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Auch Frauen wollen nur das eine

Auch Frauen wollen nur das eine

Titel: Auch Frauen wollen nur das eine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerri Sharp
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des Staates und der Kirche, die Possen der Untertanen genau im Auge zu behalten. Während man wissentlich ein Auge zudrückte, wenn gewisse höher gestellte Herren oder Geistliche sich Lust verschafften, so stand es den unteren Schichten nicht zu, zu faulenzen oder Unzucht zu treiben, solange es Arbeit gab, die getan werden musste. Dennoch erlebte Europa für eine kurze Zeit im achtzehnten Jahrhundert eine Ära der sexuellen Freizügigkeit, die teilweise durch die neuen Wissenschaften gerechtfertigt wurde, die sich im Verlauf der Aufklärung herausbildeten. Nach der Unterdrückung während der puritanisch geprägten Ära war das eine Zeitspanne von willkommener Rationalität, obwohl die Emanzipation der Frau erst nach etlichen Jahrhunderten auf die Tagesordnung des sozialen Wandels kam. Es gab jedoch Nachteile der Freiheit. Das ungezügelte, ausschweifende Leben, das sich austobte, brachte Geschlechtskrankheiten mit sich, und irgendjemand bekam die Schuld für das unziemliche Verhalten und die Krankheiten. Doch dieser Jemand sollte nicht der Lord des Landgutes sein. Wo immer man auf Wüstlinge und Casanovas stieß, da gab es auch Frauen von zweifelhaftem Ruf. Die Versuchung kam traditionell nur in weiblicher Gestalt daher. Der Teufel kommt in Verkleidung einer Frau. Und wer schwach ist und der Versuchung erliegt, der muss den Preis dafür zahlen. Das irdische Vergnügen geht vorüber, und man bleibt zurück mit Syphilis und Tod.
    Man braucht seine Vorstellungskraft nicht allzu sehr zu bemühen – oder den Pinsel auf der Leinwand wirbeln zu lassen –, um aus einem fröhlichen Bacchanal teuflische Saturnalien werden zu lassen, wo Gesichter voller Vergnügen sich in Grimassen verzerren und die Fülle der menschlichen Gestalt überreif wird. Wo es das Paradies gibt, da gibt es auch Gift, wie uns die Bibel und die westliche Kunst immerzu erzählen, und wenn wir unsere Zeit mit Götzendienst und fleischlichen Genüssen vergeuden, wird es kein gutes Ende mit uns nehmen.
    Aber Strafen waren nicht immer die Botschaft von übermäßigem Sex. Die frühesten Darstellungen orgiastischer Genüsse waren positiv. Orgien etwa gehörten zum beliebten Zeitvertreib in der privilegierten römischen Oberschicht, während die alten Griechen sich am Dionysoskult ergötzten. Die Kunst dieser Periode, vieles reicht zurück in das sechste Jahrhundert v. Chr., zeigt priapeische Satyrn und Mänaden (weibliche Verehrer des Dionysos), die fröhlich Unzucht treiben. Auf einer berühmten griechischen Vase sieht man eine lächelnde Frau, die einen Garten voller Phallusse gießt, was den Schluss nahelegt, dass es eine gute Sache ist, Zugang zu mehreren Penissen zu haben. Die Wandmalereien und Mosaiken aus Pompeji sind voll von Darstellungen ekstatischer Kopulationen, und in der Kunst jener Epoche war multiple Kopulation ein weitverbreitetes Stilmittel in Szenen voller Glück und Festivitäten. Viril und potent zu sein, war Ausdruck guter Gesundheit. Der erigierte Penis oder die Frau, die ihre Genitalien zeigt (später bekannt als die Sheelana-Gig in der keltischen Kunst), wurde als Amulett benutzt, um böse Geister abzuwehren. Penis-Windspiele und Wasserschalen waren beliebte Haushalt-Artefakte im antiken Rom und Griechenland, und ein riesiges, anschwellendes Glied wurde weithin als Zauberspruch für Glück angesehen.
    Auch die östliche Kunst entwickelte ihre eigene Form der Erotik. Frühindische Felsritzungen sind voll von sinnlichen Figuren, die sich mit dem eigenen oder dem Körper des Partners Lust verschaffen. Sogar bei Höhlenmalereien sieht man Männer und Tiere, die mit ihren Erektionen miteinander im Wettstreit liegen. Die paläolithischen Göttinnen-Figuren weisen übertriebene weibliche Attribute auf: Schwangerschaft, riesige Brüste, Fruchtbarkeit. Museen auf der ganzen Welt verfügen über Sammlungen von Artefakten, die sie lieber hinter verschlossenen Türen halten, da die Kunstgegenstände als zu unsittlich für die Öffentlichkeit angesehen werden, wie etwa peruanische männliche Figuren aus dem ersten Jahrhundert, die Analsex betreiben. Die frühesten bildhaften Darstellungen von Sex sind in vielerlei Hinsicht die aufrichtigsten und fröhlichsten Beispiele, und unsere Vorfahren scheinen mit ihrer Sexualität und ihren Körpern in Einklang gewesen zu sein. Was ist dann also geschehen?
    Seit dem Aufkommen des Christentums und gut eintausend Jahre vor der Epoche der Aufklärung war der natürliche Vorgang des Sex mehr und mehr mit der

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