Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
Vibrationen anlaufender Energieerzeuger gespürt hatten, ahnte ich, dass die Silberherren erfolgreich gewesen – und verschwunden waren. Wir rannten in den Raum hinein und wussten sofort, dass wir die Schaltzentrale erreicht hatten.
Als ich auf die gekrümmte Wand mit all ihren Schaltelementen zuging, packte eine eisige Hand zu und schloss sich um mein Herz.
Aus meiner Kehle kam ein langgezogenes, würgendes Ächzen. Der Zellaktivator reagierte augenblicklich mit rasender Heftigkeit und schien meinen Kreislauf mit wasserflüssiger Lava zu überfluten. Ich begann zu taumeln und spürte nicht, dass Claudrin und Santjun mich stützten.
Wie aus interstellarer Ferne schrie der Extrasinn: Du hast einen solchen Zusammenbruch schon im anderen Monolithen erlebt. Es geht vorbei …
Vor meinen Augen entstanden Trugbilder; Dinge und Gesichter, winzig verkleinert oder ins Riesenhafte verzerrt. Ich hörte meinen Atem, laut wie ein Sturm. Langsam kehrte die Welt wieder in die Wirklichkeit zurück.
Eine Stimme redete in Altlemurisch auf mich ein. Schließlich verstand ich: »Durchgangssystem durch die Tiefe unwiderruflich zerstört. Transmitterverbindung durch die Pforte steht. Verlasst den Monolithen!«
Zitternd hielt ich mich an der Schulter des Epsalers fest. Die Kommandantin, Santorin, Abigon und einige andere Offiziere umstanden mich. Ich hörte mich reden, aber meine Gedanken hinkten den Worten hinterher. Ich formulierte mit Schwierigkeiten, aber was ich zu erklären versuchte, schien einen hohen Grad an Zuverlässigkeit zu haben. Ich merkte, dass ich stockte und stotterte, wenigstens glaubte ich es zu hören.
»Major Simmers! Mit einigen Sprengsätzen – Zeitzünder oder Fernzündung – die lemurische Anlage vernichten. Den Silberherren ist es gelungen, eine gewisse Kontrolle über den Monolithen zu erlangen.«
Santjun und Calipher-SIM gingen langsam auf das Schott zu, aber sie hörten mir gespannt zu. Santjun lächelte zur Kommandantin hinüber; trotz seines bemitleidenswerten Zustandes strahlte er sie mit bedingungsloser Zuneigung an.
»Ich … wir … verfolgen die Silberherren«, stammelte ich. »Die Erkenntnisse, die sie hier gewonnen haben, dürfen nicht weitergegeben werden. Höchste Gefahr für das Imperium! Es bleibt keine Zeit für lange Beratungen.«
Die USO-Offiziere hörten ebenso schweigend zu wie Santjun und nickten bei jedem Satz. Ich bemühte mich um eine logische Abfolge meiner Anordnungen.
»Wenn die Sprengsätze im Bunker detonieren, wird der Monolith höchstwahrscheinlich desaktiviert. Die Monolithen und die Silberherren bedrohen das Imperium mehr, als wir heute ahnen. Verlassen Sie den Monolithen, alle, schnellstens. Er wird wahrscheinlich langsam in einen Zustand übergehen, der längere Zeit energetisch konstant bleibt. Bringen Sie die Seruumi schnell von hier weg, möglichst weit weg.«
Santjun und Naileth Simmers blickten einander über die Breite der Zentrale noch immer schweigend in die Augen. Wortlos schritt die Kommandantin durch den Raum und stellte sich an unsere Seite. »Ich komme mit, Lordadmiral«, sagte sie in einem Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. »Abigon wird sich um alles kümmern.«
Ich deutete auf Tarber Moonks schwere Tasche; der Ertruser formte die Geht-in-Ordnung-Geste. Dann winkte ich Ramit Claudrin, Amelia Marcos und Torben Santorin. Gemeinsam mit der Kommandantin und Santjun sowie Calipher-SIM und zwei GLADIATOR-Robots gingen wir durch das offene Schott, die Rampe abwärts und zum Transmitter.
Wir wurden von wesenlosem Grauen aufgesaugt und davongewirbelt, weg vom Heißluftschiff, den Seruumi, dem Monolithen und den Riesentrichterbäumen.
Keiner ahnte, wohin.
Als die Shifts dicht über dem Boden in weitem Zickzack zwischen den Baumstämmen über den dicken Teppich abgestorbenen Laubs zum Treffpunkt zurückschwebten, stellenweise schneller als zweihundert Stundenkilometer, detonierten Moonks schwere Ladungen und zerstörten den Bunker. Von den lemurischen Einrichtungen und dem Metallplastik blieben nur winzige Reste, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, in Gas verwandelt und ausgeglüht. Der fünfte Tag seit der Notlandung ging zu Ende.
Fast zwanzig Stunden lang breitete sich kreisförmig die Zone aus unsichtbarer Strahlung aus, Kilometer um Kilometer, schließlich erstarb die Strahlung in großer Entfernung vom »Finger der Götter.«
Der Druck der Psi-Halluzinationen trieb die Seruumi vom Mittelpunkt der Strahlung fort. Der Monolith schien
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