Atlan 13 - Monolith 03 - Echo der Verlorenen
nächsten halben Stunde, und überraschend schnell trocknete die Wärme über den Wipfeln die triefenden Teile des Luftschiffes. Aber wir konnten das Gebirge und den riesenhaft daraus herausragenden Monolithen noch immer nicht sehen.
Beim Monolithen
Nach stundenlangen Vorbereitungen rollten die beiden Shifts zwischen den Landestützen der TRAUM DER EWIGKEIT hervor und wichen den zerbrochenen Baumstämmen aus. Nach einigen Manövern, mit denen die Fahrzeuge herausgebrochenen Steinen und anderen Spuren der Notlandung auswichen, richteten sie den stumpfen Bug nach Norden aus und walzten zwischen den hochragenden Wurzeln im Zickzack in die Richtung, in der die Ortung unzweifelhaft den Monolithen ausgemacht hatte.
Ein Soldat steuerte den Shift. Hinter ihm saßen Santjun, Onjar Marik und Thalia Lacroix. Insgesamt nahmen zehn in langen Jahren ausgebildete Silberherren-Wissenschaftler, ebenso viele Soldaten und acht Roboter an dem Vorstoß teil. Die meisten Teilnehmer steckten in Kampfanzügen.
Santjun hatte sich festgeschnallt und versuchte sich zu entspannen. Sein körperlicher Zustand hatte sich trotz Schlaf, genügend Essen und einwandfreier medizinischer Versorgung verschlechtert. Je näher er dem Monolithen kam, dachte er, desto geringer wurde die Zeitspanne bis zu seinem Tod. Wollte er sie verlängern, musste er die lemurischen Systeme zerstören. Hinter ihm saßen die Wissenschaftler und die schwer bewaffneten Soldaten.
Der Kommandant schien bester Stimmung zu sein, obwohl er weder mit Santjun noch mit Thalia bisher ein Wort gewechselt hatte. Seine Beweggründe für den Vorstoß waren Santjun längst klar: Marik wollte unbedingt harte Daten über die lemurischen Systeme in die Hände bekommen oder sie sogar beherrschen lernen. Der Besitz der Informationen würde seine Position bei Malcher entscheidend verbessern und festigen. Darüber hinaus – was war wichtiger für Marik? – sah er die Chance, Atlan gefangen nehmen zu können.
Atlan. Die Sorge um den Lordadmiral zermürbte Santjun innerlich, aber er ließ sich nichts anmerken. Onjar Marik nahm zu Recht an, dass der Monolith auch Atlans vordringliches Ziel sei. Wenn er ihn fasste oder gar tötete, war Mariks Stellung innerhalb der Bruderschaft verbessert und gefestigt. Da Thalia Lacroix der gleichen Überzeugung war, schwieg sie, angefüllt von Hass auf Marik, der ihr den Vorteil streitig machte.
Vorübergehend hatte Santjun das Zeitgefühl verloren gehabt. Als sich die Mannschaft ausgerüstet hatte, konnte er einen Blick auf den Bordchronometer werfen und wusste, dass der 23. April längst angefangen hatte. Das Datum war eigentlich bedeutungslos, da es nichts über Atlans Nähe aussagte. Es illustrierte schlimmstenfalls das Ende von Anstrengungen und Hoffnungen.
Die Shifts schwankten und ratterten durch das Halbdunkel des Dschungels. Es war ein untypischer Urwald mit großen Abständen zwischen den Stämmen von Riesenbäumen. Bisweilen warf Santjun einen Blick auf das Ortungsholo oder durch die Frontscheibe des Shifts, der sich mit eingeschalteten Scheinwerfern seinen Weg suchte.
Ein Monolith mitten im Dschungel? , fragte er sich. Einer von wie vielen, der allen Lebewesen in der Umgebung Vitalenergie entzieht?
Die Lichtflut der Scheinwerfer schuf vor den Fahrzeugen eine seltsame Scheinwelt aus Farben, Formen und Bewegungen, die dem Leben in einem wirklichen Urwald entsprachen und trotzdem ein völlig wirres Bild ergaben. Überwältigt von Schwäche, Hoffnungslosigkeit und der festen Absicht, sich gegen alles aufzulehnen und bis zum letzten Atemzug zu kämpfen, versank Santjun schließlich in die Schwärze einer wohltuenden Bewusstlosigkeit.
Als er aufwachte, hatte das Dröhnen der Gleiskettenantriebe aufgehört. Ungefähr siebzig Kilometer, hatte Santjun zufällig gehört, war der Monolith von der Landestelle der TRAUM entfernt. Waren sie am Ziel angekommen?
Er blinzelte, sah sich um und nahm wahr, dass zuerst die Soldaten und daraufhin die »Wissenschaftler« den Shift verließen. Thalia stand auf, beugte sich über ihn und betrachtete ihn mit professionell-sorgenvoller Miene.
»Die Fahrt ist zu Ende?«, erkundigte er sich leise und öffnete den Gurt.
»Wir sind da. Komm heraus. Wir sind vor der Wirkung des Monolithen geschützt. Frag’ mich nicht, warum. Das Silber, glaube ich. Ich weiß es nicht.«
Der Kommandant war als Erster ausgestiegen. Hinter den Soldaten und Wissenschaftlern kletterte Thalia aus dem Shift. Zuerst sah
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