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Auch Frauen wollen nur das eine

Auch Frauen wollen nur das eine

Titel: Auch Frauen wollen nur das eine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerri Sharp
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Vorstellung des Bösen behaftet. Ein kurzer Blick in die Geschichte ist hilfreich, wenn man nachvollziehen möchte, warum Vergnügen mit Schuld in Verbindung gebracht wurde. Die Vorstellung von der Erbsünde – dass wir alle aus Lust geboren wurden – ist Teil der Lehre des römisch-katholisch geprägten Christentums, das im 6. Jahrhundert nach Britannien kam. Geschlechtsverkehr zu haben bedeutete, dem Teufel Tür und Tor zu öffnen und den Sündenfall des Menschen erneut zu durchleben. Um Kontrolle über die heidnischen Einwohner Britanniens zu bekommen, predigten die Missionare Angst und Schrecken, und nirgendwo mit mehr Eifer als im Bereich der Sexualität.
    Die Vorstellung, beim Sex feiere man den Körper des anderen, war den todernsten Patriarchen ein Gräuel. Im Jahre 597 n. Chr. entsandte Papst Gregor den Heiligen Augustinus (von Canterbury) nach Britannien, damit er die britische Kirche nach dem Vorbild der römischen Kirche neu organisiere. Die Angeln und Sachsen, die Britannien im 5. Jahrhundert erreichten, betrachtete man als wilde Völker, und Augustinus war sehr vorsichtig vor einem Treffen mit dem sächsischen Warlord-König Ethelbert. Papst Gregor erhoffte sich einen geschmeidigen Übergang vom Heidentum zum Christentum, aber einige seiner patriarchalischen Missionare sahen das anders. Es dauerte nicht lange, bis die Naturverehrung mit strenger Hand untersagt wurde, um eine erfolgreiche Bekehrung zu erreichen. Ein paar Eiferer bezeichneten die Religion der einheimischen Angeln und Sachsen als »Verehrung des Teufels«. Das Leben der Heiden, so wurde gepredigt, werde von den Feuern der Hölle und des Todes verzehrt.
    Traditionelle Fruchtbarkeitsgötter wurden von den frühen Missionaren in bocksfüßige Teufel verwandelt; aus den Festen des alten, heidnischen Kalenders – wie etwa Eostre und Yule – wurden Ostern und Weihnachten. Kirchen entstanden genau an den Stellen heiliger Begräbnisstätten und Tempel, aus Göttern und Göttinnen wurden, sofern es gerade passend war, christliche Heilige. Auf diese Weise flößten die Missionare den Heiden die Furcht vor Gott ein.
    Für ein Buch über sexuelle Fantasien von Frauen mag dies irrelevant sein. Aber was vor langer Zeit begann, sollte sich nachhaltig auswirken auf die britische Einstellung zu Sex und zu der sexuell aktiven Frau. Die heidnische Kultur war größtenteils eine Kultur der Göttinnen-Verehrung; die Mutter Erde wurde in allen Aspekten der Landschaft dargestellt. Fruchtbarkeit war zyklisch, und die heiligen Systeme, die die Natur vorgab, wurden in ihren Erscheinungsformen als weiblich angesehen. Der Mondkalender, zum Beispiel, hat die gleiche Anzahl Tage wie der Menstruationszyklus der Frau. Der himmlische Gott des römischen Christentums war das genaue Gegenstück einer Erdgöttin, und deshalb musste man das Weibliche dämonisieren, wenn man den heidnischen Glauben ausmerzen wollte. Die Toleranz und Güte in Jesu Lehre wurden in eine rigide Doktrin transformiert, die jegliches Vergnügen verbot. In Predigten wurden die Ungläubigen verdammt, das gemeine Volk war verängstigt.
    Es dauerte einige Jahrhunderte, bis die heidnischen Sachsen vollständig zum Christentum bekehrt waren, aber die Kirche hatte eine gute Publicity-Maschinerie. Mit erschreckender Schnelligkeit entstanden Kirchen und wurden Symbole absoluter Macht, da zuerst der König bekehrt wurde und dann das Volk. Qualitäten wie Toleranz und Güte verbindet man nicht unbedingt mit den heiligen Männern des Mittelalters. Im 13. Jahrhundert ging Thomas von Aquin so weit, den sexuellen Akt – selbst zwischen Mann und Frau – als lässliche Sünde zu deklarieren. Die einzige unbefleckte Frau, die je gelebt hatte, war die Mutter Jesu. Die Furcht vor dem weiblichen Körper wurde so groß, dass sogar die Vorstellung als zu riskant angesehen wurde, die Gebärmutter der Muttergottes sei durchdrungen worden. Alternative Theorien zur Unbefleckten Empfängnis gaben vor, Maria habe den Heiligen Geist in Form eines Lichtstrahls empfangen, der in ihr Ohr eindrang; auf diese Weise habe der Geist Gottes den Leib betreten.
    Vor der Menstruation fürchtete man sich, man dämonisierte sie und sah sie als Fluch der Frau. Aquin äußerte sich hochnäsig dahingehend, Gott habe einen Fehler gemacht, als er die Frau schuf: »Bei der ersten Schaffung der Dinge sollte es nichts [Mangelhaftes] oder Fehlerbehaftetes gegeben haben; also hätte die Frau nicht geschaffen werden sollen.« 5 Lutheraner in

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