Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Pritsche.
»Zimmerservice!«, rief Marik in künstlicher Fröhlichkeit.
Sie blickte ihm mit unverhohlenem Abscheu entgegen. Die langen roten Haare umgaben das schmale Gesicht wie ein Flammenmeer. Dazu bildeten ihre durchdringend blauen Augen einen eisig kalten Kontrast.
»Oho! Wir sind immer noch kratzig aufgelegt?«, dröhnte Marik. »Tja, wenn du die schmerzfreie Zeit zu wenig schätzen gelernt hast, dann muss ich dir wohl eine kleine Erinnerungshilfe geben!«
Iasana Weiland straffte sich, während sie einatmete. Unter der leichten Bordkombination zeichnete sich ihr voller Busen ab.
Er grinste genüsslich und schob den Regler des Kontrollgeräts um eine Nuance gegen rechts. Iasana stieß einen erstickten Schrei aus und krümmte sich wimmernd zusammen. In Zeitlupentempo glitt sie von der Pritsche und blieb zitternd und sich windend auf dem Kunststoffboden liegen.
»Wie heißt das Zauberwort?«, fragte er kalt.
»Mmmm«, machte sie. Ihre Augen verdrehten sich soweit, dass nur noch das Weiße sichtbar war. »Mmmm!«
»Nein, nicht Mmmm ! Wie heißt es?«
Sorgfältig schob er den Regler um eine weitere Haaresbreite nach rechts. Es wäre ungeschickt gewesen, sie ohnmächtig werden zu lassen.
Nun verlor Iasana vollends die Kontrolle über sich. Sie schrie, suchte mit rudernden Armen Halt, den es in diesem Raum aus Pein nicht gab. Schrie noch lauter, noch verzweifelter, als ob sie bei lebendigem Leibe verbrannt würde.
»Was machst du hier?«, erklang Thalias alarmierte Stimme.
»Komm rein und genieß die Show«, sagte er, ohne den Blick von seinem Opfer zu nehmen.
»Onjar …«, hauchte Thalia, als sie die sich windende Frau sah.
»Meister!«, schrie Iasana aus voller Lunge.
»Es geht ja doch!«
Marik schob den Regler fast bis in die Ausgangsstellung zurück. Sofort glitt die Anspannung aus dem Körper der Plophoserin. Leise schluchzend blieb sie liegen.
»Du bist ein Schwein, Onjar«, stieß Thalia aus.
»Du machst mich mit solchen Ausdrücken nur noch schärfer, Quacksalberin!«, grollte Marik, während seine Augen genüsslich über den bebenden Körper der Plophoserin strichen.
»Steh auf, Püppchen«, befahl er. »Wir machen einen Spaziergang.«
Ein gurgelndes Geräusch ausstoßend, rollte sich Iasana Weiland herum und richtete sich mit unsicheren Bewegungen auf. »Bitte hören Sie damit auf«, stammelte sie. Dann fiel ihr fahriger Blick auf Thalia Lacroix. »Bitte helfen Sie mir!«
Die Silberherrin verschränkte stumm die Arme, während Marik drohend das linke Handgelenk mit dem Kontrollgerät erhob.
»Schlechter Zug, Püppchen«, sagte Marik mit einem sadistischen Lächeln. »An deiner Stelle würde dieses Weibsbild hier vor Wollust schreien, wenn sie das Tamasoori tragen dürfte. Von ihr wirst du keine Hilfe erhalten. Zudem hast du schon wieder das Zauberwort vergessen!« Sein rechter Zeigefinger erhob sich demonstrativ und senkte sich dann gemächlich auf den Regler.
Iasana hob abwehrend beide Arme. »Verzeiht, Meister! Ich wollte nicht …«
Marik ließ das Handgelenk wieder sinken. »Das wollte ich hören. Und nun keine Diskussionen mehr! Ihr zwei geht voraus, ich folge euch.«
Der Silberherr dirigierte sie durch sein Arbeitszimmer, in den Gang, und dann zum Lift. Nach wenigen Sekunden Fahrt öffnete sich die Tür. Eisiger Wind schlug ihnen entgegen.
»Ein falscher Schritt, Püppchen, und das Tamasoori wird dich bestrafen«, sagte Marik. »Und was dich anbelangt, Thalia Lacroix, Tochter des ehrenwerten Martti Lacroix: Ich habe mir die Freiheit genommen, von meinem Kommandantenrecht Gebrauch zu machen. Dein Anzug bewegt sich keinen Millimeter, wenn ich das nicht will! Und nun raus mit euch, alle beide!«
Vorsichtig traten die beiden Frauen auf den Balkon des Palastes. Marik folgte ihnen. Tief unter ihnen erstreckten sich die Häuserkreise von Magoria, die jedoch nur undeutlich sichtbar waren, weil ein breiter Strom von Trockeneisnebel an ihnen vorbei in die Tiefe fiel.
Marik blickte kurz hoch. Der Nebel stammte aus den gewaltigen, wie riesige Muscheln aussehenden Luftaufbereitungsanlagen, die oberhalb des Balkons angebracht waren, direkt neben den mächtigen Projektoren für den Schutzschirm.
Enz hatte ihm versichert, dass der Nebel keine Giftgas-Anteile der Shenzen-Atmosphäre und auch sonst keine Schadstoffe enthielt.
Du willst uns nur nervös machen, Atlan , dachte er. Mal schauen, ob mir dasselbe gelingt.
Über das Kommunikationssystem des Anzugs nahm er Verbindung mit Enz auf.
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