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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ersten Mal in meinem Leben um Geld und fand, dass fünfundzwanzig Cent ein günstiger Preis für so ein unerwartetes Amüsement waren. Diese Runde kostete Ashley zwei Dollar und fünfzig Cent; der unglückliche Hugh musste drei sechzig ausspucken. Offenbar hatte Ronnie nun also doch das Geld für ein Rendezvous gewonnen, obwohl ich dachte, das Mädchen müsste schon ein echter Bogart-Fan sein, um ihm einen zu blasen. Oder ihm dafür auch nur einen Gutenachtkuss zu geben.

    Ronnie plusterte sich auf wie eine Krähe, die ein frisch totgefahrenes Tier auf der Straße bewacht. »Ich hab’s echt drauf«, sagte er. »Tut mir leid für Typen wie dich, die’s nicht so draufhaben, Riley. Wie’s in dem Song der Doors heißt, die Männer haben keine Ahnung, aber die kleinen Mädchen wissen Bescheid.«
    »Du bist krank, Ronnie«, erwiderte ich.
    »Ich will noch mal«, sagte Hugh. Ich glaube, P. T. Barnum hatte recht, die Dummen sterben niemals aus - wahrscheinlich kommt wirklich jede Minute so einer wie Hugh zur Welt. »Ich will mein Geld zurückgewinnen.«
    »Tja«, sagte Ronnie und bleckte seine ungeputzten Zähne in einem breiten Lächeln, »ich bin bereit, dir zumindest die Chance zu geben.« Er schaute mich an. »Wie steht’s mit dir, Sportsfreund?«
    Mein Geologielehrbuch lag unbeachtet auf dem Sofa hinter mir. Ich wollte meinen Vierteldollar zurück, und noch ein paar klingelnde Münzen dazu. Vor allem wollte ich jedoch Ronnie Malenfant eine Lektion erteilen. »Also los«, sagte ich, und sprach dann zum ersten Mal die Worte aus, die ich in den schweren Wochen, die vor mir lagen, noch mindestens tausendmal wiederholen sollte: »Schieben wir nach rechts oder links?«
    »Neue Runde, nach rechts, du Volldepp.« Ronnie gackerte, reckte sich und sah glücklich zu, wie die Karten auf den Tisch segelten. »Herrgott, ich liebe dieses Spiel!«

7
    Diese zweite Runde war es, die mich wirklich süchtig machte. Diesmal schoss Ashley statt Hugh wie eine Rakete auf die hundert Punkte zu, begeistert unterstützt von Ronnie, der dem glücklosen Ash die Schlampe bei jeder Gelegenheit drauflegte. Ich bekam die Dame in dieser Runde nur zweimal. Beim ersten Mal behielt ich sie vier Stiche hintereinander, obwohl ich Ashley mit ihr hätte den Garaus machen können. Als ich schließlich schon fast glaubte, ich würde am Ende selbst auf ihr sitzenbleiben, gab Ashley einen Stich an Hugh Brennan ab, der prompt ein Karo vorlegte. Er hätte wissen müssen, dass ich bei diesem Spiel keins hatte, und zwar schon von Anfang an nicht, aber die Hughs dieser Welt wissen wenig. Deshalb spielen die Ronnies dieser Welt vermutlich so gern Karten mit ihnen. Ich legte ihm die Schlampe drauf, hielt mir die Nase zu und bedachte ihn mit einem Trötlaut. Das war in der guten alten Zeit der Sechziger unser Zeichen für »angeschissen«.
    Ronnie machte ein finsteres Gesicht. »Warum hast du das getan? Du hättest diesen Schwanzlutscher erledigen können!« Er machte eine Kopfbewegung zu Ashley, der uns mit einem ziemlich leeren Blick ansah.
    »Ja, aber ganz so blöd bin ich denn doch nicht.« Ich tippte auf die Punkteliste. Ronnie hatte inzwischen dreißig Punkte, ich vierunddreißig. Die anderen beiden lagen weit darüber. Die Frage war nicht, welches von Ronnies Opfern verlieren würde, sondern welcher der beiden Könner gewinnen würde. »Ich hätte nichts dagegen, mir diese Bogie-Filme selbst anzusehen, weißt du, Shweetheart .«

    Ronnie grinste und zeigte dabei seine zweifelhaften Zähne. Er zog mittlerweile eine richtige Show ab; wir hatten ungefähr ein halbes Dutzend Zuschauer angelockt, darunter auch Skip und Nate. »So willst du’s also haben, ja? Okay. Die Backen auseinander, Schwachkopf; ich werd dir gleich das Spundloch stopfen.«
    Zwei Spiele später stopfte ich ihm das Spundloch. Ashley, der mit achtundneunzig Punkten in dieses letzte Spiel gegangen war, hatte seine hundert in Null Komma nichts voll. Die Zuschauer waren völlig still und warteten ab, ob es mir tatsächlich gelingen würde, Ronnie sechs Punkte zu verpassen - so viele Herzen musste er kriegen, damit ich ihn um einen Punkt schlug.
    Anfangs sah es für Ronnie ganz gut aus; er blieb unter allem, was ausgespielt wurde, und hütete sich davor, selbst ans Spiel zu kommen. Wenn man bei Hearts gute, niedrige Karten hat, kann einem eigentlich nichts passieren. »Riley ist im Arsch«, teilte er dem Publikum mit. »Ich meine, er ist schon im Dickdarm! «
    Ich dachte dasselbe, aber immerhin

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