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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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In einer Ecke stand eine nur grob skizzierte Gruppe von Jungen, die im Kreis standen. Der Titel des Buchs lautete Herr
der Fliegen . Über dem Titel stand kein Anreißerspruch, nicht mal ein dezenter wie »Eine Geschichte, die Sie nie vergessen werden«. Alles in allem wirkte es abweisend und unfreundlich und gab zu erkennen, dass die Geschichte zwischen den Buchdeckeln schwierig sein würde. Bobby hatte eigentlich nichts gegen schwierige Bücher, solange sie in der Schule durchgenommen wurden. Aber wenn man zum Vergnügen las, dann sollten die Geschichten einfach sein, fand er - und der Autor sollte alles tun, außer einem die Augen hin und her zu bewegen. Wie viel Spaß konnte es sonst schon machen?
    Als er das Buch umdrehen wollte, legte Ted ihm sanft die Hand auf den Arm und hinderte ihn daran. »Nein«, sagte er. »Tu mir einen persönlichen Gefallen und lass das bleiben.«
    Bobby sah ihn verständnislos an.
    »Geh an dieses Buch so heran wie an ein unerforschtes Land. Ohne eine Karte. Erforsche es, und zeichne deine eigene Karte.«
    »Aber wenn es mir nicht gefällt?«
    Ted zuckte die Achseln. »Dann brauchst du’s ja nicht zu Ende zu lesen. Ein Buch ist wie eine Pumpe. Es gibt nichts her, bevor man ihm nicht etwas gegeben hat. Bei einer Pumpe muss man erst mal mit eigenem Wasser vorpumpen, und man betätigt den Schwengel mit seiner eigenen Kraft. Das tut man, weil man davon ausgeht, dass man mehr zurückkriegt, als man gibt … letzten Endes. Sind wir uns so weit einig?«
    Bobby nickte.
    »Wie lange würdest du bei einer Wasserpumpe vorpumpen und den Schwengel betätigen, wenn nichts rauskommt?«

    »Nicht allzu lange, schätze ich.«
    »Dieses Buch ist rund zweihundert Seiten dick. Lies die ersten zehn Prozent - zwanzig Seiten, heißt das, ich weiß schon, dass du im Rechnen nicht so gut bist wie im Lesen -, und wenn es dir dann immer noch nicht gefällt, wenn es bis dahin nicht mehr hergibt, als es nimmt, leg es weg.«
    »Ich wünschte, das dürfte man in der Schule auch«, sagte Bobby. Er dachte an ein Gedicht von Ralph Waldo Emerson, das sie auswendig lernen sollten. »An der schlichten Brücke, die den Strom überspannt«, fing es an. S-J nannte den Dichter Ralph Waldo Emerschmalz.
    »In der Schule ist das was anderes.« Sie saßen an Teds Küchentisch und schauten nach hinten in den Garten hinaus, wo alles in voller Blüte stand. Auf der Colony Street an der Rückseite ihres Blocks bellte Mrs. O’Haras Hund Bowser sein endloses ruup-ruup-ruup in die milde Frühlingsluft. Ted rauchte eine Chesterfield. »Und wo wir gerade von der Schule sprechen, nimm dieses Buch nicht mit dorthin. Da stehen Sachen drin, die du nach Ansicht deiner Lehrerin vielleicht lieber nicht lesen solltest. Es könnte ein ganz schönes Charivari geben.«
    »Ein was? «
    »Einen Aufruhr. Und wenn du in der Schule Ärger kriegst, kriegst du zu Hause auch welchen - das brauche ich dir bestimmt nicht zu erzählen. Und deine Mutter …« Die Hand ohne die Zigarette bewegte sich hin und her wie eine Wippe, eine kleine Geste, die Bobby sofort verstand. Deine Mutter traut mir nicht über den Weg.
    Bobby dachte an Carols Äußerung, dass Ted womöglich auf der Flucht vor irgendetwas sei, und erinnerte sich daran, dass seine Mutter gesagt hatte, Carol entgehe nicht viel.

    »Was steht da drin, weswegen ich Ärger kriegen könnte?« Er betrachtete Herr der Fliegen mit erneuter Faszination.
    »Nichts, was einem den Schaum vors Maul treten lassen würde«, sagte Ted trocken. Er drückte seine Zigarette in einem blechernen Aschenbecher aus, ging zu seinem kleinen Kühlschrank und holte zwei Flaschen Limo heraus. Es war kein Bier und kein Wein darin, nur Limonade und eine Glasflasche Sahne. »Es wird ein bisschen darüber geredet, dass jemand einem Wildschwein einen Speer in den Arsch stößt, das ist das Schlimmste, glaube ich. Trotzdem - es gibt eine bestimmte Sorte Erwachsene, die nur die Bäume sieht, aber nicht den Wald. Lies die ersten zwanzig Seiten, Bobby. Du wirst es nicht bereuen. Das verspreche ich dir.«
    Ted stellte die Limo auf den Tisch und öffnete die Kronkorken mit seinem Flaschenöffner. Dann nahm er seine Flasche in die Hand und ließ sie gegen die von Bobby klirren. »Auf deine neuen Freunde von der Insel.«
    »Von welcher Insel?«
    Ted Brautigan lächelte und stippte die letzte Zigarette aus einer zerknautschten Packung. »Das wirst du schon noch rausfinden«, sagte er.
     
    Bobby fand es heraus, und er brauchte keine

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