Atlan TH 0003 – Der Katzer
sagte einer der Fremden, der dem Zwiegespräch aufmerksam gefolgt war.
Hartem musterte die beiden Männer, ebenso die Frau. Ihrer unterschiedlichen Kleidung nach zu urteilen, kamen sie aus verschiedenen Sektionen der SOL. Lediglich die Frau trug eine der üblichen lindgrünen Kombinationen, welche die Formen ihres Körpers mehr betonte als verhüllte. Sie mochte höchstens fünfundzwanzig sein, war schlank und gut gebaut und strahlte in ihrer ganzen Erscheinung eine Entschlossenheit aus, wie der Bordnomade sie selten gesehen hatte.
Sie könnte mir gefallen, musste sich Hartem eingestehen. Laut fragte er:
»Woher kommt ihr?«
»Wir ziehen schon lange durch das Schiff«, sagte der Mann, »sind mal hier, mal dort, eben immer gerade da, wo es was zu holen gibt.«
»Und jetzt hofft ihr darauf, bei uns Beute machen zu können?« Mark Hartem verspürte ein immer größer werdendes Misstrauen. Er vermochte selbst nicht zu sagen, was es war, aber etwas an den Fremden flößte ihm Furcht ein. Dabei machten sie eher einen heruntergekommenen Eindruck.
»Warum nehmen wir sie nicht bei uns auf?«, wollte einer der Bordnomaden wissen.
»Ja, warum eigentlich nicht?«, pflichtete Mira Willem bei. »Zumindest sind sie gut bewaffnet.«
Jeder der drei trug einen kleinen Thermostrahler. Das machte sie zu gefährlichen Gegnern.
»Stimmen wir ab!«, rief jemand.
Mark Hartem sah sich um. Er sah nur erwartungsvolle Gesichter.
»Ich bin dagegen, dass sie bleiben«, bekundete er.
Die Frau trat auf ihn zu und sah ihn mit einem sanften Lächeln an.
»Du warst also der Anführer dieser ... Troiliten? « Das letzte Wort verließ ihre Lippen mit leichter Verzögerung.
»Ich ... Ja, ich meine ... Was heißt warst ...?«
»Ich zeige es dir.« Mit einer blitzschnellen Bewegung zog sie ihre Waffe und schoss. Niemand konnte es verhindern. Der Energiestrahl drang Hartem mitten ins Herz. Er war auf der Stelle tot.
Ihre beiden Begleiter sprangen auseinander. Auch sie hielten plötzlich die Waffen in Händen.
»Keiner rührt sich«, sagte die Frau so ruhig, als hätte sie sich gerade eine Tasse Kaffee eingeschenkt. »Wenn ihr leben wollt, bewegt ihr euch nicht.«
Wie gebannt starrte Horm Brast die Fremden an. Sie würden nicht zögern, ihre Drohung wahr zu machen.
»Was ... was habt ihr mit uns vor?«, stammelte er.
»Wir werden jetzt wieder gehen«, erwiderte die Frau, und ihre Stimme klang klirrend wie Eis. »Sollte aber einer von euch jemals über die letzten Minuten sprechen, kommen wir wieder. Und dann wird er sich wünschen, wir hätten ihn hier und heute erschossen. Merkt euch dieses: Niemand zieht den Namen und die Reputation der Troiliten in den Dreck.«
»Wer seid ihr?«, flüsterte Mira.
»Das willst du nicht wirklich wissen«, gab die Frau zurück. »Vergesst nicht: Das war eure erste und einzige Warnung.«
Einer der beiden Männer warf sich den toten Mark Hartem über die Schulter. Dann zog sich das geheimnisvolle Trio sichernd zurück und war gleich darauf aus dem Hangar verschwunden.
»Und was jetzt?« Horm Brast war der Erste, der wieder Worte fand und den Eindruck zerstörte, dass die Zeit für immer stehen geblieben war.
»Jetzt gehen wir nach Hause«, sagte Mira und riss sich das falsche Troiliten-Abzeichen von ihrer Kleidung. »Und die Mädchen bleiben bei uns.«
»Nach Hause? Wo soll das sein?«, wollte Brast wissen.
»Überall«, antwortete die Frau und wischte sich eine Träne von der Wange. »Nur nicht hier.«
Wütend starrte Chart Deccon auf die leeren Bildschirme. Seit Stunden wartete er darauf, dass jene, die er zu dem von ihm bestimmten Treffpunkt geschickt hatte, Atlans Ankunft meldeten. Allmählich wurde ihm jedoch klar, dass er vergeblich hoffte. Der Arkonide ignorierte seine Botschaft.
Deccon spielte mit dem Gedanken, seinen Aufruf über Interkom zu wiederholen, aber zweifelsohne hätte so etwas den Anschein von Schwäche erweckt. Von nun an musste er Jagd auf zwei Männer machen: Atlan und Homer Gerigk. Und beide schienen wie vom Erdboden verschwunden.
Der High Sideryt war erschöpft. Zu viele Probleme stürzten in letzter Zeit auf ihn ein. Nach wie vor raste das riesige Raumschiff scheinbar unaufhaltsam Mausefalle-Sieben entgegen. Bald würde sie nur noch ein Wunder retten können.
Aber an Wunder glaubte Chart Deccon nicht.
Nervös machte er sich an dem kleinen Akku zu schaffen, in dem das E-kick gespeichert war. Wütend bemerkte er, dass der Vorrat beinahe erschöpft war.
»Nurmer!«,
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