Aszendent zauberhaft
hier also alles erledigt ist und wir nach Hause können und den Strom anschalten und Warmwasser aufheizen, werde ich mir die Haare waschen, ein langes Bad nehmen und danach wieder ins Bett gehen.«
»Und deine Sachen wieder ins Erdgeschoss räumen?«
»Tja, einen Teil davon schon. Zumindest die Sachen, die ich im Augenblick brauche. Hör mal, es gibt da noch vieles zu besprechen, findest du nicht? Auch mit Essie und Slo. Wir
können nicht einfach ins kalte Wasser springen. Überleg doch mal, ich treib dich wahrscheinlich in den Wahnsinn, indem ich ständig aufräume und nervös werde, wenn die Kissen schief liegen oder die Kerzen nicht auf genau dieselbe Länge heruntergebrannt sind oder wenn es freitags keinen Fisch zum Essen gibt und so.«
»Und ich werde dich höllisch aufregen«, Rocky enthedderte sich aus der Leine des Retrievers und strebte zur Tür, »indem ich im Bad die Handtücher auf dem Fußboden liegen lassen und die Zahnpasta-Tube nicht zuschraube und vergesse, an welchem Tag die Mülltonnen rausgestellt werden müssen. Aber wir haben schon miteinander geschlafen, und das ist immerhin ein Anfang.«
Phoebe starrte ihm nach, dann musste sie lachen.
Es war, dachte sie, als sie sich eine Stunde später aus Rockys Wagen die Winchester Road besah, als hätte es das Unwetter von letzter Nacht gar nicht gegeben. Als wäre die ganze Sache nur ein schrecklicher Albtraum gewesen. Der Himmel erstreckte sich hellblau und mit flauschigen weißen Wölkchen unschuldig über den Häusern, die Sonne schien, und der Morgen war mild und frisch.
Nur breite Bahnen grauen Schlamms und dicke Haufen von zähem Matsch am Straßenrand sowie Blätter und Zweige und andere auf dem Gehweg liegen gebliebene Überreste zeugten noch von den Verwüstungen der vergangenen Nacht. Und natürlich der am oberen Ende der Straße geparkte Einsatzwagen der Feuerwehr sowie zahlreiche Autos, die wegen des Treibgutes nicht in ihre Einfahrten konnten und am Straßenrand abgestellt waren.
Der Daimler und der Leichenwagen standen beide wieder in der Auffahrt der Motions. Mary Miller machte ihre Fenster auf.
Alles kehrte zum Normalzustand zurück.
»Weißt du«, sagte Phoebe, als Rocky den Lieferwagen vor ihren Wohnungen abstellte, »ich habe nachgedacht. Über das Thema Wohngemeinschaft. Wir könnten da noch jemanden mit einbeziehen.«
»Nicht YaYa! Auf keinen Fall! So sehr ich sie auch mag, ich teile meine Wohnung nicht mit dir und einer überkandidelten Tunte. Eine von euch beiden, ja. Aber alle beide, niemals.
»Bert.«
»Bert?« Rocky sah sie fragend an. »Kenne ich Bert? Ist Bert der Typ, den ich mir für eine Ménage à trois aussuchen würde?«
»Natürlich kennst du Bert. Aus Twilights. Essies Freund. Tolle Augen. Mieses Origami.«
»Ach ja, Bert. Was ist mit ihm?«
»Na ja …« Phoebe brach ab. »Ach, kommst du nicht rein?«
»Ich fahr zur Arbeit. Nicht lange, aber ich muss den Auftrag, den ich gestern angefangen habe, noch eben zu Ende bringen. Der Mann, für den ich arbeite, wohnt in dieser neuen Siedlung in Winterbrook mit den riesigen altmodischen Gärten, und er hat gesagt, er würde mich jeder Menge anderer Leuten empfehlen – daran will ich ihn noch mal erinnern. Ich brauche alle Stammkunden, die ich kriegen kann. Es geht nur um Aufräumarbeiten, kein Rasenmähen oder irgendwas, das nach dem Regen ein Problem wäre. Sollte nicht länger als eine Stunde dauern, danach könnten wir uns mit dem Kleingedruckten in Sachen Wohngemeinschaft befassen, okay?«
»Gut.« Phoebe nickte. »Aber was Bert angeht …«
»Nur raus damit – was ist mit Bert?«
»Also, ich weiß, wie schmerzlich er seine Mutter und seine Tanten vermisst, bei denen er gelebt hat, bis sie vor Kurzem gestorben sind und er daraufhin nach Twilights musste. Er hat
sich mit Essie und Co angefreundet, weil er bemuttert werden möchte, aber er fühlt sich dort überhaupt nicht wohl. Weint sich jede Nacht in den Schlaf, der arme Kerl. Also – wenn Slo mit Essie hier einzieht, könnten wir doch vorschlagen, dass Bert bei Constance und Perpetua wohnt?«
»Wieso? Ach ja … verstehe … Bert hätte seine Ersatzmütter und ein richtiges Zuhause, und die Damen Motion hätten einen Mann im Haus. Du hast mehr drauf als nur ein hübsches Gesicht, Phoebe Bowler, nicht wahr?«
»Heute Morgen hast du mich noch mit einer Mumie verglichen, wenn ich erinnern darf. Aber egal, im Grunde ist das wirklich lustig, denn vor Ewigkeiten habe ich Bert mal die Tarotkarten
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