Auch Du stirbst einsamer Wolf
Messer in eine Hecke. Dann ging ich mit einem Paar wackligen Beinen nach Hause, so schnell ich es konnte. Ich war fertig mit den Nerven und der ganzen Welt, denn dies war die schlimmste und grausamste Nacht, die ich je in meinem Leben erlebt hatte.
27
Zwei Tage nachdem das Unglück passiert war, wurde ich von der Kriminalpolizei verhaftet und zum Verhör abgeholt. Ich war nicht weggelaufen, denn ich hatte gewußt, daß sie zu mir kommen würden.
Auf der Kripo verweigerte ich jegliche Aussage und bestritt alles, was sie mir vorwarfen, denn ich wußte, daß sie einem das Wort im Munde rumdrehten. Es kam dann mein Anwalt, und noch am selben Tage wurde ich in die Vollzugsanstalt gebracht.
Die Zeitungen schrieben einen Haufen Mist. Sie hatten wieder einmal für ein paar fette Tage Schlagzeilen. Eine Woche nach meiner Verhaftung machte ich eine Aussage beim Richter, im Beisein meines Anwaltes. Die ersten Wochen im Knast machten mich fertig, denn ich konnte immer noch nicht verstehen, daß ich zwei Menschen getötet hatte. Elf Monate danach wurde ich von einem Landgericht zu einer sehr langen Haftstrafe verurteilt.
ENDE
Fritz Mertens
Ich wollte Liebe
und lernte hassen!
detebe 21539
Der authentische Bericht über eine Kindheit und Jugend, die Geschichte einer Entwicklung, die in eine Katastrophe mündet.
»Dieses Buch wurde nur geschrieben, da mich mein Jugend-psychiater gebeten hatte, meine Lebensgeschichte niederzu-schreiben. Er mußte für mich ein Gutachten stellen, da ich zwei Menschen getötet habe.« Fritz Mertens
»Ich selbst kenne keinen so spontanen, unmittelbaren, aus echter, eindeutiger Erinnerung heraus geschriebenen Bericht über die jahrelange Suche und Enttäuschung eines Kindes, die sein ganzes Leben bestimmten, bis zur Tat.« Prof. Reinhart G.
E. Lempp
»Ein Dokument als Literatur, Literatur als Dokument. Eine Dokumentation der anderen Seite des Lebens, die man lesen sollte, weil niemand vor sich selbst sicher ist.« ORF, Wien
»Nüchtern und sachlich beschreibt der Autor seine Erfahrungen. Die Analyse überläßt er anderen. Gerade die Schlichtheit und Offenheit seiner Erzählung machen das Schreckliche noch erschreckender.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
»Nach der Lektüre kommen einem erst einmal die Mehrzahl der literarischen Einkleidungen von Menschheitsschicksalen harmlos und auch verwegen vor: Gegen diese Art von Erfahrungen sind selbst die grellsten Erfindungen taub.«
Börsenblatt
»Seinen langen Leidensweg bis zur Katastrophe beschreibt Fritz Mertens ohne Weinerlichkeit und mit einer fast umwerfend empfindungsnahen Sprache, deren stilistische Schwächen durch die starke Authentizität fast vollkommen in den Hintergrund treten.« Plärrer, Nürnberg
»Wer die Untaten von Fritz Mertens begreifen will, sollte seine Lebensgeschichte lesen. Es kann auch für ein Kind die Hölle auf Erden geben.« Lübecker Nachrichten
»Man wünscht sich die breite Beachtung dieses Berichts, zumal in Schulen, Sozial-und Jugendarbeit.« Einkaufszentrale für öffentliche Bibliotheken, Reutlingen
»… immerhin handelt es sich um das menschlich bedeutendste, aber auch stilistisch eines der beachtenswertesten Werke dieses literarischen Herbstes in Deutschland.« Walter Vogt
»Ich werde dieses Buch zunächst in meiner eigenen Schule den Schülern zu lesen geben, die sich eher für diesen Unglücksjungen als für Christiane F. vom Bahnhof Zoo interessieren sollten – und auch werden.« Hartmut von Heutig
»Ein Dokument im Originalton. Korrigiert hat der Verlag nur die Rechtschreibefehler. Es sprudelt aus Fritz Mertens heraus wie bei einem, der jahrelang darauf gewartet hat, einmal gründlich sein Herz auszuschütten. Und das Lesen ist wie Zuhören. Man sitzt dabei.« Der Stern, Hamburg
»Hier werden Erinnerungen an Kindheitsmuster geboten, die sonst verdrängt – entweder poetisiert oder verschwiegen –
werden.« Süddeutsche Zeitung, München
»Das ist alles andere als ›Belle‹tristik – oder nur ›Tristik‹, triste Fatalität und insofern erschütternd, eine Art verhängnis-volle Determinationsmaschine, die unerbittlich abläuft. Erstaunlich allerdings die Kraft, mit der das ›Opfer‹ der Determinationsmaschine alles zu erzählen vermag in einer Ausführlichkeit, die einen hoffen läßt, die Niederschrift sei für Mertens zu einer Art Therapie und Befreiung geworden.
Hoffentlich macht der Strafvollzug das alles nicht wieder kaputt…« Kurt Marti
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