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Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition)

Titel: Attack Unsichtbarer Feind: Ein neuer Fall für Special Agent Pendergast (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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sie das Archiv nutzen konnte. Als Krönung des Ganzen hatte er sie für morgen Abend auf ein Bier eingeladen. Und sie hatte die Einladung angenommen.
    Die Mappen mit alten Gazetten, Zeitungen und öffentlichen Bekanntmachungen aus der Zeit des Silberbooms waren hervorragend im PDF -Format digitalisiert worden. Binnen Stunden hatte Corrie ein Dutzend Artikel über die Stadtgeschichte von Roaring Fork, die Grizzly-Morde, Todesanzeigen und alle Arten von damit zusammenhängenden Artikeln gefunden – weitaus mehr, als sie in New York ausgegraben hatte.
    Die Stadt blickte auf eine faszinierende Geschichte zurück. Im Sommer des Jahres 1875 hatte eine beherzte Truppe von Erzsuchern aus Leadville der Bedrohung durch die Ute-Indianer die Stirn geboten, die kontinentale Wasserscheide überschritten und war in westlicher Richtung in unerforschtes Gebiet vorgedrungen. Dort waren diese Männer und andere, die ihnen gefolgt waren, auf eines der größten Silbervorkommen in der Geschichte der USA gestoßen. Ein Silberrausch folgte, bei dem Scharen von Schürfern überall in den Bergen entlang des Roaring Fork River ihre Claims absteckten. Schnell entstanden eine Stadt mit Pochermühlen zur Erzverkleinerung und eine hastig errichtete Schmelzerei zur Trennung des Silbers und des Goldes aus dem Erz. Im darauffolgenden Herbst wimmelte es in den Bergen von Schürfern, überall entstanden Minen und entlegene Camps, während gleichzeitig Ingenieure, Münzprüfer, Köhler, Sägewerksarbeiter, Schmiede, Saloonpächter, Kaufleute, Fuhrmänner, Huren, Arbeiter, Klavierspieler, Faro-Spieler, Trickbetrüger und Diebe in der Stadt Einzug hielten.
    Der erste Mord ereignete sich im Frühjahr des Jahres 1876 . Auf einem abgeschiedenen Claim hoch oben am Smuggler Mountain wurde ein einsamer Bergarbeiter getötet und gefressen. Es dauerte Wochen, bis der Mann als vermisst gemeldet wurde, weshalb seine Leiche nicht sofort entdeckt wurde, doch die Hochgebirgsluft hatte sie frisch genug gehalten, um die grausige Geschichte zu erzählen. Der Leichnam war offensichtlich von einem Bären aufgerissen und ausgenommen, die Gliedmaßen abgerissen worden. Wie’s aussah, war der Bär im Laufe der Woche zurückgekehrt, um seinen Festschmaus fortzusetzen; dabei wurde von den meisten Knochen das Fleisch abgezogen, Zunge und Leber wurden gefressen, die inneren Organe herausgewühlt und mehr oder weniger verspeist.
    Ein Tatsmuster, das sich im Laufe des Sommers noch zehn Mal wiederholen sollte.
    Von Anfang an war Roaring Fork, ja, ein Großteil des Territoriums von Colorado von aggressiven Grizzlys heimgesucht worden, die durch die Ansiedlungen aus den tiefer gelegenen Tälern in höhere Berglagen vertrieben wurden. Der Grizzly gehörte – wie in beinahe jedem Zeitungsartikel genüsslich erwähnt wurde – zu den wenigen Tieren, von denen bekannt war, dass sie Menschen zum Nahrungserwerb jagten und töteten.
    Während jenes langen Sommers wurden elf Bergarbeiter und Schürfer von einem Einzelgänger-Grizzly auf verschiedenen abgeschieden gelegenen Claims getötet und gefressen. Das Tier durchstreifte ein umfangreiches Revier, das leider einen großen Teil des oberen Bereichs des Silberabbaugebiets umfasste. Die Morde führten zu einer ausgedehnten Panik unter den Menschen. Doch die Bundesgesetze verlangten, dass Bergarbeiter eine »Mutung bearbeiteten«, um das Recht zum Abbau zu behalten, weshalb sich auf dem Höhepunkt der Schreckensserie die meisten Bergarbeiter weigerten, ihre Mutung zu verlassen.
    Zwar bildeten sich mehrmals Gruppen, um den Grizzly zu jagen, doch ohne Schneedecke war es schwierig, inmitten der felsigen höheren Regionen oberhalb der Baumgrenze das Tier aufzuspüren. Aber das größte Problem, so schien es Corrie, war, dass die Jagdgruppen gar nicht besonders erpicht darauf waren, den Bären zu finden. Die Männer brachten offenbar mehr Zeit damit zu, sich in den Saloons zusammenzufinden und Reden zu schwingen, als tatsächlich vor Ort Jagd auf die Bestie zu machen.
    Im Herbst des Jahres 1878 , unmittelbar vor dem ersten Schneefall, hörte das Morden auf. Im Laufe der Zeit glaubten die Leute allmählich, dass der Bär weitergezogen oder vielleicht in den Winterschlaf gefallen war. Im folgenden Frühjahr herrschte eine gewisse Angst, doch als die Mordserie sich nicht fortsetzte …
    Corrie spürte ihr Handy vibrieren, zog es aus der Handtasche und stellte fest, dass es sich um einen Anruf von der Polizeiwache handelte. Nachdem sie sich

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