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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Sterbende auf Deck. Im Wetteifer überboten sich Fernsehen, Radio und Presse in diesen Szenen. Und doch waren es nur kleine Ausschnitte aus dem Riesenbild der Zerstörung eines großen Landes. Eines Bildes, das ganz zu malen Wort und Licht versagten.
    Nur eins bei alledem war auffallend. Während die Presse der übrigen Welt in erster Linie der New Canal Company und ihrem Leiter die Schuld an dem Geschehen beimaß und sich in Schmähungen gegen sie ergoß, schwieg die amerikanische Presse, von wenigen Ausnahmen abgesehen, beinahe völlig über diesen Punkt.
    Es war die immer wiederkehrende Wendung, mit der die Klippe der Schuld umschifft wurde: Der Verantwortliche ist vor Gericht gestellt. Schuld oder Unschuld, der Richterspruch wird es erweisen. In den wenigen Ausnahmen freilich stand es anders. Die New Canal Company und ihr Leiter Guy Rouse, sie waren die Schuldigen.
    Das Berner Parlament war wieder versammelt. Ein anderes! Bild als vor vier Wochen. Gewiß! Die Tribünen wieder überfüllt. Doch der große weite Saal wies beinahe soviel Lücken als Abgeordnete. Wie lange würde es dauern, und diese würden für immer fehlen. Die aus dem Norden!
    Nur spärlich waren die erschienen. Wozu auch? Da oben standen Not und Tod vor der Tür, wogegen hundert Parlamentsreden nichts nützen konnten. Das Leben retten! Zusammenraffen, was an Geld und Vermögenswerten blieb… Das ging vor.
    Die Sitzung begann. Einige Redner, die in leidenschaftlichen Worten die schwersten Anklagen gegen Amerika schleuderten. Man hörte sie… zuckte die Achseln. Was war damit gewonnen? Der Kranke mußte sterben. Nichts rettete ihn vom Tode.
    Dann eine Reihe anderer, die mit unmöglichen Vorschlägen kamen. Man schüttelte den Kopf darüber. Die Liste war erschöpft. Die meisten hatten verzichtet. Der Minister des Innern war der letzte. Er stand auf der Tribüne. Aller Augen hingen an ihm.
    Der Minister sprach. Und mit jedem Worte, das aus seinem Munde kam, wurden die Herzen der Hörer schwerer und schwerer.
    Verloren! Verloren! Nichts anderes klang aus seiner Rede. Das nackte Leben retten… den Millionen im Norden. Mehr vermochte die Regierung nicht.
    Die Periode sinnloser Flucht war vorbei. Das Organisationssystem der Regierung arbeitete. Ein Riesenproblem… unvollkommen natürlich gelöst… nicht ausreichend gegenüber der Größe des Unglücks, aber genügend, um das Chaos zu verhindern.
    Zweihunderttausend Menschen an jedem Tag galt es aus den bedrohten Gebieten abzutransportieren. War das schon eine Riesenaufgabe, kaum zu lösen ohne die Unterstützung der ganzen Welt…noch schwerer war hier die zweite… wohin?
    Und nun entwarf der Minister in großen Zügen den Plan der Regierung. Abtransport mit vorgeschriebenem Gepäck und Gewicht. Nach den Häfen Europas… Sammlung in großen Lagern… Einteilung der Massen nach Zielen und Wünschen… später Weitertransport nach Amerika… Südafrika… Asien… Australien.
    Jahrzehnte würde es dauern, bis der Rest Europas seine wirtschaftliche Umstellung finden und sich in die neuen Lebensbedingungen eingewöhnen würde. Hoffnungslosigkeit sprach aus den Worten des Ministers, Hoffnungslosigkeit lag über der Versammlung. Das Parlament ging auseinander, nachdem es der Regierung unbeschränkte Vollmachten für das nächste Jahr gegeben hatte.
    *
    »Das sterbende Europa«, das war die Überschrift, die von nun an in den ausländischen Blättern über den europäischen Nachrichten stand.
    Sie stand, wenn auch ungeschrieben, über dem Bericht des afrikanischen Botschafters an die kaiserliche Regierung in Timbuktu. Dieser Bericht war soeben in der Sitzung des Kabinetts, die im Beisein des Kaisers und des Generalstabschefs stattfand, verlesen worden. Aller Augen hingen an Augustus Salvator.
    Tief in den Stuhl zurückgelehnt, die Augen halb geschlossen, hatte er den Bericht vernommen. Kein Muskel in seinem Gesicht verriet, was dabei in seinem Innern vorging. Minuten verrannen. Tiefste Stille im Raum. Der Kaiser… was dachte, was sann er? Die drückende Stille wirkte lastender, je länger sie dauerte. Endlich!… Der Kaiser richtete sich auf. Sein Blick ging zu dem Generalstabschef.
    »Wie weit sind die militärischen Bewegungen an der Südgrenze gekommen?«
    »Alle Punkte von strategischer Wichtigkeit sind besetzt und gesichert. Verschleierte Mobilmachungsbefehle haben im Norden des Reiches die zahlenmäßige Stärke der dortigen Truppen um das Dreifache erhöht. Alle Möglichkeiten für den

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