Atlan 08 - Illochim 02 - Im Bann der Gatusain
hat ihn ereilt. Er hatte einen Unfall. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Ich will nichts mehr zu diesem Thema hören, also verkneif es dir.«
Am gestrigen Abend hatte sie die Kontrolle über sich verloren und buchstäblich rot gesehen. Walsh war ihr als Feind erschienen, als der größte Alptraum, den sie sich vorstellen konnte. Es lag nicht an ihm, hätte jeden treffen können. Korf war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen. Zudem hatte er sich selten dämlich angestellt. Manchmal passierten Dinge geradezu zwangsläufig. Greta hatte einen Anhänger weniger, so sah sie die Sache. Persönlich leid um den Toten tat es ihr nicht. Heyburn schwieg.
Er konnte nicht anders, weil er nicht gegen den suggestiven Befehl ankam. Sie fand Gefallen an seiner Geschwätzigkeit, doch manchmal war es des Guten zu viel. So wie jetzt. Dafür gestattete Greta, dass er an ihrer Seite blieb, als sie das Beiboot bestieg.
»Bring uns zum Dorfplatz«, befahl sie dem Piloten. »Dreh eine Runde über den Gebäuden, damit die Kanacht sich an unseren Anblick gewöhnen. Ich hatte gestern nicht besonders viel Zeit für sie.« Greta kicherte. Inzwischen amüsierte sie sich über die vermeintliche Gefahr, vor der sie Hals über Kopf geflohen war. »Heute ist das anders. Sie haben meine uneingeschränkte Aufmerksamkeit verdient.«
Heyburn spähte ins Freie. Beim Überfliegen sahen die Gebäude der Kanacht aus wie bucklige Erhebungen. Sie verwuchsen mit dem Boden, waren aber strikt voneinander abgetrennt. »Sie hausen wie die Maulwürfe. Wie viele Kanacht mögen in einem Haus leben?«
»Eine Menge«, schätzte Greta. Sie beobachtete, wie ein Strom der kleinwüchsigen Wesen aus einem Eingang quoll. Es waren fünfzehn oder mehr. »Es sieht aus, als leben sie in Großfamilien zusammen.«
»Wie heimelig. Ich könnte mir was Schöneres vorstellen, als mit der ganzen Blase unter einem Dach zu wohnen. Unsere Leute treiben sie ins Freie. Offenbar hast du nicht genug Eindruck hinterlassen, dass sie von allein rauskommen.«
»Wann sollen sie das denn deiner Meinung nach tun? Ich habe sie nicht zu einer weiteren Versammlung bestellt, ihnen keinen Zeitpunkt genannt, wann ich wiederkomme.« Greta grinste in sich hinein. Svin dachte immer nur in Ansätzen, niemals bis zum Ende einer Überlegung. Deshalb nahm sie ihm seine aufsässigen Bemerkungen nicht übel. Er konnte einfach nicht anders. Ihm generell den Mund zu verbieten, hätte sie um den einen oder anderen erheiternden Beweis seiner Schusseligkeit gebracht.
»Das wirst du heute nachholen?«
»Worauf du dich verlassen kannst, mein Lieber. Sie werden wie Wachs in meinen Händen sein.« Greta sprühte vor Zuversicht. Unruhig rutschte sie hin und her. Es hielt sie kaum auf ihrem Sitz.
»Wenn du die Kanacht besser unter Kontrolle bekommst als gestern, läuft die Sache wie geschmiert. Naja, eigentlich hattest du das bis zu einem gewissen Grad. Was meinst du, wie weit gehorchen sie dir bereits?«
»Wen interessiert das schon? Stell mir die Frage in einer halben Stunde noch einmal.« Sie klopfte dem Pilot auf die Schulter. Es war das Zeichen zur Landung.
Das Beiboot senkte sich auf den Dorfplatz hinab. Bereitwillig machten die Kanacht Platz, zogen sich zu den Hauswänden zurück und verteilten sich zwischen Holzkarren, die als Marktstände fungierten. Greta sprang ins Freie, kaum dass der Antrieb erstorben war. Eine Komposition unterschiedlicher Gerüchte empfing sie, die sie sekundenlang auf sich einwirken ließ. Das würzige Aroma beflügelte sie zusätzlich. Sie konnte es nicht mehr erwarten, ihre Macht auszuüben.
Die fünf Männer ihrer Eskorte gesellten sich zu ihr. »Es war nicht schwierig, die Kanacht aus den Häusern zu holen. Es war, als hätten sie auf uns gewartet. Sobald wir ein Haus betraten, begrüßten sie uns und folgten uns.«
So viel zu Heyburns Frage , dachte die blonde Frau. Ihr gestriger Schwächeanfall mochte die Suggestivwirkung auf die Dorfbewohner relativiert haben, nicht ausgeschaltet. Hinzu kam, dass die Kleinen generell freudig und offenherzig auf die Besucher zugingen. Mit übertriebener Gastfreundschaft schaufelte man sich sein eigenes Grab.
»Wo ist Argoth?«, fiel Heyburn das Fehlen des alten Kanacht auf.
»Argoth?«, fragte Shoutains Raumfahrer.
»Der Dorfälteste.«
Der Raumfahrer hob ratlos die Schultern. »Wir haben sonst niemanden gesehen. Das hier sind alle. Sollen wir nach ihm suchen?«
Greta winkte ab. »Wir brauchen ihn nicht. Wahrscheinlich
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