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Atlantis

Titel: Atlantis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Seiten strömend an die Förderungen drängte, in das Heulen der Alarmsirenen, die über Mineapolis hin schrieen, mischte sich bereits der dröhnende Laufschritt der Truppen.
    Gellende Kommandorufe verteilten diese um den Schachtmund. Tredrup stürzte zurück nach ein paar Baumgruppen, die halb im Dunkel verborgen lagen. Einen Augenblick hielt er keuchend an. Schon jagten motorisierte Patrouillen um die Stelle, wo er eben noch an der Schachtmauer gearbeitet.
    Mit größter Vorsicht, wo das Dunkel ihn schützte laufend, umkreiste er den Schacht zurück nach Norden, wo Mineapolis lag. Er trat in seine Wohnung, kramte aus Schränken und Kästen allerhand hervor, band es mit ein paar Stricken zusammen. Einen kleinen Sack mit Lebensmitteln warf er über die Schulter. Dann ging er. Die Straßen waren voller Menschen, die in der Richtung zum Schacht strömten.
    Mit Mühe bahnte er sich einen Weg hindurch. Von der Turmuhr des Stadthauses schlug es die zweite Nachtstunde. Er blieb stehen, verglich seine Uhr.
    »Noch fünf Minuten!« murmelte er und ging weiter. Noch fünf Minuten, dann mußte er draußen sein, wo die Baumwollfelder anfingen. Jetzt hatte er sie erreicht. Nochmals sah er auf die Uhr, nickte.
    Im Geiste ging sein Auge in die Schachttiefe. Er sah die Fluten des Katarakts in die Karbidstollen hineinbrechen. Sah die Stoffe zusammentreffen, in der Verbindung unendliche Mengen Azetylen erzeugen. Sah den Riesentrichter des Schachtes sich mit Gas füllen… sah die Belegschaft auf der Flucht. Sah die Fördermaschinen in rasender Fahrt auf und nieder sie zu Tage bringen. Wenige wohl nur, die, durch das Gas erstickt, den Tod gefunden hatten. Er sah das Gas steigen, immer höher. Jetzt hatte es wohl die Mauerkrone erreicht, überflutete sie. Jetzt war’s Zeit.
    Aus dem Beutel mit Lebensmitteln zog er einen winzigen Sender, klemmte ihn zwischen die Knie, probierte… dann gab er den Sprengimpuls, der, ebenso wie der erste den Empfänger im Schacht, jetzt den Empfänger in der Schachtkrone betätigen mußte.
    Morsezeichen… von den Ätherwellen getragen, glitten sie zu jener Lücke der Schachtkrone. Eine Sekunde… Er lag ausgestreckt auf der Erde, seine Augen starrten nach Süden.
    Und dann war’s, als ob der Sonnenball aus der Erde emporstieg. Ein feuriger Bogen über dem Schacht, immer höher, höher werdend. Feuerwogen, sich drängend, überstürzend in allen Tönen vom tiefsten Blutrot zum hellschimmernden Orange. Dazwischen breite schwarze Ruß-Schwaden, sich türmend, in tollen Wirbeln dahinjagend. Aus dem feurigen Glutmeer herausstoßend… Schwärme fliegenden Feuers!
    Ein Schauer rüttelte die Glieder des Liegenden. Er wollte die bebenden Hände vor die Augen schlagen… da traf der Schall von dort sein Ohr… Weltuntergang… die Schallwellen sich überstürzend in allen Tönen, dann zusammenklingend zu grauenerregendem Brausen. Er drückte den Kopf zur Erde, die Hände an die Ohren. Nichts sehen! Nichts hören! So lag er minutenlang.
    Und dann! Durch die geschlossenen Lider drang’s, das Licht des Riesenbrandes, Tageshelle um ihn, über ihm. Er hob den Kopf, zwang die Augen hinüberzuschauen. Eine Riesenfackel, aus dem Boden wachsend bis zum Himmel, bis zum Zenit sich streckend, die Landschaft bis zum Horizont taghell bestrahlend.
    In Fieberglut bebte die Gestalt des Liegenden, alles vergessend… Gefahr… Flucht… Leben… Rettung. Da! Ein kühler Wind strich über den glühenden Kopf, wurde stärker und stärker, kühlte die Fiebergluten. Die Büsche auf den Feldern begannen zu rauschen. Stark, stärker, und dann wie ein Sturmwind fuhr es über ihn, über die Landschaft, über Stadt und Land, wachsend zum Orkan. Geburt des Flammenungeheuers, das sich selbst den Brandwind schuf.
    Und weiter schritt das Unheil. Die Glut breitete sich auf der Erde aus, alles Brennbare auf Kilometerentfernung verzehrend.
    Die Stadt selbst… vom Süden her ergriff sie der Brand, sich weiter ausdehnend, weiterspringend von Häuserblock zu Häuserblock.
    Die Riesenkraftanlagen, ebenfalls mit erfaßt, waren ein Flammenmeer.
    Tredrup lag… lag. Der kalte, brausende Luftstrom, je länger er über ihn glitt, an ihm riß und rüttelte, gab ihm die Besinnung zurück. Er stemmte die Hände auf den Boden, richtete sich auf, stand taumelnd da, noch waren die Glieder nicht frei.
    Er wandte sich um, das Gesicht dem Sturm entgegen, und sog mit gierigen Atemzügen die eisige Luft ein. Er tat ein paar Schritte. Die Glieder gehorchten.

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