Atlan 15 - Monolith 05 - Ceres am Abgrund
den die Jets hätten retten können.
Kapitel 36
Dienstag, 7. Mai 3112
Atlan
Nach Calipher-Geists warnenden Worten herrschte Unruhe. Ich hatte eine Funkverbindung mit Julian Tifflor geschaltet, denn mein Extrasinn hatte mir den Rat gegeben, einen Gang von der Oberfläche des Planetoiden bis in die Kaverne fräsen zu lassen. Tifflor hatte erst erstaunt reagiert, dann aber alles so schnell wie möglich in die Wege geleitet.
Wir befanden uns in der Luftschleuse und machten uns bereit, in den Obergang vorzudringen. Vor unserem Aufbruch hatte ich noch eine kurze Ansprache gehalten, in der ich alle zu äußerster Eile angetrieben hatte. Die meisten von Malchers Untergebenen lehnten es ab, sich retten zu lassen. Das konnte ich natürlich nicht erlauben, denn es war mit meinem Gewissen und mit der USO-Einsatzdoktrin nicht vereinbar.
Wer sich nicht aus der Monolith-Kaverne entfernen wollte, wurde paralysiert und in die Höhle gebracht. Ob sie die Zerstörung des Monolithen hier überstehen würden, konnte noch nicht einmal mein Extrasinn sagen, aber ihre Chancen lagen hier zumindest weit höher als in der Kaverne.
Wir mussten ein Stück zurückgehen, ehe wir an den Aufstieg denken konnten. Ein neu entstandener Tunnel führte von oben herab. Ich hörte unbekannte Stimmen im Helmfunk.
»Hier spricht Leutnant Geupel von der BSD-MSJ-01. Sir, wir wurden zu Ihrer Rettung ausgesandt. Wir können Sie von hier aus leider noch nicht aufnehmen. Dazu müssen Sie und Ihre Begleiter sich erst noch bis zur nächsten Höhle begeben.«
»Heißt MSJ etwa Mini-Space-Jet?«, erkundigte ich mich. »Leutnant, dann müssen Sie an die hundert Mal fliegen, bis Sie alle Leute hier unten evakuiert haben.«
Geupel lachte laut auf.
»Das werden wir ganz sicher nicht tun, Sir. Sie und die wichtigsten Personen werden mit unseren kleinen Lieblingen geflogen. Die anderen müssen noch etwa fünf Kilometer weit bis zum nächsten Bahnhof laufen und sich mit dem Zug hochbringen lassen.«
»Leutnant, ich …«
Während des Aufstiegs zündete der Sprengsatz. Der Monolith zerbarst in Myriaden von Teilen und Teilchen. Ich hatte die Aufnahmekamera eines Funkgeräts auf den Monolithen eingestellt, um das Inferno zu filmen. Die Kamera wurde schon eine Sekunde nach der Explosion total zerstört, doch das hatte ich einkalkuliert.
Vitalenergie überflutete Santjun und mich wie eine belebende Zelldusche. Uns kam es vor, als würde jede einzelne Zelle mit Lebenskraft neu aufgefüllt. War ich noch vor zwei Stunden der völligen Erschöpfung nahe gewesen, so platzte ich nun schier vor Energie.
Der Druck, der seit Tagen auf jedem Einzelnen gelegen hatte und der ständig stärker geworden war – all das war plötzlich verschwunden. Die unbewusste Müdigkeit, die sich nach und nach zur Erschöpfung ausgewachsen und jede Bewegung, jeden Atemzug, jeden Gedanken zur Qual gemacht hatte, existierte von einer Sekunde auf die nächste nicht mehr. Zurück blieb das kaum noch überwindbare Verlangen, sich hinzulegen und an Ort und Stelle zu schlafen.
Langsam wurde Ceres kleiner unter der Mini-Space-Jet. Wir flogen zu einem Spähkreuzer der Solaren Flotte mit der Eigenbezeichnung BLACK SATIN DANCER. Ich war unendlich froh, aus dem Tunnelsystem draußen zu sein.
Oberst Andersson hieß mich nur zehn Minuten später an Bord ihres Schiffes willkommen. Ich bedankte mich für die mehr als außergewöhnliche Rettungsaktion.
Dann nahm ich Kontakt mit Tifflor auf und erkundigte mich bei ihm über die Lage auf Ceres. Seine Antwort war nicht sehr ermutigend.
»Über Ceres herrscht Chaos. Hier gibt es Kampfschiffe, Hilfsschiffe, Wracks und Notrufe im Übermaß. Gewaltige Erdbeben erschüttern den gesamten Planetoiden seit der Vernichtung des Monolithen«, antwortete mir Tiff. »Weil Gänge und Kavernen eingestürzt sind, hat es wieder Verletzte gegeben. Aber da wir fast alle Leute von Ceres haben abziehen können, dürfen wir letztlich zufrieden sein.«
Das sah ich auch so.
Die wenigen überlebenden Soldaten aus Malchers Truppe wurden gerade verhört. Ich erbat mir von Oberst Andersson eine freie Kabine. Naileth Simmers und Santjun erhielten ebenfalls eine Schlafgelegenheit. Zuallererst wollte ich nur duschen. Den Schutzanzug hatte ich schon in der Luftschleuse der BLACK SATIN DANCER zwecks Dekontaminierung ablegen müssen.
Ich erhielt zwei umfangreiche Datenpakete. Das eine erreichte mich als USO-Höchstdringlichkeitsnachricht über die Empfangsanlage
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