Atlantis
Mundwinkel ein bisschen verschmiert, und ihr Unterrock lugte hervor. Bobby überlegte, ob er sie darauf aufmerksam machen sollte, dann fiel ihm ein, wie sehr sie es hasste, wenn ihr jemand erzählte, dass es »im Süden schneite«. Außerdem, was machte es schon? Ihr Arbeitstag war vorbei, und, wie sie manchmal sagte, es war niemand anders da als wir zwei Küken .
Sie schaute in den Kühlschrank, um sich zu vergewissern, dass der Eintopf weg war, schaute auf den Herd, um sich zu
vergewissern, dass das Gas aus war, und schaute in die Spüle, um sich zu vergewissern, dass der Topf und die Tupper-Dose in Seifenwasser einweichten. Dann küsste sie ihn auf die Schläfe - ihre Lippen streiften ihn flüchtig im Vorbeigehen - und begab sich ins Schlafzimmer, um sich die Bürokleidung und die Strümpfe auszuziehen. Sie wirkte distanziert und geistesabwesend. Sie fragte ihn nicht, ob er einen schönen Geburtstag gehabt habe.
Später zeigte er ihr Carols Karte. Seine Mutter warf einen kurzen Blick darauf, ohne sie sich richtig anzusehen, bezeichnete sie als »süß« und gab sie ihm zurück. Dann sagte sie ihm, er solle sich waschen, sich die Zähne putzen und ins Bett gehen. Bobby gehorchte, ohne sein interessantes Gespräch mit Ted zu erwähnen. In ihrer gegenwärtigen Laune würde sie das wahrscheinlich nur wütend machen. Das Beste war, Distanz zu wahren, sie so lange wie nötig in Ruhe zu lassen, ihr Zeit zu geben, sich ihm allmählich wieder anzunähern. Dennoch fühlte er, wie sich diese Traurigkeit wieder auf ihn herabsenkte, als er mit dem Zähneputzen fertig war und ins Bett stieg. Manchmal hungerte er geradezu nach ihr, und sie merkte es nicht einmal.
Im Bett streckte er die Hand aus und schloss die Tür, damit er den Ton von irgendeinem alten Film nicht mehr hören konnte. Er knipste das Licht aus. Und dann, als er gerade wegzudämmern begann, kam sie herein, setzte sich auf den Bettrand und sagte, es tue ihr leid, dass sie heute Abend so abweisend gewesen sei, aber im Büro sei eine Menge los gewesen, und sie sei müde. Manchmal sei es ein Irrenhaus, meinte sie. Sie strich ihm mit einem Finger über die Stirn und gab ihm dann einen Kuss dorthin, der ihn erschauern
ließ. Er setzte sich auf und umarmte sie. Bei seiner Berührung versteifte sie sich für einen Moment, dann gab sie nach. Sie erwiderte seine Umarmung sogar kurz. Er dachte, dass es jetzt vielleicht in Ordnung wäre, ihr von Ted zu erzählen. Ein bisschen was wenigstens.
»Ich hab mit Mr. Brautigan gesprochen, als ich aus der Bücherei nach Hause gekommen bin«, sagte er.
»Mit wem?«
»Dem neuen Mann aus dem zweiten Stock. Er hat mich gebeten, ihn Ted zu nennen.«
»Das sollst du nicht tun - also wirklich, ich muss schon sagen! Du kennst ihn doch überhaupt nicht!«
»Er hat gesagt, so ein Leserausweis für Erwachsene sei ein tolles Geschenk für einen Jungen.« Ted hatte nichts dergleichen verlauten lassen, aber Bobby lebte schon lange genug mit seiner Mutter zusammen, um zu wissen, was funktionierte und was nicht.
Sie entspannte sich ein bisschen. »Hat er erzählt, woher er kommt?«
»Von einem weniger schönen Ort als dem hier, glaube ich.«
»Na, das sagt uns ja nicht viel, oder?« Bobby hatte immer noch die Arme um sie geschlungen. Er hätte sie problemlos noch eine Stunde länger umarmen und ihr White Rain-Shampoo, den Aqua Net-Haarfestiger und den angenehmen Tabakduft in ihrem Atem riechen können, aber sie löste sich von ihm und drückte ihn wieder aufs Bett. »Also, wenn er dein Freund werden soll - dein erwachsener Freund -, dann muss ich ihn ja wohl kennenlernen, wie? Wenigstens ein bisschen.«
»Na ja …«
»Vielleicht gefällt er mir besser, wenn ich seine Einkaufstüten nicht auf dem Rasen rumliegen sehe.« Für Liz Garfield war das geradezu versöhnlich, und Bobby war zufrieden. Der Tag hatte nun doch noch ein sehr erfreuliches Ende gefunden. »Gute Nacht, Geburtstagskind.«
»Gute Nacht, Mama.«
Sie ging hinaus und schloss die Tür. Später in dieser Nacht - viel später - glaubte er, sie in ihrem Zimmer weinen zu hören, aber das war vielleicht nur ein Traum.
Kapitel zwei
Zweifel an Ted
Bücher sind wie Pumpen
Denk nicht mal dran
Sully gewinnt einen Preis
Bobby bekommt einen Job
Die niederen Männer
Während der nächsten paar Wochen, als die Temperaturen allmählich sommerlich wurden, saß Ted meistens auf der Veranda und rauchte, wenn Liz von der Arbeit nach Hause kam. Manchmal war er allein, und
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