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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Ausbildung auf diese Weise in den Wind schießen zu lassen …«
    Sie blickte ärgerlich auf. »Du willst darüber reden, dass ich meine Ausbildung in den Wind schießen lasse? Weißt du, was ich über dieses beschissene Hearts-Spiel höre, das da gerade auf Chamberlain Zwei läuft? Dass jeder auf der Etage bis Weihnachten seine Sachen packen wird, du eingeschlossen. Penny Lang sagt, dass am Anfang des Sommersemesters nur noch euer bescheuerter Aufseher da oben übrig sein wird.«
    »Ach was«, sagte ich, »das ist übertrieben. Nate wird noch da sein. Stokely Jones auch, falls er sich nicht irgendwann mal den Hals bricht, wenn er abends die Treppe runtergeht.«
    »Du tust so, als wäre das komisch«, sagte sie.
    »Es ist nicht komisch«, erwiderte ich. Nein, es war nicht komisch.
    »Warum hörst du dann nicht damit auf?«

    Jetzt war ich derjenige, der ärgerlich wurde. Sie hatte mich weggeschoben und die Knie geschlossen, hatte mir erzählt, sie würde weggehen, als ich gerade anfing, sie nicht nur um mich haben zu wollen, sondern sie zu brauchen, sie hatte mich mit einem Weltklassefall von Kavaliersschmerzen sitzenlassen … und jetzt ging es nur noch um mich. Jetzt ging es nur noch um die Karten.
    »Ich weiß nicht, warum ich nicht damit aufhöre«, sagte ich. »Warum suchst du dir nicht jemand anders, der sich um deine Mutter kümmert? Was ist mit dieser Freundin von ihr, Rawanda …«
    »Ri- on -da.«
    »… warum kümmert die sich nicht um sie? Ich meine, ist es deine Schuld, dass deine Mutter eine Säuferin ist?«
    »Meine Mutter ist keine Säuferin! Nenn sie nicht so!«
    »Na ja, sie muss ja schon eine Marke sein, wenn du ihretwegen das College schmeißt. Wenn es so ernst ist, Carol, dann stimmt doch wohl irgendwas nicht mit ihr.«
    »Rionda hat einen Job und selbst eine Mutter, um die sie sich kümmern muss«, sagte Carol. Ihr Ärger war verflogen. Sie klang ernüchtert und entmutigt. Ich erinnerte mich an das lachende Mädchen, das neben mir gestanden und zugesehen hatte, wie die Fetzen des Goldwater-Aufklebers über den Asphalt davongeweht waren, aber das schien nicht derselbe Mensch zu sein. »Meine Mutter ist meine Mutter. Die Einzigen, die sich um sie kümmern können, sind Ian und ich, und Ian schafft schon kaum die Highschool. Außerdem bleibt mir ja immer noch die Uni in Connecticut.«
    »Willst du eine Information? «, fragte ich sie. Meine Stimme zitterte und klang immer belegter. »Ich werde dir eine geben, ob du willst oder nicht. Okay? Du brichst mir das
Herz. Das ist die Information . Du brichst mir das gottverdammte Herz.«
    »Tue ich nicht«, sagte sie. »Herzen halten einiges aus, Pete. Sie brechen kaum je. Meistens verbiegen sie sich nur.«
    Ja, ja, und Konfuzius sagen, Frauen, die mit Kopf nach unten fliegen, haben Sprung in Schüssel. Ich begann zu weinen. Nicht sehr, aber mir kamen doch die Tränen. Hauptsächlich deshalb, glaube ich, weil es mich so völlig unvorbereitet getroffen hatte. Und okay, vielleicht weinte ich auch meinetwegen. Weil ich Angst hatte. Ich war gerade dabei oder zumindest in Gefahr, in jedem Fach außer einem durchzurasseln, meine Freundin wollte die EJECT-Taste drücken, und ich schien nicht mit dem Kartenspielen aufhören zu können. Nichts lief so, wie ich es erwartet hatte, als ich ans College kam, und ich hatte schreckliche Angst.
    »Ich will nicht, dass du gehst«, sagte ich. »Ich liebe dich.« Dann versuchte ich zu lächeln. »Nur eine weitere kleine Information, okay?«
    Sie sah mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht deuten konnte, kurbelte dann ihr Fenster herunter und warf ihre Zigarette hinaus. Sie kurbelte das Fenster wieder hoch und streckte die Arme nach mir aus. »Komm her.«
    Ich drückte meine eigene Zigarette im überquellenden Aschenbecher aus und rutschte auf ihre Seite der Sitzbank hinüber. In ihre Arme. Sie küsste mich und blickte mir dann in die Augen. »Vielleicht liebst du mich, vielleicht auch nicht. Ich würde nie versuchen, jemandem auszureden, dass er mich liebt, das kann ich dir sagen, weil es gar nicht genug Liebe gibt. Aber du bist verwirrt, Pete. Was das College betrifft, was Hearts betrifft, wegen Annmarie und auch meinetwegen.«

    Ich machte Anstalten, ihr zu erklären, dass ich nicht verwirrt war, aber natürlich war ich es doch.
    »Ich kann auf die Uni in Connecticut gehen«, sagte sie. »Wenn es meiner Mutter wieder bessergeht, werde ich auf die Uni in Connecticut gehen. Wenn daraus nichts wird, kann ich halbtags Kurse

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