Atlan 03 - Lepso 03 - Befreiung in Camouflage
in ein ähnliches Möbel gefläzt hatte, blickte das junge Mädchen unwillig an; er tat so, als hätte er es erst jetzt bemerkt.
»Ich wollte sie nicht alleine lassen«, antwortete ich. »Sie erschien mir so … verloren.«
»Ja?« Da Tromin lächelte. »Es stimmt wohl; Camara erweckt manchmal diesen Eindruck.«
»Sie kennen sie gut?« Es schien mir die richtige Gelegenheit, ein paar Fragen zu stellen; auch wenn ich Camara damit bloßstellen würde. Aber ich hatte die Spielchen satt. »Bei allem Respekt – ich verstehe nicht, warum man mir dieses Mädchen zur Seite stellte. Sie hilft mir weder, Sadik und seine Bevölkerung besser zu verstehen, noch scheint sie irgendeine andere Funktion zu erfüllen.«
Camara Zaintz rückte unruhig auf ihrem Sitzfleisch hin und her, sagte aber kein Wort.
»Sie werden es bald erfahren, Patriarch. Ich entschuldige mich bereits jetzt für alle Unannehmlichkeiten, die wir Ihnen bereiten. Aber Sie müssen akzeptieren, dass sich die da Tromin nach allen Richtungen hin absichern müssen. Wünschen Sie etwas zu trinken?«
Ulja verlor sich in Allgemeinplätzen. Ich musste wohl weitere Geduld aufbringen, bevor ich richtige Antworten erhielt.
Ein älterer arkonoider Butler trat in vollkommener Stille an uns heran. Von einem silberziselierten Tablett reichte er uns zwei Gläser, bevor er wieder mit der Dunkelheit verschmolz.
»Terranischer Schnaps«, sagte Ulja, ohne in irgendeiner Form auf den Alten einzugehen. »Sündhaft teuer. Unsere Beziehungen zu Larsaf III sind wahrlich nicht die besten.«
»So, wie es in vielen arkonidischen Kolonialreichen der Fall ist«, sagte ich und unterdrückte einen Stoßseufzer.
»Glauben Sie, man könnte dieses Verhältnis verbessern?«
Er nippte an der klaren Flüssigkeit, ich tat es ihm gleich. Zibartenwasser, so hochprozentig, dass es mir die Tränen in die Augen trieb.
»Mit ein wenig gutem Willen auf beiden Seiten ließe sich einiges bewerkstelligen«, sagte ich dann vorsichtig. Ich wusste aus dem Dossier, das mir über Sadik zur Verfügung stand, dass die da Tromin terrafeindlich eingestellt waren.
»Sie selbst stammen von einem Kolonialplaneten ab«, fuhr Ulja da Tromin fort. »Handelt es sich um ein politisch eigenständiges Reich? Sind die Angehörigen Ihres Volkes vom Carsualschen Bund oder vom Imperium Dabrifa abhängig?«
»Ich pflege keinerlei Kontakt mehr zu meinem Heimatplaneten«, wiederholte ich das, was ohnehin in meinen Unterlagen geschrieben stand. »Ich bin auf Lepso zu Hause, agiere als unabhängiger Händler und schulde niemandem Rechenschaft.«
»Klare und eindeutige Worte. Wie ich es mag.« Ulja kippte den Obstbrand in einem Zug hinab. Er tat es mit der Routine eines Trinkers.
Camara schmiegte sich erneut an mich. Ich überlegte kurz, ob ich sie zurückweisen sollte, entschied mich schließlich dagegen. Welche Rolle ihr in diesem seltsamen Spiel auch zukommen mochte, sie schien reichlich unschuldig hineingestolpert zu sein. Selbst der sonst so misstrauische Logiksektor fand nichts dabei, als ich dem Mädchen meine Schulter anbot.
»Kommen wir zurück zum Geschäftlichen«, sagte Ulja schließlich. »Ich finde die Vereinbarung, die Sie mit diesen insektoiden Zamwyns getroffen haben, faszinierend. Besteht eigentlich die Möglichkeit, ebenfalls von deren Arbeitskraft zu profitieren?« Er seufzte theatralisch. »Die Menge unserer Schürfschiffe erreicht eine kritische Grenze. Die Personalkosten explodieren; vor allem jene für ungelernte Arbeiter. Auch wenn sie nur Hilfsdienste verrichten, so sind doch Versicherungskosten und soziale Abstützungen im Mindestmaß zu leisten. Ihre Zamwyns hingegen unterliegen keinerlei derartigen Auflagen?«
»Selbstverständlich nicht.« Das Gespräch driftete in Regionen ab, die mich nicht kümmerten; die Zamwyns waren eine geschickt dokumentierte Erfindung der USO, mit der ich mich schon öfters in dubiosen Firmen vorstellig gemacht hatte. Ich musste weiterhin den Anschein von Interesse an Verhandlungen wecken und Ulja dorthin lenken, wo ich ihn haben wollte. »Die Dankbarkeit dieser Insektoiden ist an keinerlei Verpflichtungen meinerseits gebunden. Ich könnte mir durchaus eine Zusammenarbeit Sadiks mit meinen Hilfsarbeitern vorstellen. Bei aller Wertschätzung, Ulja da Tromin – in diesem Fall müsste ich allerdings darauf bestehen, mit dem Patriarchen Ihres Khasurn direkt zu verhandeln.«
»Müssten Sie das?« Mein Gegenüber winkte ins Dunkel. Der Butler trat erneut heran, schenkte
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