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Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit

Titel: Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael H. Buchholz
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unter Extrembedingungen auf Volllast hochgefahren wurden. Aufkommende Vibrationen machten jede Verständigung unmöglich. Es schepperte und klapperte in den Kisten, Kästen und Kanistern, dass es in den Ohren wehtat.
    Trilith sprang auf und griff unwillkürlich zu dem Vibromesser an ihrem Gürtel.
    Auch ich erhob mich und behielt die runde Containeröffnung im Auge, durch die wir uns in das Innere gerettet hatten.
    Neife Varidis beugte sich besorgt zu Oderich Musek hinunter. Ich sah, wie sie dem Mann eine Haarsträhne aus dem schmerzverzerrten Gesicht strich.
    Ein metallisches Kreischen übertönte jäh alle anderen Geräusche. Etwas dröhnte dumpf; ich fühlte es mehr unter den Füßen als ich es hörte; dann fuhr ein Ruck durch den Müllfrachter, der mich und Trilith ins Schwanken brachte.
    Die Andruckabsorber des Segment-Containers oder die des Müllfrachters gehören selbst verschrottet , schoss es mir durch den Sinn.
    Die Chefin des GeKalKo richtete sich halb auf; dann erbleichten ihre Züge. Sie starrte schräg nach oben. Ich folgte ihrem Blick und wollte eine Warnung rufen; doch in dem infernalischen Lärm, wenn Metall über Metall schrammte, wäre sie untergegangen.
    Auf einem der Stapel war durch die Vibrationen ein Fass ins Rutschen gekommen. Es tanzte auf seinem eigenen unteren Rand. In der Mitte dazwischen prangte das orangefarbene Symbol für ätzende Chemikalien.
    Das etwa einen Meter hohe Metallfass neigte sich und fiel.
    Ich befand mich zu weit fort, um noch rechtzeitig reagieren zu können. Trilith stand näher, doch sie rührte sich um keinen Zentimeter. Neife Varidis warf sich dem Fass schräg von unten entgegen. Aber weder der Winkel, in dem sie hochfuhr, noch die Kraft, die sie aus dieser Position heraus entfalten konnte, reichten aus, um die Gefahr vollständig zu bannen. Ihre Schulter traf etwa an der Stelle auf das Fass, an der das warnende Symbol auf der Reflexfolie schimmerte. Die Frau zog instinktiv den Kopf ein. Die Metalltonne änderte die Fallrichtung, rollte über ihren Rücken und krachte auf den Rand der Wanne.
    Torkelnd polterte es auf den Boden und rollte bis zur Wand.
    Es hatte keinen Deckel mehr. Und es war nicht leer.
    Ein erster Schwall einer widerlich dunkelgelben Flüssigkeit schwappte aus dem Inneren, als Neifes Schulter die Tonne berührte; ein zweiter, mächtigerer folgte, als das Fass den Wannenrand traf. Die ätzende Substanz ergoss sich über den Wartungsschrott. Weißliche Schwaden zeigten die beginnende chemische Reaktion. Beißende Schärfe lag plötzlich in der Luft. Oderich Musek lag da wie versteinert – ihm war dank der schnellen Reaktion der Geheimdienstchefin nichts geschehen.
    Neifes Gesicht war schmerzverzerrt.
    Hören konnte ich noch immer nichts. Der Meiler wummerte weiterhin; das Kreischen brach endlich ab.
    Sie hielt ihr Gesicht mit beiden Händen. Zwischen den Fingern dampfte es heraus. Handtellergroße Stellen an ihrem Kleid und der Unterwäsche hatten sich in Windeseile aufgelöst; offenbar reagierte der Fassinhalt extrem schnell mit den synthetischen Bestandteilen ihrer Kleidung. Ich sah rote Flecken auf der Haut ihrer teilweise entblößten Brust entstehen.
    Sie sackte auf die Knie. Und schrie.
    Ich langte nach dem schmuddeligen Handtuch und prüfte in aller Eile, ob es von der Säure benetzt worden war. Es war glücklicherweise trocken. Ich streifte meine Jacke herunter und wickelte mir die Ärmel als Handschutz um die Finger. Dann kniete ich mich neben die zitternde Frau und tupfte ihr soviel von der Chemikalie weg, wie es eben nur ging. Was sie am Oberkörper an Kleidungsresten noch trug, riss ich herunter und warf es fort. Als das Handtuch mir unter den umwickelten Händen zu zerfallen drohte, warf ich es hinterher.
    Trilith stand hinter mir und beobachtete teilnahmslos, was ich tat.
    »Du kannst dich nützlich machen«, fuhr ich sie an, immer noch wütend über den regelrechten Blutrausch, dem sie in der ZUIM verfallen war. »Hol Wasser, Trilith! Hier muss es irgendwelche Tanks oder eine Hygienezelle geben. Mach dich auf die Suche!«
    Die Kämpferin wendete sich wortlos ab und verschwand hinter einem umgestürzten Stapel aussortierter Toilettenschüsseln.
    »Damit werden Sie kein Glück haben … Koramal«, hörte ich Oderich Musek gepresst sagen. »Diese Container haben zwar ein Minimallebenserhaltungssystem, aber keinerlei Komfort. Es gibt hier keine sanitären Anlagen, nicht mal einen Wasseranschluss. Nur künstliche Schwerkraft und Atemluft.

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