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Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain

Titel: Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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Zentrale wanderte. Das Wissen, nichts, aber auch gar nichts ausrichten zu können, machte mich wahnsinnig. Ich trieb die Besatzung an, sich mit dem Phänomen zu beschäftigen, das uns lähmte. Meine eigenen Gedanken kreisten um das Relikt im Lagerraum. Wenn es eine ähnliche Waffe enthielte wie das silbrige Netz, waren wir nicht einmal dazu imstande, sie einzusetzen, weil unser Transformgeschütz den Dienst versagte. Das hielt mich nicht davon ab, den Versuch zu unternehmen, obwohl mir der Einwand des Extrasinns in den Ohren nachklang. Wie sollte ich etwas entdecken, das den Wissenschaftlern bisher entgangen war, wenn ich schlief?
    Ich verließ die Zentrale und ging zum Lagerraum, in dem ich mehr Zeit verbrachte als in meinem Quartier. Notlicht flammte auf, aus konventionellen Energiequellen gespeist. Niemand erwartete mich, als ich eintrat. Die Wissenschaftler hatten ein paar Geräte abgebaut und mitgenommen. Die Apparate, die ich sah, waren inaktiv und nutzlos. Am Eingangsschott hingegen gab es keine Beeinträchtigung, da es ohne hyperenergetische Komponente auskam. Seine positronische Sicherung mit meiner Vorrangkennung war inzwischen Routine. Ich erledigte sie mit zwei Handgriffen und widmete meine Aufmerksamkeit der Austernmuschel. Sie war verschlossen.
    »Was verbirgst du?«, murmelte ich vor mich hin. Ich griff nach dem Deckel, dessen Oberfläche sich kühl anfühlte. Für einen furchtbaren Moment beschlich mich Angst, auch der Gatusain könnte durch das Netz Schaden genommen haben. Ich öffnete ihn und atmete erleichtert auf, als ich in seinem Inneren das gewohnte Licht sah. Ich stieg hinein, zog den Deckel zu mir herunter und bereitete mich darauf vor einzuschlafen.
    Diesmal geschah es nicht. Ich wartete.
     
     
    Cyriane Drays, von den Vorkommnissen unterrichtet, haderte in der Medoabteilung mit den medizinischen Erkenntnissen. Vor jeder Untersuchung Tristan Lis hoffte sie auf eine Besserung seines Zustands, und jedes Mal wurde sie enttäuscht. Sein Zustand verschlechterte sich, Psyche und Physis wurden zunehmend in Mitleidenschaft gezogen. Hatte Tristan in dem Sarkophag gelegen und sich seine benötigte Strahlendosis abgeholt, schien Zuversicht angebracht zu sein, doch der Eindruck täuschte. Seine manischen Phasen wurden kürzer, die Dosierung der Psychopharmaka erhöhte sich.
    »Ich fühle mich blendend«, behauptete Li. »Ich glaube, wir können Ihre blöden Drogen bald absetzen.«
    »Das geht nicht. Es sind die Medikamente, die Sie stabilisieren«, bedauerte die Medikerin.
    »Das behaupten Sie, doch es gibt keinen Beweis dafür. Ich bin nicht auf das Zeug angewiesen, das Sie mir verabreichen. Auch ohne es bleibe ich stabil, wenn ich regelmäßig in die Auster steige.«
    Drays spürte, dass Tristan seine Zuversicht nicht nur vortäuschte. Er fühlte sich tatsächlich stark genug, um ohne den täglichen Drogencocktail über die Runden zu kommen. Leider war das eine fatale Fehleinschätzung, daran hegte die Ärztin keinen Zweifel. Sie würde nachlassen, sobald seine euphorische Phase abebbte und Li in Depressionen verfiel. Die Befunde ließen keinen Interpretationsspielraum zu. Der körperliche Zerfall ihres Patienten beschleunigte sich.
    »Wie wäre es, wenn wir es ausprobieren?«, schlug Cleany Havedge vor.
    Die Bordärztin bedachte ihn mit einem vorwurfsvollen Blick. Sie hätte ihm etwas mehr Vernunft zugetraut. Es war nicht zu übersehen, dass sich zwischen Havedge und Li gewisse Bande gebildet hatten.
    Der Kurator, zweifellos ein besorgter und fürsorglicher Mann mit einer Menge Feingefühl, hatte, soweit sie informiert war, keine eigenen Kinder. Anscheinend versuchte er nachzuholen, was er in der Einsamkeit seines Museums im Leben versäumt hatte. Dabei übersah er, dass das hier kein Planspiel war. Es ging um Leben oder Tod für Li.
    Im Grunde nur noch um den Tod , dachte Drays mit einem Anflug von Bitterkeit. »Soll ich Ihnen sagen, was dann geschieht, Mister Havedge?«
    »Ich bitte darum. Tristan hat ein Recht, es zu erfahren.«
    »Ohne die Medikamente ist er in kürzester Zeit ein Wrack, es sei denn, er würde gar nicht mehr aus diesem Ding heraussteigen.« Cyriane sah Li eindringlich an. »Das wiederum ist aber nicht möglich, wie ich mitbekommen habe. Der Sarkophag bestimmt die Länge der Ruhephasen, Tristan, nicht Sie tun es. Sie haben keinen Einfluss darauf. Es tut mir leid, wenn meine Worte schonungslos klingen. Ich hoffe, sie helfen, Sie aufzurütteln.«
    »Ärzte irren«, behauptete

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