Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
wie etwas aussieht oder was andere Leute denken. Sich darüber Sorgen zu machen wäre unlogisch. Es gibt nur eine Sache, nur eine Person, die logisch scheint.
»Ich dachte das eigentlich auch.« Ich sehe meine Mom an. Sie lächelt. Sie weiß, was ich denke, sie hat meine Gedanken gelesen. Plötzlich sehe ich sie vor mir, als gute Fee verkleidet.
»Du kannst meinen Mietwagen nehmen. Er ist vor dem Haus geparkt, irgendein furchtbarer SUV. Du kannst ihn nicht übersehen, er ist orange und so groß wie ein Schulbus. Es war der einzige Wagen, den die Mietfirma noch hatte, als ich ankam«, sagt sie und gibt mir die Schlüssel.
»Du kannst nirgendwohin fahren. Was ist mit dem Kuchen?«, quietscht Doug.
»Ich muss.« Ich sehe ihn an, sein Schlips hängt schief. »Es tut mir leid, Doug.«
»Wann kommst du zurück?«
»Gar nicht.« Alle sind still. Es scheint, als würden meine Worte immer noch im Zimmer herumspringen.
»Das meinst du nicht ernst.« Er sieht sich um. »Das wirst du bereuen.« Dougs Lippen werden schmal.
»Das kann sein oder auch nicht.« Ich nehme die Schlüssel meiner Mutter. Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass ich es noch mehr bereuen werde, wenn ich es nicht versuche. Ich sehe mir die Leute an. Ich habe das Bedürfnis, etwas zu verkünden. »Ich möchte euch allen für euer Kommen danken, entschuldigt das Drama. Mir ist etwas klar geworden. Viele von euch wissen, dass eine kurze Karriere als Hellseherin hinter mir liegt, die die Zukunft vorhersagt und so was. Es ist mir klar geworden, dass man die Zukunft nicht kennen muss. Alles, was man tun muss, ist, Entscheidungen treffen, die einen in die Richtung lenken, in die man gehen will, und das gemeinsam mit den Leuten, mit denen man gehen will.« Niemand sagt etwas. Ich fand, dass das ziemlich tiefsinnig war, und hatte eigentlich auf eine größere Reaktion gehofft. Meine Mom schubst mich leicht in Richtung Tür.
Draußen regnet es, fette Tropfen, die vom Himmel fallen und auf die Auffahrt vor dem Hotel prasseln. Der Mietwagen meiner Mom steht an der Seite. Ich laufe am Angestellten, der die Autos parkt, vorbei und springe hinein. Ich fahre einen VW-Käfer und könnte mein Auto in diesem Wagen hier parken und hätte immer noch Platz übrig. Ich drehe mich um und gebe Gas. Die frische Luft hat mich munter gemacht, und plötzlich muss ich sofort dorthin, keine Minute später. Ich muss Nick finden, bevor er mit Cathie spricht. Wenn er das erst einmal getan hat, wird es für ihn schwierig werden, es wieder rückgängig zu machen, dafür ist er zu sehr Gentleman. Ich lege einen Gang ein und fahre zur Ausfahrt. Der Angestellte rennt, wild mit den Händen wedelnd, vors Auto. Ich vermute, dass Doug ihn geschickt hat, um mich aufzuhalten, aber ich werde mich nicht so leicht vom Weg abbringen lassen. Ich reiße das Lenkrad nach rechts, um ihm auszuweichen, und rase unter das Hotelvordach.
Eine Sekunde bevor ich unter das Vordach fahre, bemerke ich ein kleines Schild auf dem »1,80 m« steht. Für den Bruchteil einer Sekunde frage ich mich, wie hoch dieses Ding wohl ist? Das Geräusch von knirschendem Metall ist laut zu hören. Damit weiß ich, dass der SUV mindestens 1,81 Meter hoch ist. Ich habe den Wagen fest eingeklemmt wie einen Mastodon in eine Teergrube. Ich lege den Rückwärtsgang ein und versuche zurückzusetzen, wieder knirscht das Metall und dann, nach einem lauten Stöhnen – Freiheit. Ich spüre etwas auf meinen Haaren und schaue nach oben. Das Sonnendach ist aufgerissen, eine Schraube fällt herunter, und dann kracht das Ganze auf die Motorhaube und rutscht zu Boden. Der Regen prasselt jetzt ins Auto. Ich schalte den Motor aus und hebe mein Gesicht eine Sekunde lang in den Regen.
»Lady, sind Sie verrückt?«, brüllt der Angestellte. Ich antworte nicht. Es scheint die Art von Frage zu sein, die keine Antwort braucht. Ich steige aus dem Wagen, um nachzusehen, ob es von außen genauso schlimm aussieht. Das Hotelvordach ist verbogen wie eine geschmolzene Kerze. Das Dach des Mietwagens meiner Mom sieht eingedellt aus, und das Sonnendach liegt wie ein platt gefahrener Igel da. Wer konnte auch ahnen, dass diese Dinger so nachlässig installiert werden? Es regnet ins Auto. Das geht nicht.
»Haben Sie Klebeband?«, frage ich in einem, wie ich finde, ruhigen Tonfall.
»Klebeband? Lady, Sie haben das Auto ins Hotel gefahren!«
»Ich habe es nicht ins Hotel gefahren. Das hier ist offensichtlich eine Art Vordach. Es wurde später angebaut, das
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