Astrilandis Buch 1
Kleiderkammer, die Zofen sollen Dir ein angemessenes Gewand schneidern, du kannst nicht länger ohne Schuhe und Überwurf gehen. Und Hero, bitte trage den Sternenreif immer auf der Stirn. Jeder muss erkennen, dass du der künftige Herrscher von Astrilandis bist.“
Hero wusste, dass in der Kleiderkammer schon seit langem an einem reich verzierten Überwurf für ihn gearbeitet wurde, er hatte durch seine Amme davon erfahren, die mit verklärtem Blick davon erzählte: von goldenen Hirschen auf grünem Grund, von bunten Vögeln und Perlen in allen Farben. Hero machte sich nichts aus derlei Verzierungen. Bisher war ihm sein einfaches Gewand, das aus einem ledernen Lendenschurz und einem kurzen Überhemd, das gerade bis zur Taille reichte, bestand und das nicht viel besser war, als das eines Sklaven, immer recht gewesen. Er fand es eher lästig, wenn er zusah, wie sein Vater sich aufgrund des schweren Kleides bewegte. Es war immer sehr heiß auf Astrilandis und jedes Kleidungsstück war zu warm und in seinen Augen überflüssig. Die Sklaven hatten außer einem kurzen Lendenschurz nur ein Amulett um den Hals, woran man ihre Stellung erkannte und die höher gestellten Diener trugen ein kurzes Hemd mit einer Schärpe und manchmal Sandalen aus Ziegenleder. Auf Sandalen hatte Hero bisher verzichtet, obwohl er gut eine große Kiste davon besaß. Sie schnürten ihn ein und hinderten ihn am Rennen. Auch die aus weichem Ziegenleder gefertigten Stiefel, zog er nur ungern an. Alle diese Dinge versteckte er verächtlich in einer Truhe in seiner Kammer.
Nachdem sein Vater gegangen war, stand Hero noch ein paar Minuten regungslos auf dem kühlen Marmorboden. Sein Kopf schwirrte von den Neuigkeiten, die er unbedingt mit Amira besprechen musste. Mit einem Kloß im Hals ging er zurück in seine Kammer zu seinem kleinen Wolf, den er einem Sklaven zur Aufsicht übergebe hatte. Inzwischen war ihm auch ein Namen eingefallen. Er würde ihn Cid nennen.
Die beiden Geparde, die seinen Vater oft begleiteten und die schon sehr alt waren, musste er von Cid fernhalten. Hero mochte Man und Tan nicht, ihre gelben Augen und die langen Schwänze, die sie auf der Erde hinter sich her schleiften und vor allem nicht ihre Art sich grundsätzlich zu Füßen Pantheers niederzulassen, waren ihm ein Gräuel. Sie wurden von ihm ständig gestreichelt und mit Leckerbissen verwöhnt. Viele der Sklaven hatten panische Angst vor den Tieren, aber Hero beachtete sie einfach nicht. Nachdem Pantheer keinen Ton zu Heros Wolf gesagt hatte, ja ihn vielleicht nicht einmal wahrgenommen hatte, ging Hero davon aus, dass sein Vater es akzeptieren würde, wenn er künftig mit seinem neuen Begleiter im Palast herumlaufen würde.
6. Kapitel
Die Salsivaren auf Miatris
Nach einer stürmischen Fahrt über das unruhige Meer hatten die Abgesandten von Miatris wieder in der Bucht unterhalb des Palastes angelegt. Im Hafen warteten bereits einige Diener mit Maultieren, die sie durch die Schluchten der verkarsteten Berge bringen sollten, hinauf zum Krater des Vulkans, der in seiner Tiefe den Palast Subsidonos beherbergte. Während Sie auf diesen Palast zuritten, gab es keinen Hinweis darauf, dass sie bereits beobachtet und von der Herrscherin neugierig erwartet wurden. Laonira saß seit dem Morgengrauen auf der Plattform und hatte schon die Segel über das Meer kommen sehen. Der Aussichtsplatz war so in den Fels gehauen, dass er von außen nicht zu erkennen war. Die schwarzen geglätteten Vulkanwände waren mit Schilfmatten verkleidet, die regelmäßig mit Wasser benetzt wurden, um ein angenehmes Klima zu garantieren, denn Laoniras Haut vertrug die Sonne nur schlecht und die angefeuchtete Luft machte es möglich, dass sie sich dort auch während der heißen Tage aufhalten konnte. Sie saß ganz alleine auf einem Steinquader und erwartete ungeduldig die Abgesandten.
Als der Älteste auf der untersten Treppe erschien, lief sie ihm mit wehendem Gewand entgegen. Sie wollte die Abgesandten ohne den Ältestenrat nach Astrilandis befragen, denn ihr ganzes Interesse galt ihrem Sohn, der dort lebte. Vidanus, der die Fahrt nach Astrilandis geleitet hatte, war seiner Herrscherin sehr ergeben und Laonira erhoffte von ihm einen genauen Bericht über ihren Sohn. Als die Rückkehrer sich vor ihrer Herrscherin auf den Boden warfen, sah Laonira an ihren traurigen Mienen, dass ihre schlimmsten Befürchtungen eingetroffen waren. Es würde Krieg geben und sie mussten Pantheer Folge leisten. Doch
Weitere Kostenlose Bücher