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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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vor den Konzerten Programmwünsche geäußert haben. Oft sind sie wohl auch erfüllt worden.
    Ein künstlerischer Höhepunkt des Jahres während der Regierungszeit Ihres Mannes waren immer die Berliner Kanzlerfeste. Was erinnern Sie noch davon?
    Zum Beispiel einen brillanten Klavierspieler, der im Aufzug eines Orchestergehilfen oder Putzmannes auf die Bühne der Berliner Philharmonie kam. Er rückte einen Stuhl zurechtoder fegte hier und da, ging dann ans Klavier und spielte ein paar Akkorde. Danach wischte er wieder ein bisschen, räumte etwas herum und setzte oder stellte sich abermals ans Klavier und spielte. Brillant! Der Gehilfe entpuppte sich schließlich als Vicco von Bülow alias Loriot. Er hat uns eine wunderbare Vorstellung geliefert.
    Peter Ustinov hat auch geglänzt bei den Festen.
    Das stimmt. Ustinov war ebenfalls ein so beeindruckender Mensch und vielfältig begabter Künstler. Ich weiß gar nicht, was ich an ihm am meisten geschätzt habe. Wahrscheinlich die vielen Facetten seiner Persönlichkeit. Er konnte als Schauspieler wirklich alles, und schreiben konnte er auch noch.
    Haben Sie sich auf dem Kanzlerfest auch amüsieren können, oder standen Sie unter dem Druck, repräsentieren zu müssen?
    Bei Loriot und Ustinov habe ich so herzlich lachen müssen, dass ich beinahe alles um mich herum vergessen hätte. Bei den Kanzlerfesten hatte ich ja auch keine Verantwortung. Das haben andere geregelt.
    Aber hinterher und in den Pausen kamen doch die Leute auf Sie zu.
    Ich war aber nicht verantwortlich, ich brauchte nur da zu sein.
    Sie haben die Begegnungen mit der Kunst und Künstlern als einen besonderen Bonus der ansonsten anstrengenden und aufregenden Kanzlerzeit empfunden.
    Viele Künstler haben wir vor der Kanzlerzeit kennengelernt, und sie sind uns treu geblieben. Sie waren vorher schon da und sind auch hinterher noch da geblieben. Einige sind dazugekommen – Karajan und Ustinov beispielsweise. Siegfried Lenz, Nicole Heesters oder Hardy Krüger haben wir vorher kennengelernt und sind immer noch mit ihnen befreundet. Da wir so uralt geworden sind, sind von unseren Künstlerfreunden nicht mehr viele da. Lilly Palmer, Peter Ustinov, Herbert von Karajan, Ida Ehre … Sie alle sind inzwischen gestorben. Dieses Dahinscheiden von Freunden gehört zur Tragik des Sehr-alt-Werdens.

Rückblick auf ein reiches Leben
    Blicken Sie manchmal – in ruhigen Stunden – zurück auf Ihr Leben und versuchen eine Bilanz?
    Erst gestern Abend haben wir in unserem Wohnzimmer gesessen und ein wenig in unsere Vergangenheit zurückgeblickt. Da habe ich zu Helmut gesagt: »Und guck dich jetzt um! Guck mal all unsere vielen Bilder, die Bücher und was wir hier sonst noch alles haben …« – »Ja«, hat er geantwortet, »wir sind zwar bescheidene Leute geblieben, aber eigentlich haben wir es schön …«
    Das ist doch schon mal eine Erkenntnis! Sie reden durchaus gelegentlich über so eine Art Bilanz?
    Das ist bei alten Leuten so der Fall, dass sie – und besonders, wenn sie auf eine solch lange Zeit zurückblicken können wie wir – mitunter eine Art Lebensbilanz aufmachen.
    Stellen Sie dann auch fest, dass Sie Glück gehabt haben, Erfüllung und Freude?
    Gestern haben wir festgestellt, dass wir uns in unserer immerhin achtundsechzig Jahre währenden Ehe nur einmal richtig gezankt haben. Ich denke, das sagt eine ganze Menge.
    Wenn Sie zurückblicken – das Leben war für Sie doch alles in allem sehr erfüllt?
    Dass man so viel in ein Leben hineinstopfen kann, habe ich natürlich früher nicht gedacht. Es ist weitaus mehr gewesen, als ich mir je vorgestellt habe.
    Solche Rückblicke machen Sie gemeinsam mit Ihrem Mann?
    Wir machen es eigentlich immer nur gemeinsam. Diese Rückblicke sind ganz eindeutig Alterserscheinungen, denn nach vorn gibt es ja nicht mehr so viel zu sehen.
    Schwingt dabei auch Freude und Dankbarkeit mit?
    Freude will ich nicht sagen, denn wir haben ja auch ziemlich viel Mist erlebt. Aber Dankbarkeit ist in jedem Fall dabei. Wir brauchen uns doch nur hier in unserem Haus umzugucken. Und dass wir zusammen so alt geworden sind, dafür können wir auch dankbar sein.
    Sie haben beide sehr viel erreicht im Leben.
    Das kann man sagen. Helmut sowieso. Und dass ich mein eigenes Feld gefunden habe, war wichtig für mich, und auch für meinen Mann war es wichtig.
    Ihr Mann wusste, dass Sie eine Aufgabe hatten, in der Sie auch sehr erfolgreich waren.
    Neuland ist immer reizvoll, und ich glaube, ich habe

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