Atlan 06 - Rudyn 03 - Acht Tage Ewigkeit
Moment verschwanden vier der Echos von den Schirmen. Zu dieser Zeit wurden in Schubsektor 3-A Thermowaffen eingesetzt. Wir arbeiten noch an der Rekonstruktion, Sir, kommen aber nach der momentanen Sachlage zu dem Schluss, dass die Zielobjekte Varidis und Musek mit hoher Wahrscheinlichkeit mehreren direkten Thermostrahltreffern ausgesetzt waren.«
Damit , dachte Ponter Nastase, hat sich das Problem Neife Varidis buchstäblich in heiße Luft aufgelöst. Nicht unbedingt zufrieden, aber auch nicht unerfreut über das Ergebnis nickte er kurz. »Machen Sie den Idioten ausfindig, der die Freigabe für den Einsatz von Thermostrahlern an Bord erteilt hat«, verlangte er. »Lassen Sie ihn die nächstliegende Schleuse putzen – bei geschlossenem Innen- und offenem Außenschott.«
Kikomo Akubari verneigte sich abermals und verharrte in dieser Position, bis der Anrufer das Gespräch von sich aus beendete.
Nicht exakt der Tod, den ich ihr zugedacht habe , dachte der hagere Mann und tastete unbewusst nach der Erhebung auf seiner Brust. Andererseits – dem Tod war es völlig egal, in welcher Form er seine Ernte hielt. Bei Abstrahlleistungen von bis zu 250.000 Megawatt entstanden im Auftreffbereich thermische Werte, die um etwa das achtfache höher lagen als die Oberflächentemperatur einer Sonne des G-Typs. Mehrere direkte Treffer verdampften jede organische Materie zu einer Wolke aus glühendheißem Nichts. Kein Wunder, dass nur geringe DNA-Reste von der einstigen Geheimdienstchefin und ihrem ebenso aalglatten wie angegrauten Galan zurückgeblieben waren.
Ponter Nastase schaltete andere Kanäle seines Omniports frei und konzentrierte sich auf die rudynischen Einzelteile seines Machtergreifungspuzzles.
Die gelenkten Unruhen hatten in zwei Bombenanschlägen auf seinen eigenen Dienstsitz einen vorläufigen Höhepunkt gefunden. Ein Sprecher des Senders GenSky entrüstete sich über die Machenschaften einer Neife Varidis, die auch vor brutalem Terror nicht zurückschreckte. Bilder eines brennenden Gleiters und eines völlig verwüsteten Parkabschnitts untermalten den Bericht. Glücklicherweise, fuhr der Kommentator fort, sei das Ziel beider Anschläge, der Ehrenwerte Kalfaktor für Wissenschaften, Ponter Nastase, zum Zeitpunkt des feigen Attentats nicht im Ambar Temnyj, seinem Dienstsitz im OPRAL anwesend gewesen. Er habe vielmehr rasch gehandelt und die wichtigste Waffe der Union, das Sphärenrad ZUIM, vor dem Zugriff der machtbesessenen und inzwischen ihres Amtes enthobenen Geheimdienstchefin bewahren können.
»Unser aller Dank gilt wieder einmal Ponter Nastase, der sich auch in dieser Krise als der Mann der Stunde zeigte, und der sich vorbehaltlos und wie immer vorbildlich in den Dienst unserer Unionsgemeinschaft gestellt hat. – Bleiben Sie aufmerksam. Gero Gurebeler für GenSky.«
Dem hageren Mann in der im Orbit schwebenden ZUIM war der Name des Journalisten bisher unbekannt. Er nickte beifällig und machte sich eine Notiz.
Marco Fau, der Kalfaktor für Kriegswesen, meldete sich direkt aus dem OPRAL, dem Regierungssitz der Zentralgalaktischen Union. »Alle Dispositionen sind gesichert«, lautete sein Bericht. »Wie erwartet, widersetzten sich sechs der zwölf Kalfaktoren, die sich derzeit von mir abgesehen noch im OPRAL aufhalten. Mit ihrer Gegenwehr gestanden sie ihre Schuld und ihre Beteiligung an der geplanten Varidis-Verschwörung ein. Der Widerstand konnte erfolgreich niedergeschlagen werden.« Auf mehreren vor Nastases Augen schwebenden Holoflächen liefen die während der Zerschlagung eingefangenen Bildsequenzen ab. Er nickte; die meisten Aufnahmen waren propagandatauglich.
»Die sechs abtrünnigen Kalfaktoren starben bedauerlicherweise in den jeweiligen Feuergefechten, die sie selbst entfacht hatten. Damit sind namentlich tot: Thereme Eisenstein, Aola Birr, Ante Cihajic, Nuno Gaosch, Emente Zaro und Caryn Lassberg. Lediglich der Generalkalfaktor Aquium Namastir ergab sich den Sicherheitskräften.«
»Lasst ihn einige Stunden schmoren; dann bringt ihn zu mir.«
Fau bestätigte und kniff ein Auge zusammen. »Die fünf übrigen Kollegen stehen ebenfalls unter starkem Verdacht, an der Verschwörung mit beteiligt gewesen zu sein. Sie sind als potenzielle Hochverräter eingestuft worden. Oriens Malsaque, Reorg Raaderbrecht und Nanny Dollingar konnten leider entfliehen.« So, wie er das Wort leider betonte, machte er deutlich, dass die Flucht der drei Kalfaktoren gewollt und absichtlich inszeniert war – eben
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