Astrilandis Buch 1
fühlte, blickte er zurück. Der Kreponit saß wie eine Kugel zusammengerollt am Strand schlug mit einigen seiner Tentakel noch immer tastend um sich. Mit klopfendem Herzen schwamm Hero mit Cid entlang des Strandes und erst als er den Kreponiten nicht mehr sah, kehrte er an das Ufer zurück und lud sich Cid auf die Schulter, dann rannte er bis zu den Waden im Wasser so schnell er konnte weiter. Cid winselte noch immer, aber Hero sprach beruhigend auf ihn ein. Er hoffte, dass er nicht zu viel von dem Gift abbekommen hatte, sonst würde er seine Pfote verlieren. Sie liefen lange Zeit im Wasser bis der Strand schmäler wurde und die scharfkantigen Klippen bis zum Meer reichten. Das Wasser wurde tiefer, deshalb kletterte Hero auf die Felsen und setzte Cid wieder ab. Auf den rutschigen Felsen wurde das Gehen beschwerlicher, da er selbst gelegentlich die Hände brauchte, um seine Schritte auszubalancieren. Je höher sie den abschüssigen Felshang hinaufstiegen, desto weniger glaubte Hero daran, dass er den Pfad in den Wald finden würde.
Als er zurückblickte, sah er mit Entsetzen, dass sich auch einige der Kreponiten langsam aber zielstrebig hinter ihm den Hang hinauf bewegten. Wenn er nicht von ihnen eingekreist werden wollte, musste er sich beeilen. Der ganze Strand schien plötzlich in Bewegung zu sein. Er durfte nicht rasten, auch wenn Cid humpelte und seinen Herrn mit traurigen Augen ansah. Zu viele dieser widerlichen Tiere waren ihm schon zu nahe gekommen. Er musste Cid immer wieder über die Felsen hoch heben und dann selbst hinaufklettern, um ihnen zu entkommen. Mit ihren klebrigen Fangarmen bewegten sie sich mühelos über die unwegsamen Klippen.
Als er fast oben angelangt war, entglitt ihm sein Bündel mit den Nahrungsmitteln und auch der Krug mit dem Met zerschellte am Fels. Die Kreponiten machten sich sofort darüber her. Die letzte Wand war so glatt und steil, dass Hero nur mit dem Einsatz seiner ganzen Kräfte selbst hinauf kam. Cid saß noch unten und winselte und Hero versuchte ihn anzufeuern, damit er ihn mit Hilfe des Seils hinaufziehen konnte. Es vergingen schreckliche Augenblicke, bis Cid endlich begriffen hatte, was Hero mit ihm vorhatte. Er sprang mit einem Satz auf die Felswand zu und Hero zog ihn mit dem Seil blitzschnell herauf und lockerte es sofort, um ihm nicht die Kehle abzuschnüren. Er umarmte ihn und streichelte ihn, bis er sich wieder beruhigt hatte. Doch einer der Tentakel hatte bereits die obere Felskante erreicht und berührte fast Heros Zehen. Mit einem schnellen Hieb trennte Hero den klebrigen Fangarm ab. Doch viele folgten ihm nach. Hero hatte das Schwert aus der Scheide gezogen und hieb mit kräftigen Schlägen die vielen Tentakel ab, die sich wie Schlangen krümmten. Dann packte er Cid und stieg mit ihm noch höher hinauf. Als der Kreponit die abgeschnittenen Tentakel unter seinen Körper zog, rollte er sich zusammen und stürzte von der Felswand zurück auf das Plateau. Sein Körper zerplatzte und aus dem Inneren des Tieres krochen viele kleine Kreponiten, die sich langsam aber zielstrebig in Richtung Strand bewegten. Hero blieb wie angewurzelt stehen, um dieses Schauspiel zu verfolgen, doch dann besann er sich und blickte zurück zur Festung.
Im Osten sah er nun, wie die Sonne den Palast von Astrilandis aufleuchten ließ. Er schimmerte in allen Farben des Regenbogens und die Lichtstrahlen verwandelten die Festung in ein unwirklich aussehendes Objekt, das gerade vom Himmel gefallen zu sein schien. Hero blieb für einen Moment wie angewurzelt stehen, er beobachtete atemlos, wie die Sonne den Palast zum Glühen brachte. Das schwarze Lavagestein hatte viele glitzernde Einschlüsse und zusätzlich hatten die Vorfahren des Astrilandis Geschlechts eine große Anzahl Bergkristalle und farbige Edelsteine in die Wände eingelassen. So entstand bei Sonnenauf- und -untergang ein unbeschreibliches Farbspiel. Hero fand, dass der Name „Astrilandis“ - Land unter den Sternen - diesen wunderbaren Anblick am besten beschrieb.
Einen Augenblick lang hatte man den Eindruck, als sei ein Sternenhaufen auf der Erde gelandet, der sich in alle Richtungen verstrahlte. Das magische Leuchten war es auch, das diesen Palast zu etwas Besonderem machte, den die Götter liebten und als ihren Hauptsitz gewählt hatten. Dieser Magie konnte sich niemand entziehen und für alle Völker des Kontinents war der Palast von Astrilandis ein heiliger Ort und die Herrscher des Palastes erschienen ihnen allmächtig.
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