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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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Abgang aus dem Zimmer erst mal hinsetzen und die Nachwehen seines Zornesausbruchs verdauen musste. Schließlich hatte ich Andy noch nie so erlebt, zumindest nicht mir ge genüber.
    Meine Mutter setzte sich in meine Nähe und sah leicht besorgt zu dem Sesselbezug hin, auf den ich mich hatte fallen lassen. »Du hättest uns wirklich Bescheid sagen sollen, wo du bist. Der arme Pater Dominic war völlig außer sich vor Sorge.«
    »Tut mir leid«, sagte ich kleinlaut und fingerte an den Überresten meines Rocks herum. »Ich werde nächstes Mal dran denken.«
    »Andererseits … Officer Green hat uns erzählt, du wärst beim Feuer eine große Hilfe gewesen«, fuhr sie fort. »Ich finde also …«
    »Also was?« Ich schaute sie fragend an.
    »Na ja. Andy möchte nicht, dass ich dir das jetzt schon sage, aber …«
    Und dann stand diese Frau – die schon mal Yasir Arafat interviewt hatte – doch tatsächlich auf, schlüpfte aus dem Zimmer und sah vorsichtig nach, ob Andy nicht etwa in Sicht- oder Hörweite war.
    Ich verdrehte die Augen. Liebe. Die konnte einen manchmal wirklich in den letzten Trottel verwandeln.
    Als ich meine Augen so nach allen Seiten verdrehte, fiel mir auf, dass meine Mutter, die in Krisensituationen immer ziemlich viel Energie entwickelte, meine Abwesenheit dazu genutzt hatte, mehr Bilder im Wohnzimmer aufzuhängen. Ich stand auf, um sie mir näher anzusehen.
    Auf einem Foto waren Mom und Dad am Tag ihrer Hochzeit zu sehen. Sie kamen gerade die Stufen des Rathauses herunter, in dem sie getraut worden waren, und ihre Freunde streuten Reiskörner. Sie sahen so unglaublich jung und glücklich aus. Es überraschte mich, dieses Foto von meinen Eltern direkt neben dem Bild von Moms Hochzeit mit Andy zu sehen.
    Doch dann erblickte ich ein Stückchen daneben ein Foto, auf dem offenbar Andys erste Eheschließung abgebildet war. Das war kein Schnappschuss, sondern eher ein gestelltes Studiofoto. Andy stand, steif und ein bisschen verlegen, neben einem mageren, hippiemäßig aussehenden Mädchen mit langen, glatten Haaren.
    Das Hippiemädchen kam mir seltsam bekannt vor.
    »Natürlich kommt sie dir bekannt vor«, sagte eine Stimme hinter mir.
    »Meine Güte, Dad!«, zischte ich und wirbelte herum. »Musst du mich immer so erschrecken?«
    »Du hast dich da ganz schön in Schwierigkeiten reinmanövriert, junge Dame«, sagte mein Vater. Er wirkte gekränkt. Na ja, so gekränkt, wie Männer in Jogginghosen eben wirken konnten. »Was hast du dir bloß dabei gedacht?«
    »Ich habe mir gedacht«, flüsterte ich, »dass ich es Leuten möglich machen sollte, gegen die Zerstörung von Nordkaliforniens Naturschönheiten zu protestieren, ohne gleich befürchten zu müssen, in ein Ölfass gestopft und fünf Meter tief versenkt zu werden.«
    »Werd jetzt nicht frech, Susannah. Du weißt, wovon ich rede. Du hättest dabei getötet werden können.«
    »Jetzt klingst du schon genauso wie er .« Ich deutete auf das Foto von Andy.
    »Der Hausarrest war genau das Richtige für dich«, sagte mein Vater streng. »Er will dir nur eine Lektion erteilen. Zu Recht – du hast völlig fahrlässig und rücksichtslos gehandelt. Und du hättest seinen Sohn nicht schlagen dürfen.«
    »Hatschi? Soll das ein Witz sein?«
    Aber ich sah ihm an, dass er es ernst meinte. Dieses Streitgespräch würde ich wohl ausnahmsweise mal nicht gewinnen.
    Also betrachtete ich lieber das Foto von Andy und seiner ersten Frau. »Du hättest mir ruhig von ihr erzählen können, weißt du«, sagte ich schmollend. »Das hätte einiges erleichtert.«
    »Ich wusste es doch auch nicht.« Dad zuckte mit den Schultern. »Ich habe es erst erfahren, als ich heute Vormittag sah, wie deine Mutter das Bild aufgehängt hat.«
    »Was soll das heißen, du wusstest es nicht?« Ich starrte ihn an. »Was sollten dann diese ganzen geheimnisvollen Warnungen?«
    »Na ja, dass Beaumont nicht der Red war, den du suchtest, wusste ich schon. Das habe ich dir aber auch gesagt.«
    »Na toll, große Hilfe.«
    »Hör zu.« Mein Vater war verärgert. »Ich bin nicht allwissend, okay? Nur tot.«
    Ich hörte die Schritte meiner Mutter auf dem Holzboden. »Mom kommt«, zischte ich. »Verschwinde.«
    Dieses eine Mal hörte er auf mich, und so stand ich völlig ernst und gesittet – na ja, zumindest für jemanden, der vor Kurzem beinahe bei lebendigem Leibe geröstet worden wäre – vor der Wand mit den Fotos, als Mom hereinkam.
    »Hör mal«, wisperte meine Mutter.
    Sie hatte einen Umschlag in

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