Aszendent zauberhaft
Du hast über nichts anderes mehr geredet. Niemand hat mehr über irgendwas anderes geredet. Über ein Jahr lang ging es nur noch um Listen und Tabellen, war es nicht so? Deine doofen Sternzeichen haben dir gesagt, was gut für uns ist. Daten, Zeiten, Orte – alle Pläne haben sich nach
diesem Astrologie-Quatsch gerichtet, weißt du noch? Deine Freundinnen und deine Mutter und meine waren die ganze Zeit hier und haben über Kleider geredet und über Blumen und über Lokalitäten und Speisekarten und Fotografen – und über nichts anderes. Gerade so, als würden wir irgendeine königliche Varietévorstellung vorbereiten. Als wäre die Hochzeit wichtiger als wir. All die Jahre, die wir zusammen waren, haben gar nicht mehr gezählt, es war …«
»Halt den Mund!«, schrie Phoebe ihn an. »Ich glaub dir kein Wort. Du hattest ja reichlich Zeit, dir eine Geschichte auszudenken. Eine Geschichte, die dich in möglichst gutes Licht setzt und mich ins Unrecht. Das ist alles Quatsch, Ben, und das weißt du auch. Du hättest all dem jederzeit ein Ende machen können, wenn die Hochzeitspläne nicht das waren, was du wolltest. Du warst damals schließlich mit allem völlig einverstanden! Es ging um einen ganz besonderen Tag für uns beide – ach nein, so war es aber gar nicht. Ich Dummchen. Ich hatte ja einen Soloauftritt.«
Sie wandte sich ab und starrte aus dem Wohnzimmerfenster. In der Septembersonne erwachte die Winchester Road wieder zum Leben. Die Leute fegten das Treibgut des Hochwassers aus ihren Einfahrten, unterhielten sich über den Gartenzaun, lachten über die Evakuierung in den Gemeindesaal und nickten mitfühlend in Richtung des halben Dutzends beschädigter Häuser am unteren Ende der Straße.
Wie lange schien das auf einmal her zu sein. Wie lange her, das wunderbare fröhliche Geburtstagsessen im Garten und die wahnwitzig verrückte Nacht, die darauf folgte. Mit Rocky …
»Phoebe, sieh mich an.«
Sie drehte sich nicht um.
»Süße, bitte. Ich weiß, was für ein Idiot ich gewesen bin. Wie konnte ich fünfzehn Jahre einfach so wegschmeißen? Ich habe
nie ein anderes Mädchen angesehen, keine andere Frau, nicht ein einziges Mal. Nur dich. Es gab immer nur uns zwei, war es nicht so? In der Schule und auch sonst.«
»Komm mir bloß nicht auf die Mitleidstour.« Phoebes Stimme bebte. Sie war müde und überreizt und sehr, sehr zornig. Sie wollte auf keinen Fall weinen. Nicht jetzt. Nie wieder. Sie schniefte. »Kram jetzt nicht die glücklichen Erinnerungen hervor, Ben. Lass das. Hast du irgendeine Ahnung, wie es mir gegangen ist? Nicht nur, am Altar stehen gelassen zu werden – über dieses entsetzliche Erlebnis werde ich nie hinwegkommen, glaub mir. Aber danach? Die praktischen Angelegenheiten, mit denen deine und meine Eltern sich herumschlagen mussten? Der Empfang – kannst du dir vorstellen, wie das gewesen ist? Oh nein – ich bin auch nicht hingegangen. Ich war daheim in Bagley zusammen mit Clemmie und Amber und Sukie und Leuten, die sich wirklich etwas aus mir machen, und wäre beinahe durchgedreht. Aber unsere Eltern mussten in das Hotel und aus der Situation das Beste machen, für die Leute, die für unsere Hochzeit von weit her angereist waren. Die Disko und das Feuerwerk haben sie abgesagt, aber das Festessen hat stattgefunden. Es ging wohl wesentlich trübseliger zu als bei einer Beerdigung.«
Ben kam auf sie zu. »Himmel, Phoebe, an all das habe ich gar nicht gedacht. Mit nicht einem Gedanken. Das Einzige, woran ich gedacht habe, war, da vorn vor all den Leuten stehen zu müssen, herausgeputzt wie eine Schaufensterpuppe, und das Ganze kam mir so unecht vor.«
»Es war nicht unecht, verdammt!« Sie wirbelte herum. »Es war eine Zeremonie, um vor allen Menschen, die uns wichtig waren, unsere Liebe und Hingabe füreinander zum Ausdruck zu bringen. Eine traditionelle Feier, Ben. Das war es. Wenn du eine formlose Trauung im Standesamt mit zwei Unbekannten
als Zeugen gewollt hättest, dann hättest du es nur sagen müssen!«
»Ich habe mir immer gewünscht, dich zu heiraten.«
»Dann hättest du kommen sollen.«
»Ich konnte dieses ganze Brimborium nicht ertragen, das war alles. Ich hatte Angst, okay? Angst. Ich war eingeschüchtert von dem ganzen Aufwand. Wie auch immer du es nennen willst. Nie im Leben bin ich vor dir weggelaufen.«
»Doch, das bist du, Ben. Wie der Feigling, der du bist. Wie ein Feigling konntest du es mir nicht ins Gesicht sagen, nicht wahr? Wie ein Feigling hast du dich
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