Atlan TH 0003 – Der Katzer
Er wich zurück, bis er die kalte Wand des Korridors in seinem Rücken spürte.
Vom Antigravschacht her fauchte eine Energiebahn heran und brannte unmittelbar vor seinen Füßen eine glühende Furche in den Boden. Wieder war da das schneidende Geräusch von Horm Brasts Neuropeitsche. Jemand schrie gellend auf. Es konnte nur einer der drei Pyrriden sein, die inzwischen herangestürmt waren.
Plötzlich schien der Gang aufzuflammen. Der Schutzschirm des Roboters brach zusammen. Etliche kleine Explosionen erfolgten. Ein glühendes Trümmerstück traf Hartem am linken Oberarm und schleuderte ihn zu Boden. Vorübergehend wurde ihm schwarz vor Augen.
Als er wieder zu sich kam, schwebte soeben der letzte von Gerigks Leibwächtern an ihm vorbei. Nur sie konnten den Gladiator zerstört haben. Der Magnide selbst stand bereits unmittelbar vor dem Zugang zum Antigravlift.
Jemand griff Hartem von hinten unter die Arme und half ihm, auf die Beine zu kommen. Es war Atlan.
»Ich bin froh, dass keiner von deinen Leuten etwas abbekommen hat«, sagte er. »Ich wünsche dir viel Glück. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Unter besseren Umständen.« Er drückte Mark die Hand, wandte sich dann um und eilte dem Magniden hinterher.
»Ja«, murmelte Hartem. »Vielleicht ...«
Die beiden Roboter waren nur noch qualmende Wracks. Von den vier Pyrriden hatte Horm Brast zwei außer Gefecht gesetzt, die anderen waren paralysiert.
Der Anführer der Bordnomaden blickte Atlan nach, bis dieser im Antigravschacht verschwand. Als er sich wieder umwandte, stand einer seiner Männer mit zwei kleinen Mädchen neben ihm, die beide ungefähr zehn Jahre alt sein mochten.
»Die Frau, die von dem Roboter erschossen wurde, scheint ihre Mutter gewesen zu sein. Sie hatte Pech, dass es sie anstelle des Magniden erwischt hat. Atlan sagte, wir sollen uns um ihre Töchter kümmern.«
»Atlan hat was ...?«, brauste Hartem auf. Dann sah er, dass die Mädchen weinten, und schüttelte unwillig den Kopf. »Hört auf zu flennen«, fuhr er sie an.
»Ich bin Sylva«, sagte das größere der beiden Kinder. »Das ist meine Schwester Germa. Unsere Mutter ...«
»... ist tot!«, stieß Hartem hervor. »Ich war fünfzehn, als meine Mutter starb. Und wie du siehst, habe ich es auch überlebt. Ich ...« Mark Hartem stockte. »Was ist das?«, rief er dann, packte Germa, zog sie zu sich heran und fuhr mit einer Hand über die beiden Aufwölbungen an ihrer Hüfte.
»Ein Monster«, zischte er. »Das hat uns gerade noch gefehlt.«
»Lass sie in Ruhe!«, schrie Sylva und wollte sich auf ihn stürzen, aber er stieß sie mit einer Hand von sich.
»Schluss jetzt, Mark«, schritt Horm Brast ein. »Willst du dich tatsächlich an Kindern vergreifen?«
»Sie ist ein Monster«, wiederholte Hartem mit Nachdruck.
»Und sie braucht Hilfe«, sagte Brast. »Ich werde nicht zulassen, dass ihr jemand etwas antut. Nicht mehr!« Drohend hob er seine Rechte, in der er den kurzen Peitschenstiel hielt.
»Das wagst du nicht«, fauchte Hartem.
»Wach endlich auf, Mark. Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Zeit. Und wir nehmen die Mädchen mit. Geht das nicht in deinen sturen Schädel?«
Mark Hartem atmete tief ein und wieder aus. Dann gab er sich einen Ruck.
»Meinetwegen«, stimmte er zu. »Aber nur, weil jeden Augenblick Angehörige der SOLAG hier erscheinen können. Sobald wir unser Versteck erreicht haben, reden wir weiter.«
Sie wurden schon erwartet. Eine der beiden auf Raubzug befindlichen Gruppen war auf drei Solaner gestoßen, die im Begriff gewesen waren, ihnen zuvorzukommen. Auch sie hatten es auf das Bekleidungsdepot abgesehen gehabt. Notgedrungen musste man die Beute teilen. Was freilich nicht viel mehr als ein Akt des guten Willens war, denn die Fremden äußerten spontan den Wunsch, sich den Bordnomaden anzuschließen. Allein, so meinten sie, hätten sie nie den Mut besessen, wirklich größere Unternehmungen zu wagen. In der Gemeinschaft müsste es eher möglich sein.
»Das ist noch lange kein Grund, sie sofort in den Hangar zu schleppen«, brauste Hartem auf.
»Als du diesen Atlan brachtest, hast du auch nicht gefragt«, hielt man ihm entgegen.
Er winkte heftig ab.
»Sie sind zu dritt. Die Gefahr einer Entdeckung wird dadurch nur größer. Außerdem – weiß jemand von euch, was sie können? Mag sein, dass sie lediglich eine Möglichkeit suchen, sich für einige Tage über Wasser zu halten.«
»Wir verstehen es, uns Respekt zu verschaffen«,
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