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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ist einfach eine Tatsache des Männerlebens.
    Wir hatten den Film - irgend so ein echt grausames Südstaatlerding mit Burt Reynolds - vorzeitig verlassen und waren mit demselben Gedanken im Kopf (hoffte ich wenigstens) zum Steam-Plant-Parkplatz zurückgefahren. Ich glaube, wir hatten wirklich dasselbe im Kopf, nur dass ich mir ein wenig mehr erhofft hatte, als ich bekam.
    Carol hatte ihre Strickbluse vorn zusammengezogen, aber ihr BH hing immer noch über der Sitzlehne, und sie sah wahnsinnig begehrenswert aus; ihre Brüste versuchten, durch den Spalt herauszupurzeln, und im trüben Licht war ein halber Brustwarzenhof zu sehen. Sie hatte ihre Handtasche offen und fummelte mit zitternden Händen ihre Zigaretten heraus.

    »Puuhh«, sagte sie. Ihre Stimme zitterte genauso wie ihre Hände. »Also wirklich, heiliger Bimbam.«
    »Mit deiner offenen Strickbluse siehst du wie Brigitte Bardot aus«, erklärte ich ihr.
    Sie blickte überrascht und - wie ich dachte - erfreut auf. »Findest du wirklich? Oder ist es bloß wegen der blonden Haare?«
    »Wegen der Haare? Scheiße, nein. Es ist hauptsächlich wegen …« Ich machte eine Handbewegung zu ihrer Vorderseite. Sie schaute an sich herunter und lachte. Sie machte die Knöpfe jedoch nicht zu und versuchte auch nicht, die Bluse noch mehr zusammenzuziehen. Ich weiß allerdings auch nicht, ob das gegangen wäre - soweit ich mich erinnere, saß diese Strickbluse wunderbar eng.
    »Als ich noch klein war, gab es ein Stück weiter oben an der Straße ein Kino, das Asher Empire. Es ist inzwischen abgerissen, aber als wir noch Kinder waren - Bobby, Sully und ich -, hatte es den Anschein, als würden sie da ständig ihre Filme zeigen. Ich glaube, einer davon - Und immer lockt das Weib - muss da an die tausend Jahre gelaufen sein.«
    Ich lachte schallend los und nahm meine eigenen Zigaretten vom Armaturenbrett. »Das war immer der dritte Film am Freitag- und Samstagabend im Autokino von Gates Falls.«
    »Hast du ihn mal gesehen?«
    »Soll das ein Witz sein? Ich durfte überhaupt nicht ins Autokino, außer wenn es eine Doppelvorstellung mit Disney-Filmen gab. Ich glaube, Tonka mit Sal Mineo hab ich bestimmt sieben Mal gesehen. Aber ich erinnere mich an die Vorschau. Brigitte in ihrem Handtuch.«

    »Ich komme nicht mehr ans College zurück«, sagte sie und zündete sich die Zigarette an. Ihre Stimme war so ruhig, dass ich zuerst dachte, wir sprächen noch über alte Filme, über Mitternacht in Kalkutta oder was immer erforderlich war, um unsere Körper davon zu überzeugen, dass es Zeit wurde, schlafen zu gehen, dass die Action vorbei war. Dann klickte es in meinem Kopf.
    »Du … hast du gesagt …?«
    »Ich hab gesagt, ich komme nach den Ferien nicht mehr zurück. Und es wird zu Hause auch kein tolles Thanksgiving werden, soweit das überhaupt möglich ist, aber was soll’s.«
    »Dein Vater?«
    Sie schüttelte den Kopf und zog an ihrer Zigarette. Im Licht der Glut bestand ihr Gesicht nur aus orangefarbenen Glanzlichtern und sichelförmigen grauen Schatten. Sie sah älter aus. Immer noch schön, aber älter. Im Radio sang Paul Anka »Diana«. Ich schaltete es aus.
    »Mein Vater hat nichts damit zu tun. Ich gehe nach Harwich zurück. Erinnerst du dich, dass ich die Freundin meiner Mutter erwähnt habe, Rionda?«
    Ich erinnerte mich vage, also nickte ich.
    »Rionda hat das Foto geknipst, das ich dir gezeigt habe, das von mir mit Bobby und S-J. Sie sagt …« Carol schaute auf ihren Rock hinunter, der immer noch fast bis zur Taille hochgerutscht war, und fing an, daran zu zupfen. Man weiß nie im Vorhinein, was einem Menschen peinlich ist; manchmal sind es Ausscheidungsfunktionen, manchmal ist es das wüste Sexualleben von Verwandten, manchmal angeberisches Benehmen. Und manchmal ist es natürlich das Trinken.

    »Sagen wir mal so, mein Dad ist nicht der Einzige bei den Gerbers, der ein Alkoholproblem hat. Er hat meiner Mutter beigebracht, tief ins Glas zu schauen, und sie war eine gute Schülerin. Sie hat lange Zeit damit aufgehört - ich glaube, sie ist zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker gegangen -, aber Rionda sagt, sie hat wieder damit angefangen. Deshalb fahre ich nach Hause. Ich weiß nicht, ob ich ihr helfen kann oder nicht, aber ich werd’s versuchen. Um meines Bruders willen ebenso wie um meiner Mutter willen. Rionda sagt, Ian weiß nicht, wo vorn und hinten ist. Das hat er allerdings noch nie gewusst.« Sie lächelte.
    »Carol, das ist vielleicht keine so gute Idee. Deine

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