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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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da und schaute auf ihn nieder. Dolly hatte sich in den Streit mit eingemischt und stand nun neben mir. Sie war ebenfalls verletzt und blutete. Ich sah nur noch Rot, wo ich hinschaute. An meinen Händen war Blut, der Typ am Boden war voll davon, und Dolly blutete ebenfalls. Ich stand da mit dem Messer in der Hand und konnte nicht begreifen, was ich getan hatte. Das alles nur wegen dieser Scheißdolly, die unbedingt bumsen wollte. Ich ließ das Messer fallen, als wenn ich mich daran verbrennen würde. Dann drehte ich mich um und ging ins Schlafzimmer. Bevor ich einen Totalhorror bekam, wollte ich ihn zudecken, denn ich wollte nicht noch etwas Falsches machen. Ich war gerade im Schlafzimmer und griff nach einer Decke, als Dolly schreiend zu mir kam. Sie hatte einen Morgenrock oder so etwas ähnliches in der Hand, das sie auf ihre Wunde am Bauch preßte. Sie lief auf mich zu, und ich verstand nur, daß ich ihn umgebracht hätte und ein Schwein wäre. Da ging mir der Gaul durch, und ich schrie sie an:
    »Halt doch endlich mal deinen Rand, du dumme Hure!
    Wegen dir Miststück habe ich ihn ja töten müssen!«
    Da gab sie mir auf einmal eine Ohrfeige, und ich drehte ein zweites mal in dieser Nacht durch. Auf dem Nachttisch lag ein Küchenmesser, das ich plötzlich in der Hand hatte und auf sie einstach. Wie und wie oft wußte ich nicht, denn ich hatte einen totalen Filmriß in diesem Moment. Ich kam erst wieder zu mir, als sie blutend auf dem Bett lag, mit unzähligen Messerstichen übersät. Ich stand da und wußte gar nichts mehr, denn das war alles zuviel für mich. Meine Hand war voll Blut, und ich wollte es von mir weghaben. Wie im Traum lief ich in die Küche, hielt die Hand samt dem Messer unter das fließende Wasser, schmiß die Klinge ins Becken und wusch meine Hände, als wenn ich sie damit von aller Schuld reinwaschen könnte. Dann wusch ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser ab, damit ich wieder ein bißchen zu mir kam. Ein Mörder war ich nun, der zwei Menschen erstochen hatte, das wußte ich genau. Was sollte ich aber nun tun, fragte ich mich. Ich ging wieder in das Schlafzimmer, zog eine Decke vom Bett, lief zurück zu Dollys Freund und warf ihm die Decke über, denn ich konnte ihn nicht mehr sehen.
    Da stand ich nun mitten im Wohnzimmer, und zwei Tote waren da. Sie lag im Schlafzimmer und er nur ein paar Meter weiter weg von mir. Im geöffneten Schrankfach stand eine Rumflasche, und ich holte sie heraus, schraubte sie auf und setzte die Pulle an. Ich nahm einen kräftigen Schluck, und es brannte in meinem Hals wie Feuer. Ich mußte die Polizei holen, dachte ich mir, und dann fiel mir gleich ein, daß sie mich dafür lebenslänglich einsperren würden. Nein, die Bullen konnte ich nicht holen, denn ich wollte nicht mein ganzes Leben im Knast verbringen. Ich mußte meine Fingerabdrücke verwischen, kam mir der Gedanke, und mich anziehen, denn ich stand immer noch nur in der Hose da. Ich zog mich an, so schnell ich konnte, und vergaß meine Strickjacke, die ich dabei hatte. Ab und zu nahm ich noch einen Schluck aus der Rumflasche, und ich hatte angefangen, meine Spuren zu verwischen. Ich warf die Gläser auf den Boden, und da kam mir der Gedanke, daß alles weg mußte und nicht nur die Abdrücke. Dann hob ich mein Messer auf, das noch am Boden lag und steckte es in meine Tasche. Dabei sah ich das Feuerzeug von mir und mir kam der Gedanke, den ganzen Schuppen anzustecken und somit alles verschwinden zu lassen.
    Die Rumflasche, die ich in der Hand hatte, leerte ich einfach aus, und die Kognakflasche leerte ich auf das Bett, auf dem Dolly lag. Ich schwankte schon wie ein Schiff. Dolly bewegte sich auf einmal. Sie lebte also noch. Zu retten war sie nicht mehr, was später auch die Gerichtsmedizin sagte, das konnte man sehen, aber ich hatte einen Haß auf sie, daß ich leise zu mir sagte:
    »Du Miststück sollst verrecken. Wegen dir habe ich die ganze Scheiße am Hals, und du wirst mir dafür teuer bezahlen.«
    Dann zündete ich mit dem Feuerzeug das Bett an, und mir war egal, ob sie nun verbrannte oder nicht. Dann ging ich in das Kinderzimmer und steckte dieses noch in Brand, genauso wie den Teppich im Wohnzimmer.
    Darauf verließ ich die Wohnung. Ich war innerhalb von ein paar Minuten zum Brandstifter und Mörder geworden. Ich schwankte zuerst in die falsche Richtung, denn ich wollte zurück in das Übergangswohnheim. Als ich es merkte, drehte ich mich um und lief in die richtige Richtung. Unterwegs warf ich das

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