Aszendent Liebe: Roman (German Edition)
Geschichte ist die, dass er eigentlich schon immer vermutet hat, dass ich gar keine echte Hellseherin bin. Mein erster Gedanke war, ihn einen Lügner zu nennen, aber ich konnte mich gerade noch beherrschen. Stattdessen sagte ich, wie sehr ich es schätzte, dass er mich nicht unter Druck gesetzt hat und wohl instinktiv gewusst haben muss, dass ich nur dann ein Geheimnis vor ihm habe, wenn es sehr wichtig ist. Wir küssten und versöhnten uns und versprachen, einander nie wieder vorzumachen, über paranormale Fähigkeiten zu verfügen.
Jane findet die ganze Geschichte lustig. Ich sage ihr immer wieder, dass es gar nicht witzig war, aber sie unterbricht mich und ruft den Sender an, um zu fragen, ob sie eine Kopie der Sendung bekommen kann.
»Ich muss einfach Melanies Gesicht sehen, als Nick ihr sagt, er ist stolz auf sie, weil sie denkt. Das muss unvergleichlich gewesen sein.«
»Ich kann immer noch nicht glauben, dass Nick das getan hat, dass er alles als seine Idee ausgegeben hat.«
»Ich schon, ich sage dir doch die ganze Zeit, dass er verrückt nach dir ist.«
»Er hat mich geküsst.«
»Was! Warum hast du das nicht erzählt?« Jane saust um das Hotelbett herum, bis wir nebeneinander sitzen.
»Es war mehr ein Abschiedskuss. Er hat eine Freundin. Er wird sie heute Abend bitten, nach Vancouver zu ziehen.«
»Was wirst du jetzt tun?«
»Ich werde gar nichts tun. Ich werde mich anziehen und zu meiner Verlobungsfeier gehen.« Jane seufzt dramatisch, hilft mir aber beim Anziehen. Ich weiß, dass sie noch mehr sagen will, aber zum Glück behält sie alles für sich. Die endlose Einkaufstour war es wert, das Kleid ist perfekt. Der Stoff fängt das Licht ein und fällt genau richtig. Ich sehe darin mindestens fünf Kilo leichter aus, was schon allein jeden einzelnen Penny wert ist. Jane steckt mir die Haare hoch, und als würden sie die Bedeutung des Anlasses begreifen, benehmen sich meine Locken ausnahmsweise gut und stehen nicht wild vom Kopf ab. Es ist die Art von Outfit, von dem man normalerweise nur träumt. Es hat diesen legeren, zufälligen Look, den ich auch sonst anstrebe, aber nie erreiche.
Die Party ist so, wie ich sie mir immer vorgestellt habe. Der Ballsaal des Hotels sieht magisch aus, und ich bin von ein paar Hundert meiner engsten Freunde umgeben. Genau genommen sind die meisten dieser Leute nicht meine engsten Freunde. Eigentlich kenne ich die Mehrheit von ihnen überhaupt nicht. Ann hat eine Gratulationsschlange arrangiert, und seit einer Stunde stehe ich zwischen Doug und Theodore und werde von Wildfremden geküsst. Ich habe versucht, es auf ein freundliches Händeschütteln zu beschränken, aber das kam nicht an, sie beugen sich einfach vor und drücken mir ihre Lippen aufs Gesicht. Anscheinend bin ich jetzt, da Doug und ich offiziell verlobt sind, für jeden im weiteren Familienund Freundeskreis der Chases Freiwild für emotionale Ausbrüche.
Ann hat ein Streichquartett für den Abend engagiert, und die Musik vermischt sich mit den Gesprächen. Wenigstens nehme ich an, dass sie das Quartett engagiert hat. Mag sein, dass sie es gekauft hat, und die Gruppe den Rest ihres Lebens in ihrer Garage verbringen muss, wo sie mit ihren Saiten spielen, bis sie wieder gebraucht werden. Es ist meine Party, man sollte also meinen, dass ich sie genießen darf, dass ich trinke, esse und tanze und irgendwas anderes tue, und nicht nur neben der Tür stehe. Meine Füße schmerzen allmählich. Die hohen Absätze, die perfekt zu dem Kleid passen, sind offensichtlich eher zum Ansehen als zum Tragen gemacht. Es sind Sitzschuhe. Ich spüre, wie sich an meinem kleinen Zeh eine Blase bildet. Im Moment hat die Blase dieselbe Größe wie mein Zeh. Ich nehme an, dass sie in einer Stunde ungefähr doppelt so groß sein und meinen Fuß wie eine Art Megablase übernehmen wird.
Mein Dad und Sharon waren vor ungefähr zwanzig Minuten an der Reihe. Ich habe gesehen, wie sich mein Dad umgeschaut hat und schwer erstaunt war. Ich habe lange vermutet, dass er dachte, dass ich schließlich jemanden heiraten würde, der »Jed« heißt und ihn bei der Hochzeit um Geld für einen Wohnwagen angehen würde, den wir dann auf einem brachliegenden Grundstück abstellen würden. Das Empress Hotel und die vor Geld stinkenden Gäste waren für ihn eine angenehme Überraschung. Sharon war genervt. Ich habe sie lange und genau meinen Ring ansehen lassen. Er ist vielleicht etwas grell, aber es ist ein greller Riesendiamant.
»Du siehst wunderbar
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