Auch Geister haben huebsche Soehne
einen seidenen Morgenmantel und seine Hauspuschen und wirkte ziemlich aufgeregt. »Was macht ihr denn da im Wasser? Hier brennt's! Raus aus dem Haus, schnell!«
Im nächsten Augenblick hörte ich in der Ferne eine Sirene heulen. Die Feuerwehr war unterwegs. Anscheinend hatte doch jemand den Notruf gewählt.
»Ich hab Marcus schon lange gewarnt«, sagte Mr Beaumont und hielt Tad ein flauschiges Badetuch hin. »Ich hatte schon immer das Gefühl, dass die Kabel in meinem Büro irgendwie schadhaft sind. Ich konnte zum Beispiel nie nach draußen telefonieren.«
Immer noch in hüfthohem Wasser stehend, folgte ich Mr Beaumonts Blick und sah zum Fenster hoch, aus dem ich gerade gesprungen war. Rauchschwaden quollen heraus. Das Feuer schien sich auf diesen Bereich des Hauses zu beschränken, aber es sah trotzdem ziemlich übel aus. Ob Marcus und seine Kumpanen es wohl rechtzeitig nach draußen geschafft hatten?
Plötzlich erschien jemand am Fenster und blickte zu mir herunter.
Es war nicht Marcus. Und auch nicht Jesse. Aber einen goldenen Schimmer strahlte diese Person ebenfalls aus.
Sie winkte fröhlich zu mir herunter.
Mrs Deidre Fiske.
KAPITEL
22
I ch sah Marcus Beaumont nie wieder.
Oh nein, keine Sorge: Er hat nicht ins Gras gebissen. Die Feuerwehrleute kümmerten sich um ihn. Ich erklärte ihnen, dass sich in dem brennenden Zimmer mindestens noch eine Person aufhielt, und sie taten ihr Bestes, reinzugelangen und ihn rechtzeitig rauszuholen.
Nur dass sie niemanden drinnen vorfanden. Nachdem das Feuer schließlich gelöscht war, fanden die Ermittler auch keinerlei menschliche Überreste. Einen Haufen verbrannter Fische, ja, aber keinen Marcus Beaumont.
Marcus Beaumont wurde offiziell als vermisst gemeldet.
Genau wie seine Opfer seinerzeit war er spurlos verschwunden. Er schien sich einfach in Luft aufgelöst zu haben.
Das Verschwinden dieses bekannten Geschäftsmannes löste bei vielen Leuten Verwirrung aus. In den darauffolgenden Wochen erschienen in mehreren Lokalzeitungen Artikel darüber und einmal wurde der Fall sogar in den Fernsehnachrichten erwähnt. Interessanterweise wurde die Person, die am besten wusste, wie die letzten Augenblicke vor Marcus Beaumonts Verschwinden ausgesehen hatten, niemals interviewt und schon gar nicht von den Ermittlern befragt.
Was nicht schlimm war angesichts der Tatsache, dass diese Person wichtigere Dinge hatte, über die sie sich Sorgen machen musste. Zum Beispiel darüber, dass sie Hausarrest hatte.
Ja, ganz recht. Hausarrest.
Wenn man es recht bedenkt, hatte ich an jenem Tag nichts falsch gemacht, außer dass ich mich etwas weniger konservativ als nötig angezogen hatte. Ernsthaft. Hätte ich mich in Banana Republic statt in Betsey Johnson gekleidet, wäre das alles vielleicht nicht passiert. Denn dann wäre ich nicht zum Umziehen nach Hause geschickt worden und Marcus hätte mich nicht in die Krallen bekommen.
Andererseits würde er dann vielleicht immer noch frei rumlaufen, Umweltschützer in Betonschühchen stecken und sie über die Reling der Yacht seines Bruders schmeißen … oder wie auch immer er die ganzen Leute losgeworden war. Ich fand nie heraus, wie genau er das bewerkstelligt hatte, ohne je gefasst zu werden.
Man kann sich sicher vorstellen, wie es auf meine Mutter und meinen Stiefvater wirkte, als der Polizei-wagen vor unserem Haus hielt, Officer Green die hintere Tür aufmachte und den Blick auf … na ja, auf mich freigab.
Ich sah aus wie aus einem Kinofilm über Amerika nach der Apokalypse. Wie Tank Girl, nur ohne den grässlichen Haarschnitt. Und dass ich je wieder in Betsey-Johnson-Klamotten in der Schule aufkreuzte, brauchte Schwester Ernestine auch nicht zu befürchten. Der Rock war vollkommen hinüber, genau wie mein Kaschmir-Set. Meine unglaubliche Lederjacke würde eines Tages vielleicht wieder brauchbar sein, sofern ich den Fischgeruch irgendwie rausbekam. Die Stiefel hingegen waren ein hoffnungsloser Fall.
Mann, war meine Mutter sauer! Und zwar nicht wegen meiner Klamotten.
Seltsamerweise war Andy sogar noch saurer. Seltsam deswegen, weil er ja gar nicht mein Vater war.
Gleich im Wohnzimmer nahm er mich aufs Korn. Ich musste den beiden natürlich erklären, was ich überhaupt bei den Beaumonts zu suchen hatte, während ich doch eigentlich in der Schule hätte sein sollen.
Die einzige Ausrede, die mir einfiel und die zumindest ansatzweise glaubwürdig schien, war die Geschichte mit dem Zeitungsartikel.
Also erzählte ich ihnen, ich
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