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Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage

Titel: Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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durch seine Finger.
    Er hatte auf einem dieser Dinger mehrere hundert Flugstunden abgedient. Ein altmodischer arkonidischer Schleifer hatte ihn zu einer halbwegs vernünftigen Handhabung des so labilen Fluggefährts hingeprügelt.
    Oftmals hatte Ohm ihn verflucht; in diesen Momenten aber schwor er sich, dem Spieß einen Teil seiner Gratifikation zukommen zu lassen, sollte er dieses Abenteuer heil überstehen.
    Ohm tastete nach den Seitenrudern, fuhr sie aus und zog sie wieder zurück, bremste den Trudeleffekt der Linse allmählich, konnte ihn aber nicht vollends stoppen.
    Die Sonne ging über ihm auf, blendete ihn, war mit einem Mal wieder unterhalb seines Sichtfeldes. Vielfältige Lichtreflexe blendeten ihn und verwirrten seine Sinne.
    »Das Höhenruder!«, rief ihm Aizela heiser zu.
    Das wusste er doch selbst! Aber wie sollte er es ausfahren, wenn er sich nach wie vor um die eigene Achse drehte?
    Fallwinde, ungewöhnlich für diese Höhe, pressten die Linse beiseite. Wenn er die kahlen Gebirgsstöcke unter sich richtig identifizierte, befand er sich in Wüstengebiet, mehr als 500 Kilometer südlich der Planetenhauptstadt Meotan. Hier herrschten ungewöhnliche thermische Bedingungen.
    Ich schaff es nicht! , dachte Ohm verzweifelt. Die Linse wollte ihm nicht gehorchen. Zu viele Faktoren spielten bei der Steuerung eine Rolle …
    »Ganz ruhig«, durchbrach Aizelas Stimme seine Gedanken. »Wir stehen das gemeinsam durch.«
    Die da Onur zog ein Teil des Befehlspults zu sich heran, tastete vorsichtig darüber hinweg.
    Alles verschwamm vor Ohms Augen. Sie würden sich mit unglaublicher Geschwindigkeit in den Boden Sadiks bohren, wenn nicht bald ein Wunder geschah …
    Das Vibrieren endete; auch das Trudeln hörte plötzlich auf. Aizelas Finger fuhren mit beeindruckender Ruhe über die Bedienungselemente.
    »Quer-, Seiten- und Trimmruder einsatzbereit«, sagte die adlige Arkonidin. »Ich bringe die Linse nun in eine ungefähre Sturzruhelage. Wenn ich ›jetzt‹ sage, setzen Sie das Höhenruder ein. Nicht zu wenig, nicht zu viel. Ich vertraue Ihnen.«
    »Ich vertraue Ihnen …« In diesen Momenten revidierte Ohm das Bild, dass er von der jungen da Onur gewonnen hatte. In diesen Minuten zeigte die Adlige weitaus mehr Qualitäten, als man von ihr erwarten durfte.
    »Jetzt!«, sagte Aizela.
    Tatsächlich. Die Raumlinse lag fast ruhig, rollte lediglich ein wenig seitlich weg.
    Ohm zog das Höhenruder zu sich heran; sanft, aber bestimmt.
    Die Linse war nicht nach aerodynamischen Gesichtspunkten gebaut worden; das Flügelwerk konnte von Hand nur in sehr beschränktem Ausmaß beeinflusst werden. Langsam, viel zu langsam, hob sich die Schnauze ihres Schiffs. Mit jenem Feingefühl, das ihm sein Schleifer während endloser Einheiten vermittelt hatte, beeinflusste er das Höhenruder.
    Es würde nicht gelingen, niemals! Die Spitzen der karstigen Gebirgsstöcke waren schon zum Greifen nah. Eine von ihnen würden sie touchieren, sie würden sich überschlagen, schließlich in einem Feuerblitz einen kurzen und schmerzlosen Tod erleiden.
    »Ein Tal!«, rief Aizela.
    Mit einem kurzen Ruck zog sie die Linse beiseite, steuerte sie in eine flache Kurve, korrigierte erneut. Ohms Mageninhalt kam hoch, ohne dass er sich dagegen wehren konnte, und wurde blitzschnell abgesaugt. Ihr Schiff raste den Verlauf eines silbern glitzernden Gewässers in einem Hochtal entlang. Die Schnauze der Linse hob sich mehr und mehr, erreichte schließlich die Waagrechte. Sie setzten in wenigen Metern Höhe über eine einzelne Felsnadel hinweg.
    Ein Wasserfall. Ein breites Talbecken, bewaldet und von Feldern grün-gelb gesprenkelt. Wälder, riesige Erntemaschinen, ein Anwesen. Eindrücke, die so rasch vorbeizogen, dass sie nicht im Gedächtnis haften blieben.
    »Heck hoch!«, sagte Aizela.
    Ohm gehorchte, blickte plötzlich in die aufgehende Sonne.
    Von irgendwoher brachte die da Onur Restenergien in die Steuerdüsen, tarierte den Körper der Linse nahezu perfekt aus.
    Sie setzten hart auf, rutschten über Erde und Geröll. Bäume knickten beiseite, von der Wucht des tonnenschweren Gefährts umgerissen, bremsten spürbar ab. Ein Erdwall türmte sich vor Ohm auf, wurde höher und höher, verdeckte schließlich endgültig die Sicht ins Freie.
    Die Linse schien einen Moment lang vornüberkippen zu wollen und kam schließlich mit einem lächerlich kleinen Ruck vollends zum Stillstand.
    Die plötzliche Ruhe war unheimlich. Ohm wagte es kaum, zu atmen oder sich gar zu

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