Gründe, die mich zwingen, Pantheer zu helfen. Die Götter sind auf unserer Seite und Du musst mir vertrauen, denn mir liegt viel an unserer kleinen Welt
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