Atlan 14 - Monolith 04 - Der Silbermann
Kontrolle im Palast vollständig übernommen zu haben.
Damit mussten wir rechnen , gab ich zurück. Aber das verändert unsere Situation nicht grundsätzlich. Ich halte es eher für einen Vorteil, da er so womöglich einen Zweifrontenkrieg angezettelt hat, falls er den Machthaber und dessen Truppe nicht vollständig für sich gewinnen konnte.
Zustimmung , antwortete der Logiksektor. Womit noch die Drohung mit Iasana Weilands Tod bleibt. Logischste Erklärung für Mariks Motivation: Er will Zeit gewinnen, indem er in unseren Reihen Verwirrung stiftet.
Ich halte es ebenfalls für einen billigen Pokertrick , dachte ich. Er blufft.
Es gibt jedoch eine Unbekannte in dieser Berechnung dieses Szenarios: Laut Santjuns Beschreibung seines Charakters zeichnet sich Onjar Marik als hervorragender Taktiker und rücksichtsloser Intrigant mit geradezu brachialer Einflusskraft aus. Seine Jähzorn-Attacken machen ihn jedoch nicht durchwegs berechenbar.
»Lordadmiral!«, drang Naileth Simmers Stimme durch den Funkempfänger. »Sie haben Marik ebenfalls gehört? Wie verändert sich dadurch unser Plan?«
»Gar nicht!«, antwortete ich bestimmt. »Er will uns hinhalten. Calipher-SIM und ich nähern uns vorsichtig dem Palast. Nehmen Sie bitte Kontakt mit Poltor auf und beruhigen sie ihn ebenfalls. Die Aktion läuft wie geplant ab! Atlan Ende.«
»Verstanden, Simmers Ende!«
Ich spürte, dass mich eine erhebliche Nervosität erfasst hatte, die über die normale, durch das ausgeschüttete Adrenalin hervorgerufene Anspannung hinausging.
Vor meinem geistigen Auge sah ich die rothaarige Iasana, die mit ihrem freundlich-interessierten Wesen in den letzten Wochen eine spezielle Saite in mir zum Klingen gebracht hatte. Ich hoffte inständig, dass wir mit unserer Einschätzung zu Mariks Bluff richtig lagen.
Dann eile eiligst hin zur Rettung der holden Maid, Einsamer der Zeit! , spottete mein Extrasinn.
Manchmal denke ich, du bist eifersüchtig , gab ich zurück.
Der Logiksektor schwieg überraschenderweise, und ich beschleunigte den Anzug. Wir stiegen an verschmutzten Hauswänden empor.
Meine Unruhe wuchs weiter. Ich blickte auf die Straße hinunter, auf der die Magorianer den Gleiter des SiDi bedrängten.
Die Gleiterpiloten hätten eine gute Chance gehabt, wenn sie beim Angriff der Magorianer sofort senkrecht nach oben gestartet wären. Stattdessen schossen sie mit ihren Handstrahlern bei geöffnetem Verdeck in die Masse. Doch es waren zu viele Angreifer für nur zwei Strahler. Die Magorianer stürmten den Gleiter und rissen die SiDi-Männer aus ihren Sitzen. Von meinem Standort sah es aus, als würden Hunderte von Termiten über den Kadaver eines Tieres fallen.
»Major Simmers! Wie entwickelt sich die Lage in der fünfzehnten Krocht?«, fragte ich über Funk.
»Harzig!«, kam es nach kurzem Zögern zurück. »Etwa hundert Magorianer sind in der Nähe des Postens, doch es entwickelt sich bisher noch kein richtiger Mob.«
»Sind Truppen des SiDi zu sehen?«, fragte ich zurück.
»Ja, Sir.«
»Dann nähern Sie sich einer dieser Personen und schießen Sie aus dessen Nähe auf einen freistehenden Magorianer!«
»Sir?«, kam es überrascht zurück.
»Tun Sie, was ich Ihnen sage, Naileth!«
»Ich kann doch keinen Zivilisten erschießen!«
»Je genauer Sie ihn treffen, desto höher sind seine Überlebenschancen!«, gab ich kalt zurück. »Melden Sie sich, wenn wir den Angriff starten können! Atlan Ende.«
Magor
»Enz!«, schrie er abermals in die Kom-Anlage. »Enz, du treuloser Zoglate! Komm sofort zu mir! Wir müssen diesen Irren stoppen!«
Doch sein Leibeigener antwortete nicht. Dies konnte aus Magors Sicht nur zwei Ursachen haben: Entweder war er ermordet worden oder zum Feind übergelaufen. Dass Marik sowohl seinen Kampfanzug trug als auch plötzlich über einen Zugriff auf das stadtweite Lautsprechersystem verfügte, wies eher auf Möglichkeit Nummer zwei hin.
Mit wachsender Panik begriff Magor, dass er die Kontrolle über die Situation immer mehr verlor. Bisher hatte er noch darauf hoffen können, dass Atlan und seine USO Marik als ihr eigentliches Ziel ansahen und er vielleicht ungeschoren davonkommen würde. Nach Mariks offener Drohung musste er aber davon ausgehen, dass der Lordadmiral den Palast nun mit allen ihm zur Verfügung stehenden Kräften angreifen würde. Es war sogar möglich, dass er die gesamte Felsnadel in die Luft jagen ließ, sobald er nicht mehr Rücksicht auf Mariks Geisel nehmen
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