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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Angehörigen der Oberschicht auswies. Das war natürlich nur ein weiterer Punkt, den wir anderen an ihm nicht mochten. »Lahmarsch« nannte ihn Skip, weil er sich beim ROTC-Training weigerte, die Runden auf dem Football-Platz richtig zu laufen, und stattdessen nur gemächlich vor sich hin trabte.
    »Solange du’s nicht getan hast«, sagte Nate, und ich musste beinahe lachen. Nate Hoppenstand, der in seiner Unterhose und mit seiner Kappe auf dem Kopf dasaß, mit seiner schmalen, haarlosen, sommersprossigen Kinderbrust. Nate, der mich ernst über diesen schweren Fall von Hühnerbrust hinweg ansah. Nate, der Papa spielte.
    Er senkte die Stimme und fragte: »Glaubst du, Skip war’s?«
    »Nein. Wenn ich raten müsste, wer auf dieser Etage es echt zum Schießen finden würde, dem Aufseher die Tür mit Rasiercreme einzuschmieren, dann würde ich sagen …«
    »Ronnie Malenfant.«
    »Genau.« Ich richtete einen Finger wie eine Pistole auf Nate und zwinkerte.
    »Ich hab gesehen, wie du mit dem blonden Mädchen zur Franklin gegangen bist«, sagte er. »Carol. Die ist hübsch.«
    »Hab ihr nur Gesellschaft geleistet«, sagte ich.
    Nate saß in seiner Unterhose und mit seiner Kappe auf dem Kopf da und lächelte, als wüsste er es besser. Vielleicht war das auch so. Ich mochte sie gern, das stimmte, obwohl ich nicht viel über sie wusste - nur dass sie aus Connecticut kam. Nicht viele Studenten, die sich mit Nebenjobs über Wasser halten mussten, kamen aus einem anderen Staat.

    Ich ging mit meinem Geologiebuch unter dem Arm durch den Korridor zum Aufenthaltsraum. Ronnie war da, der seine Kappe so hindrapiert hatte, dass sie wie der Filzhut eines Zeitungsreporters aussah. Bei ihm saßen zwei andere Jungs von unserer Etage, Hugh Brennan und Ashley Rice. Sie machten alle nicht den Eindruck, als würden sie den aufregendsten Samstagvormittag der Welt verbringen, aber als Ronnie mich erblickte, leuchteten seine Augen auf.
    »Pete Riley!«, sagte er. »Genau der Mann, den ich suche! Kannst du Hearts spielen?«
    »Ja. Und zu meinem Glück kann ich auch lernen.« Ich hob mein Geologiebuch hoch und dachte bereits, dass ich wahrscheinlich im Aufenthaltsraum im ersten Stock landen würde … das hieß, wenn ich wirklich vorankommen wollte. Denn Ronnie hielt nie die Klappe. Er war anscheinend unfähig , die Klappe zu halten. Ronnie Malenfant war die Quasselstrippe in Person.
    »Komm schon, nur eine Runde bis hundert«, versuchte er mich zu beschwatzen. »Wir spielen um einen Nickel pro Punkt, und diese beiden Typen spielen Hearts, wie alte Leute vögeln.«
    Hugh und Ashley grinsten blöde, als hätte man ihnen gerade ein Kompliment gemacht. Ronnies Beleidigungen waren so plump, direkt und boshaft, dass die meisten sie als Scherze auffassten, vielleicht sogar als verschleierte Komplimente. Sie waren keins von beidem. Ronnie meinte jedes unfreundliche Wort ernst, das ihm über die Lippen kam.
    »Ronnie, ich hab Dienstag’ne Prüfung, und ich kapier diesen Geosynklinalenkram einfach nicht.«
    »Scheiß auf die Geosynklinalen«, sagte Ronnie, und Ashley Rice kicherte. »Du hast noch den ganzen restlichen
Samstag, den Sonntag und den Montag für die Scheißgeosynklinalen.«
    »Ich hab Montag Kurse, und morgen will ich mit Skip nach Oldtown. In der Methodistenkirche veranstalten sie einen offenen Folk-Abend, und wir …«
    »Stopp, hör auf, geh mir nicht auf meine schmerzenden Eier, und verschon mich mit dieser Folkie-Scheiße. Michael row the boat ashore - der kann mir mit seinem Scheißboot in den Arsch reinrudern, klar? Hör zu, Pete …«
    »Ronnie, ich muss wirklich …«
    »Ihr beiden trüben Tassen bleibt, verdammt noch mal, wo ihr seid!« Robbie warf Ashley und Hugh einen bösen Blick zu. Keiner der beiden widersprach. Sie waren wahrscheinlich achtzehn wie wir anderen auch, aber jeder, der auf dem College war, wird Ihnen bestätigen, dass im September immer einige sehr junge Achtzehnjährige auftauchen, vor allem in den ländlicheren Staaten. Und bei denen hatte Ronnie Erfolg. Sie hatten großen Respekt vor ihm. Er borgte sich ihre Mensa-Ausweise, peitschte sie im Duschraum mit Handtüchern, beschuldigte sie, die Politik von Reverend Martin Luther Kaffer zu unterstützen (von dem er behauptete, er fahre mit seinem Jigger zu den Protestveranstaltungen) und lieh sich Geld von ihnen, das er nie zurückzahlte. Sie liebten Ronnie trotzdem … oder gerade deswegen. Sie liebten ihn, weil er einfach so … collegemäßig war.
    Ronnie legte

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