The Walking Dead 3: Roman (German Edition)
Eins
S ich windend vor Schmerzen, liegt Bruce Allan Cooper auf dem Boden. Ihm steigen Tränen in die Augen, als er versucht, Luft zu holen und wieder zu Atem zu kommen. Er hört das röchelnde, wilde Knurren des halben Dutzends Beißer, das auf ihn zukommt, um endlich etwas zwischen die Zähne zu kriegen. Eine Stimme in seinem Kopf schreit ihn an: Steh endlich auf, du verdammter Idiot! Du verschissener Schlappschwanz! Was zum Teufel machst du da unten? Steh auf!
Bruce Allan Cooper ist ein Riese von einem Mann, ein Afroamerikaner mit dem Körperbau eines Basketball-Angreifers oder Schwergewichtsboxers. Sein imposantes Äußeres wird von seinem kahl rasierten, raketenförmigen Schädel und einem teils ergrauten Ziegenbart abgerundet. Schnell rollt er sich durch den Staub auf eine Seite und entgeht um Haaresbreite einer erwachsenen Beißerin, die mit verwesenden Fingern nach ihm krallt. Die Hälfte ihres Gesichts ist abgefallen, einfach weggefault, und sie schnappt vergeblich mit ihren Zähnen in die Luft.
Der Versuch, sich aufzurichten, indem er sich mit beiden Beinen vom staubigen Boden abstößt, scheitert. Er rutscht aus, kommt keine zwei Meter weit, als ein scharfer Schmerz seine Seite entlangschießt und seine Flanke und Rippen in Flammen aufgehen lässt. Er hält abrupt inne, die Höllenqualen lassen ihn zuerst mitten in der Luft erstarren und zwingen ihn dann wieder zu Boden. Er landet auf dem Rücken, die rostige Kreuzhacke noch immer in der Hand. Der Kopf des Todeswerkzeugs ist mit Blut verkrustet, Haare hängen in dicken Strähnen herab, und die gesamte Hacke ist mit einer schwarzen, dickflüssigen Brühe bedeckt, die von den Überlebenden allgemein Zombie-Scheiße genannt wird.
In seinem zerfetzten Tarnanzug und den mit Schlamm und Staub verkrusteten Stiefeln der Woodbury-Miliz liegt er einen Augenblick lang da wie vom Donner gerührt. In seinen Ohren tost es, und wegen seiner gebrochenen Nase droht eines seiner Augen zuzuschwellen. Er schaut in den Himmel Georgias – über sich sieht er graue, wie schmutziges Spülwasser gefärbte Wolken hängen, die selbst für April bedrohlich wirken –, und es scheint Spott auf ihn herabzuregnen: Du bist nichts weiter als ein Insekt da unten, Brucey-Boy. Eine Made auf dem Kadaver einer verendenden Erde, ein Parasit, der sich von den Abfällen und Trümmern der dahinschwindenden menschlichen Gattung ernährt .
Plötzlich verschwinden die Wolken über ihm hinter drei anormalen Gesichtern – wie dunkle Planeten, die das Himmelszelt verdecken. Jedes einzelne knurrt und geifert dumpf vor sich hin. Wie betrunken starren ihn drei Paar milchig weiße, sich nie schließende Augen gierig an. Einer der Beißer sabbert – ein fetter Kerl in einem völlig verdreckten Krankenhauskittel –, und schwarzer, dickflüssiger Speichel tropft auf Bruces Wange.
» VERDAMMT NOCH MAL !«
Bruce fängt sich in Sekundenschnelle, verspürt eine unerwartete Kraft in seinen Knochen. Er holt mit der Kreuzhacke aus. Das spitze Ende schießt durch die Luft und bleibt im weichen Doppelkinn des einen Beißers stecken. Die untere Hälfte seines Gesichts löst sich wie von Geisterhand, und eine Fontäne glänzenden Knorpelgewebes und glitschigen Fleisches schießt meterweit in die Luft, ehe alles mit einem nassen Platschen neben ihm auf dem Boden landet.
Er rollt sich erneut zur Seite, rafft sich auf, vollführt eine halbe Pirouette – eigentlich recht elegant für einen solchen Riesen, der gleichzeitig unerträgliche Schmerzen leidet – und trifft mit der Kreuzhacke in die verfaulte Halsmuskulatur einer weiteren Beißerin, die auf ihn zustolpert. Ihr Kopf fällt, bleibt plötzlich wie von Geisterhand mitten in der Luft hängen, wird einen Augenblick lang von den Fäden vertrockneten Gewebes gehalten, ehe er sich losreißt und zu Boden purzelt.
Ihr Schädel kullert einen halben Meter über die Erde, hinterlässt eine Spur schwarzen Eiters, während der Körper einen quälenden Augenblick lang noch aufrecht dasteht, zitternd und bebend, die abgestorbenen Arme in grässlicher, blinder Gier verkrampft nach ihm ausgestreckt. Als die Gestalt endlich in sich zusammensackt, liegt etwas Metallenes neben ihren Füßen.
Plötzlich hört Bruce etwas, das er hier und jetzt nie erwartet hätte. Nach dem Chaos und dem Gemetzel kämpft sich das Geräusch an seine traumatisierten Ohren vor: das Schlagen von Trommeln . Zumindest klingt es so in Bruces von Tinnitus geplagten Ohren – ein pochender,
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