Astrilandis Buch 1
vorzubereiten.
Hero vermied es, sich mit seinem Vater im Augenblick zu streiten, denn Pantheer war durch die schwierigen Entscheidungen, die er laufend zu treffen hatte und durch die Schlachten, die er schlagen musste, nicht bereit auf Hero einzugehen und sich seine Pläne anzuhören. So bald der Krieg zu Ende war, würde Pantheer wieder auf die Heirat zu sprechen kommen, und Hero fürchtete diese Auseinandersetzung, da er die Tochter Windurs auf keinen Fall heiraten wollte und sich dem Wunsch seines Vater widersetzen würde. Bis dahin musste er Mita gefunden haben.
Durch die lange Trennung war ihm endgültig klar geworden, wie sehr sie ihm fehlte. Er sehnte sich nach ihrer freundlichen Stimme und ihren Scherzen. Wenn er nachts auf seinem Lager die Augen schloss, war sie plötzlich wieder neben ihm, lag verträumt im Gras oder kitzelte ihn mit ihren langen Zöpfen. Selbst der Geruch nach frisch gebackenem Brot in ihrem Haar kam ihm dann wieder in den Sinn. Er hielt es nicht mehr länger aus, er musste sie so schnell wie möglich wieder finden, egal wohin ihn der Weg führen sollte. Sobald seine Verletzung völlig verheilt war und er wieder reiten konnte würde er den Palast verlassen und sie suchen.
Während er noch allein im Gang vor seinem Schlafgemach stand, kam Cid aus seinem Zimmer gerannt und umrundete fröhlich seinen Herrn. Hero bückte sich, um ihn zu streicheln und befestigte die Leine an seinem Halsband. Dann ging er mit ihm zusammen hinaus in das grelle Sonnenlicht.
Hero stieg auf den Aussichtsturm, um zu überprüfen, ob das Heer der Falkenbrüder schon zurückgekehrt war, doch so weit der Blick von dort oben auch reichte, es gab noch keine Zeichen der Rückkehr. Vielleicht war die Schlacht noch nicht zu Ende. Heros Stirn legte sich in tiefe Falten. Er ertrug es kaum, hier im Palast festzusitzen, während draußen eine Schlacht tobte, bei der er selbst nicht dabei sein konnte. Sein Vater hatte es immer vereitelt, ihn an seinen Siegen teilhaben zu lassen. Hero fühlte sich verraten und gedemütigt. Hatte er nicht auf Miatris bewiesen, dass er das Schwert eben so gut führen konnte wie Pantheer? Er blickte in die Richtung von Tondoros, wo der Berg rauchte wie jeden Tag um diese Zeit. Die heißen Aschewolken, die er ausstieß, waren keine Besonderheit. Die Götter zeigten ihre Gegenwart und viele der Astrilandier neigten ihren Kopf um diese Zeit in Richtung Norden für ein Gebet.
Sein Vater befand sich jetzt in der Schlacht hinter diesem Berg. Trotz seines Zorns hoffte Hero, dass Pantheer wieder einen Sieg erringen würde. Doch die Angst überwog, dass die Vassonier so zahlreich waren, wie Krotos es angekündigt hatte. Wie sollten dann die Astrilandier siegen? Der heimtückische Plan, die Vassonier mit Hilfe des Vulkans zu besiegen, war so gefährlich, dass dieses Vorhaben auch scheitern konnte. Die Götter des Berges hatten während der letzten Schlachten gegrollt und mehr Asche als sonst über das Land geschickt. Wenngleich Hero nur selten über die Macht der Götter nachdachte, in diesem Augenblick fürchtete er sie.
Dann sah er, wie drei Reiter mit einem Pferd, auf dem ein Verletzter lag, auf den Palast zuritten. Er verließ seinen Aussichtsplatz und lief den Ankommenden entgegen. Schon ertönte heftiges Klopfen an der unteren Palasttüre. Hero stand mit klopfendem Herzen da, als die Palastwache das Tor öffnete. Zunächst war nicht zu erkennen, wer in dem Bündel lag, das die Krieger schweißüberströmt hereinschleppten. Hero sah jedoch an der Hand, die aus dem Bündel herausragte, den bekannten Ring, den Krotos trug. Die Lilie mit dem blauen Stein war sein Familienzeichen. Die Massonier trugen nichts, als einen kurzen Lendenschurz, in ihre Felle hatten sie den Verletzten gehüllt. Vorsichtig legten sie den Verletzten auf dem großen Platz vor den Gemächern Pantheers ab. Hero öffnete mit angehaltenem Atem vorsichtig dass Fellbündel. Krotos schlug die Augen auf, aber in seinem Schädel klaffte ein großes Loch, aus dem es heftig blutete. Er sah Hero kurz in die Augen, konnte aber nicht sprechen. Die Palastwachen hatten Laonira herbeigeholt, die sich neben Krotos auf den Boden warf und seine Verletzungen ansah. Seine Stiefel hatten große Brandlöcher und die Haut darunter war von Blasen übersät. Die Verbrennungen, die er an den Beinen erlitten hatte, mussten sofort gekühlt werden. Dunkelrotes Blut sickerte auf Laoniras Gewand. Sie riss sich einen Ärmel ihres Kleides ab, um es Krotos um den
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