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032 - Seelenträger

032 - Seelenträger

Titel: 032 - Seelenträger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Unter den herabstürzenden Fluten wurde ein grauer Stahlkörper sichtbar, gegen den die Hochseeyacht wie ein Spielzeug wirkte. Das Jagd-U-Boot, das ohne jede Vorwarnung empor schoss, war einhundertzwanzig Meter lang und besaß eine Wasserverdrängung von 3000 Tonnen.
    Obwohl Ahmed das Erscheinen der Russen sehnsüchtig erwartet hatte, wurden ihm die Knie weich. Die Aussicht auf das, was in den nächsten Minuten geschehen würde, ließ sein Herz schneller schlagen.
    Kalter Schweiß perlte in seinem Nacken auf und nässte den Hemdkragen. Plötzlich durchzuckten ihn tausend Gründe, aus denen der ausgeklügelte Plan scheitern konnte - doch für eine Umkehr war es längst zu spät.
    Erst das Scharren der Schwimmflossen, die hinter ihm über die Planken kratzen, flößte Ahmed wieder Zuversicht ein.
    Die französischen Kampfschwimmer, die auf der dem U-Boot abgewandten Seite geräuschlos ins Wasser glitten, interessierten sich zwar nicht für den Heiligen Krieg - dafür beherrschten sie ihr tödliches Handwerk mit der eiskalten Präzision, die Söldnern vorbehalten war.
    Ihr Einsatz würde präzise wie ein Uhrwerk ablaufen, ohne das Ahmed weitere Anweisungen erteilen musste.
    Der Plan war gut durchdacht und Allah mit ihnen. Was sollte also schief gehen?
    Säuerlicher Schweißgeruch reizte Ahmeds Nasenflügel, noch bevor sein Bruder mit feucht glänzender Stirn an die Reling trat. Hamid war erst siebzehn Jahre alt und das russische Sturmgewehr erschien noch viel zu groß für seine schmalen Hände. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er zu dem U-Boot hinüber, das unbeweglich wie ein toter Wal auf dem Wasser trieb.
    »Das Gewehr weg, du Idiot!«, schnauzte Ahmed. »Soll die Mannschaft gleich wissen, was gespielt wird?« Er wählte absichtlich einen harschen Ton, um Hamid aus der Erstarrung zu reißen.
    Sein Bruder legte das AK 48 hastig auf die blank gescheuerten Mahagoniplanken, als hätte er sich die Finger daran verbrannt.
    Ahmed unterdrückte ein Grinsen. Er konnte sich noch gut erinnern, wie aufgeregt er bei seinem ersten Einsatz - nur wenige Wochen nach Desert Strike - gewesen war.
    Bevor es überhaupt losging, musste er sich zweimal übergeben, und noch ein drittes Mal, nachdem er seinen ersten Amerikaner getötet hatte. Zwei Jahre waren seitdem vergangen, trotzdem verfolgte ihn das zerschossene Gesicht des GIs noch manchmal in seinen Träumen.
    Ahmed verdrängte das grausige Bild unwillig aus seinen Gedanken. Er war kein einfacher Krieger mehr, sondern führte inzwischen das Kommando. Von seinen Befehlen hing es ab, ob ihre Operation erfolgreich verlief!
    Entschlossen sah er zu dem Meeresabschnitt, der sich zwischen der Yacht und dem knapp fünfzig Meter entfernten U-Boot erstreckte. Irgendwo dort vorne tauchten die Franzosen dem Sieg entgegen.
    Die Wellen hatten sich wieder geglättet, trotzdem drangen keine verräterischen Luftblasen an die Oberfläche.
    Statt herkömmlicher Pressluftflaschen benutzten die Kampfschwimmer Kreislaufgeräte mit einem geschlossenem Atemsystem, aus dem nicht das geringste Sauerstoffmolekül entweichen konnte.
    Die russische Besatzung hatte nicht den Hauch einer Chance, den Unterwasserangriff vorzeitig zu bemerken.
    »Jetzt gibt es kein Zurück mehr«, flüsterte Hamid mit zitternder Stimme.
    Beinahe so, als ob er zum ersten Mal realisierte, dass dies alles kein Spiel, sondern blutiger Ernst war.
    »Ja«, knurrte Ahmed. »Operation Herz des Feindes hat begonnen!«
    ***
    Kommandant Nikolai Wolkow sah zufrieden auf den Monitor, der ein gestochen scharfes Bild der Außenkameras lieferte. Das Schiff der Araber lag pünktlich am verabredeten Ort. Ein gutes Omen. Routiniert zoomte er näher heran.
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er den Namen der Yacht las. Suleika, dachte er kopfschüttelnd. Wie kitschig.
    Der Gedanke verschaffte Wolkow ein Gefühl der Überlegenheit. Plötzlich wusste er mit absoluter Gewissheit, dass alles wie am Schnürchen laufen würde.
    Eine unnatürliche Ruhe überkam ihn.
    »Luke öffnen«, befahl er. Wolkow sprach in normaler Lautstärke, doch seine Stimme dröhnte in der engen Leitzentrale lauter als die Kirchenglocken am Roten Platz. Die Offiziere an den Navigationsund Waffenleitpulten sahen mit starren, geradezu maskenhaften Gesichtern zu ihm auf. Es war ihnen nicht anzumerken, ob sie ihre bewaffneten Kameraden, die sich im Mittelgang drängten, beneideten oder bedauerten.
    Nur der Zweite Offizier ließ seine Finger über die Tastatur fliegen, um

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