Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
manchmal saß Bobby bei ihm, und sie unterhielten sich über Bücher. Manchmal waren auch Carol und Sully-John da; die drei Kinder übten Werfen auf dem Rasen, während Ted rauchte und ihnen zusah. Manchmal kamen andere Kinder vorbei - Denny Rivers, der ein mit Klebstreifen verstärktes Segelflugzeug aus Balsaholz mitbrachte, das sie fliegen lassen konnten; der unterbelichtete Francis Utterson, der immer auf seinem Tretroller durch die Gegend fuhr und sich dabei mit einem überentwickelten Bein abstieß; Angela Avery und Yvonne Loving, die Carol fragten, ob sie mit zu Yvonne kommen und mit Puppen spielen oder bei einem Spiel namens Hospital Nurse mitmachen wolle -, aber meistens waren bloß S-J und Carol da, Bobbys spezielle Freunde. Alle Kinder nannten Mr. Brautigan Ted, aber als Bobby erklärte, warum es
besser sei, wenn sie in Gegenwart seiner Mutter Mr. Brautigan zu ihm sagten, stimmte Ted ihm sofort zu.
    Was seine Mutter betraf, so schien sie Brautigan nicht über die Lippen zu bringen. Es kam immer als Brattigan heraus. Das war jedoch vielleicht keine Absicht; Bobby empfand allmählich eine vorsichtige Erleichterung, was die Einstellung seiner Mutter zu Ted betraf. Er hatte befürchtet, dass sie Ted die gleichen Gefühle entgegenbringen könnte wie Mrs. Evers, seiner Lehrerin in der zweiten Klasse. Seine Mutter hatte Mrs. Evers auf Anhieb nicht ausstehen können, und zwar auf den Tod nicht, ohne dass Bobby irgendeinen Grund dafür sah, und sie hatte das ganze Jahr über kein gutes Wort über sie zu sagen gehabt - Mrs. Evers ziehe sich an wie eine Vogelscheuche, Mrs. Evers färbe sich die Haare, Mrs. Evers sei zu stark geschminkt, Bobby solle es seiner Mutter bloß sofort sagen, wenn Mrs. Evers auch nur einen Finger an ihn lege, sie sehe nämlich wie eine dieser Frauen aus, die einen gern zwickten und knufften. All das nach einem einzigen Elternabend, bei dem Mrs. Evers Liz erklärt hatte, dass Bobby in allen Fächern gut mitkam. In jenem Jahr hatte es noch vier weitere Elternabende gegeben, und Bobbys Mutter hatte jedes Mal einen Grund gefunden, sich zu drücken.
    Liz bildete sich schnell eine feste Meinung über Menschen; wenn sie SCHLECHT unter ihr inneres Bild von jemandem schrieb, dann fast immer mit Tinte. Selbst wenn Mrs. Evers sechs Kinder aus einem brennenden Schulbus gerettet hätte, wäre Liz Garfield durchaus der naserümpfende Kommentar zuzutrauen gewesen, die Kleinen schuldeten der glubschäugigen alten Kuh wahrscheinlich noch das Milchgeld für zwei Wochen.

    Ted gab sich alle Mühe, nett zu sein, ohne sich bei ihr einzuschleimen (und es gab Leute, die sich wirklich bei ihr einschleimten, das wusste Bobby; zum Teufel, manchmal tat er es ja selbst), und es funktionierte … aber nur bis zu einem gewissen Grad. Einmal hatten Ted und Bobbys Mutter sich fast zehn Minuten lang darüber unterhalten, wie schrecklich es sei, dass die Dodgers von der Ost- an die Westküste umgezogen seien, ohne auch nur auf Wiedersehen zu sagen. Aber nicht mal die Tatsache, dass sie beide gute alte Dodger-Fans aus den Zeiten waren, als diese noch im Ebbets-Field-Stadion in New York beheimatet gewesen waren, brach das Eis zwischen ihnen. Sie würden nie Freunde werden. Seine Mutter brachte Ted Brautigan keine solche Abneigung entgegen wie Mrs. Evers, aber irgendetwas stimmte trotzdem nicht. Bobby glaubte zu wissen, was es war; er hatte es an dem Morgen, als der neue Mieter eingezogen war, in ihren Augen gesehen. Liz traute ihm nicht.
    Und Carol Gerber tat das auch nicht, wie sich herausstellte. »Manchmal frage ich mich, ob er vor irgendwas auf der Flucht ist«, sagte sie eines Abends, als sie mit Bobby und S-J hügelaufwärts zur Asher Avenue ging.
    Sie hatten etwa eine Stunde lang Werfen geübt, dabei hin und wieder mit Ted geredet, und waren jetzt auf dem Weg zum Moon’s Roadside Happiness, um sich Eis zu kaufen. S-J besaß dreißig Cent und hatte sie eingeladen. Er hatte auch seinen Bolo-Bouncer dabei, den er jetzt aus seiner Gesäßtasche holte. Ziemlich bald wanderte das Ding nach oben und unten und um ihn herum, wap-wap-wap.
    »Auf der Flucht? Machst du Witze?« Der Gedanke erschreckte Bobby. Doch Carol hatte ein gutes Auge für Menschen; selbst seine Mutter hatte das schon bemerkt. Die
Kleine ist keine Schönheit, aber ihr entgeht nicht viel, hatte sie eines Abends gesagt.
    »›Hände hoch, McGarrigle!‹«, rief Sully-John. Er klemmte sich den Bolo-Bouncer unter den Arm, ging in die Hocke und feuerte mit einer

Weitere Kostenlose Bücher