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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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lebhaft vorstellen, wie er soeben von Paralysatorstrahlung auf Desintegrator oder Impulskanone umschaltete, um mich in den nächsten Sekunden zu vernichten. Ich fühlte mich so unendlich müde, hätte in diesem Moment den Tod, dem ich so oft von der Schippe gesprungen war, wie einen guten alten Freund erwartet und umarmt …
    »Gehorche dem Mann!«, hörte ich plötzlich jene Stimme, mit der ich am allerwenigsten gerechnet hatte.
    Camara Zaintz. Das unscheinbare Mädchen, das mir mit seinen unbekannten Kräften das Leben aus dem Körper gesaugt hatte; selbst der Zellaktivator, unter der fülligen Bioplastmasse meines Bauchs verborgen, tat sich schwer, gegen meine Schwäche anzugehen.
    »Ich rette dich«, sagte sie leise. »Du gibst mir dafür, was in dir steckt.« Sie schwieg für einen Moment, um schließlich ein gieriges »Alles!« hinzuzusetzen, das mich schaudern ließ.
    Hinter ihr torkelte Ulja da Tromin zwischen den Fabristas umher. Sein Leib blutete aus mehreren tiefen Wunden. Die Plättchen schwangen wild umher. Sie hatten sich längst bis zum Boden des Raums herabgesenkt und zerschnitten meinen Verfolger.
    »Die Maschine gehorcht mir«, sagte Camara nun sanft, ohne auf den Sterbenden zu blicken. Offensichtlich hatte sie ihn während des Marsches durch das Fabrista-Labyrinth aus dem Rhythmus gebracht und damit dem Tod überantwortet. »Überleg dir rasch, was du willst.«
    »Einverstanden.« Ich nickte ihr zu.
    Von Minute zu Minute ging es mir besser. Der Zellaktivator würde mich binnen kürzester Zeit wieder in den Vollbesitz meiner körperlichen Kräfte versetzen – wenn ich verhindern konnte, dass mich das Mädchen neuerlich in seinen Bann schlug.
    Sie sah mich an. Geheimnisvoll lächelnd, von innerer Kraft getrieben, die in krassem Gegensatz zu ihrem farblosen Äußeren stand.
    Sie bedeutete der Maschine, den Transmitter zu aktivieren. Sie gehorchte augenblicklich.
    Hinter uns herrschte Stille. Die Fabristas klingelten und schepperten leise vor sich hin. Sie hatten ihr Werk beendet. Vom Patriarchen Gart da Tromin war keine Spur mehr zu sehen.
    »Er hat sich tiefer in seine Räumlichkeiten zurückgezogen«, sagte Camara beiläufig zu mir. »Er würde es niemals wagen, uns zu folgen. Seine Ängste, sein Verfolgungswahn sind zu stark ausgeprägt. Wahrscheinlich versucht er soeben, Einfluss auf diesen Roboter hier zu nehmen. Wir sollten uns beeilen …«
    Ich trat ins Abstrahlfeld, das Mädchen dicht hinter mir. Wir materialisierten unmittelbar neben meinem Gleiter. Auch der Roboter hatte den Schritt hierher genommen. Mit einem nicht wahrnehmbaren Befehlsimpuls beseitigte er den Parkschirm rings um mein Fluggerät.
    »Wir werden den Gleiter so schnell wie möglich loswerden müssen«, sagte Camara bestimmt, während sie das Fahrzeug bestieg. »Seine Kennungen sind bekannt. Sobald Gart da Tromin wieder vollends bei sich ist, müssen wir uns auf einiges gefasst machen.«
    »Wir fliegen zurück zur REVENGE und verlassen Sadik.« Ich warf mich in die Schale des Pilotensitzes und initiierte die Notstartroutinen.
    Das Mädchen lächelte leer. »Du verstehst nicht«, sagte sie. »Die REVENGE ist längst vernichtet. Der Patriarch hatte niemals vor, ein Geschäft mit dir einzugehen. Sonst hätte er mich dir niemals als … Geschenk anvertraut.«
    Ich schwieg, während der Gleiter ins Dunkel des abendlichen Himmels hinausschoss. Die REVENGE beantwortete meine Anrufe in der Tat nicht.
    Camara Zaintz saß neben mir und lächelte glücklich.
    Etwas hatte sich an ihr geändert.
    Sie strahlte eine herbe Note, einen Geruch, aus.
    Sie roch nach mir.

 
Kapitel 10
     
    Jonstar blickte trüb in das zähe, klebrige Wasser des Sees. Es bewegte sich kaum, wogte und schwappte schwerfällig zu seinen Füßen gegen das Ufer.
    Er war müde, er wollte endlich sterben.
    Und genau deshalb war er hierhergekommen. Endlose Qualen hatte er auf sich genommen, hatte die Ratschläge aller Heiler missachtet, um dieses Gewässer angesichts seines Todes zu besuchen.
    Dieser Ort nahe den Ruinen der Zimbulian-Universität hatte seit jeher eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausgeübt. Gelockt hatte das Wasser beziehungsweise das, was sich darunter, dahinter befand. Doch es war ihm stets verboten gewesen, hierher zu gelangen und zu beobachten, wie sich sein Spiegelbild vom sterbenden Körper löste und den Sternen entgegenraste. So, wie es in Mythen und Geschichten sonder Zahl erzählt wurde.
    Die Apetlon-Doktrin verbot es allen Mitgliedern des

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