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Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde

Titel: Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loki Schmidt
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einer Vierzimmerwohnung, vier Frauen in der gemeinsamen Küche – aber wir waren glücklich.
    Damals haben weder Loki noch ich uns gedanklich eine besondere Lebenslaufbahn oder eine Karriere vorgestellt. Unser Leben ist dann aber – völlig ungeplant und unbeabsichtigt – ganz anders verlaufen. Als ich zwanzig Jahre später Bundesminister der Verteidigung geworden war, lernte ich bald, dass ich meine Frau in Bonn als Gastgeberin brauchte. Weil aber die hamburgische Schulbehörde Loki höchstens ein halbes Jahr ohne Gehalt beurlauben wollte, hat sie ihrengeliebten Beruf als Lehrerin aufgegeben. Daraus hat sich dann unerwartet eine für sie und auch für mich völlig neue Phase ihres Lebens ergeben. Von diesem neuen Lebensabschnitt handelt dieses Buch.
    Wenn sie es hätten miterleben können, so hätten Lokis Eltern – und meine auch! – gestaunt darüber, wie selbstverständlich und wie selbstsicher Loki mit ausländischen Ministern und Regierungs- oder Staatschefs umgegangen ist, sei es als Gastgeberin, als Gast oder als Gesprächspartnerin. Sie war eine wohlerzogene Dame mit Herz und mit politischem Verstand. Dass sie zu einer solchen Rolle imstande war, habe ich zum ersten Mal ahnen können, als wir 1944 mit einer Reihe hoher Berufsoffiziere und adliger Generäle zu tun hatten. Ich habe es damals durchaus positiv registriert, aber gewundert hat es mich nicht.
    Als Loki mehr als ein Vierteljahrhundert später in Bonn arbeitete, hat sie von mir kaum jemals eine Hilfe bekommen – weil sie nämlich gar keine Hilfe brauchte. Dabei wären einige technische Hilfen durchaus angebracht gewesen. Aber weder der Bundeshaushalt noch der Stellenplan hat zur Kenntnis genommen, dass die Ehefrau eines Regierungschefs für ihre vielfältigen Aufgaben jedenfalls ein eigenes Büro braucht, das Termine verabredet, Telefongespräche herstellt und dergleichen. Lediglich ein eigener Kraftfahrer stand ihr zu. Und eine eigene Küche hat sie sich selbst in einer ehemaligen Besenkammer im Kanzlerbungalow eingerichtet.
    Zumeist haben wir uns nur morgens beim Frühstück und zum zweiten Mal spätabends kurz vor dem Schlafengehen gesehen und gesprochen. Und fast niemals ist das Wochenende von Pflichten frei geblieben; lediglich der Sommerurlaub am Brahmsee war immer wieder eine Oase im Getümmel. Der Brahmsee war auch der Ort, an dem es zu langen und ausführlichen Gesprächen kam.
    Auf den Feldern der Naturkunde habe ich fast alles von ihr gelernt. Auf den Feldern der Musik und der Kunst hatten wir von Kindheit an dieselben Vorlieben. In politischen Fragen waren wir meistens der gleichen oder nahezu der gleichen Meinung; jedenfalls haben wir uns nie darüber gestritten. Loki ist oft »Volkes Stimme« für mich gewesen.
    Sie war bisweilen auch die einfühlsame Krankenschwester, wenn ich einem unserer vielen gemeinsamen politischen Freunde oder einem Mitarbeiter oder einem Ministerkollegen zu heftig in die Parade gefahren war. Sie konnte gut ausgleichen. So ist sie auch manchen meiner parteipolitischen Gegner gewiss sehr viel einfühlsamer begegnet als ich. In solchen Fällen habe ich dann mitunter am Abend eine kritische Bemerkung zu hören bekommen, und das war gut so.
    Nach großen Reden oder Parlamentsdebatten habe ich Loki manchmal um Kritik gebeten, die hat sie dann auch geäußert – zumeist habe ich ihr zugestimmt. Aber insgesamt ist dergleichen ziemlich selten gewesen; denn unsere politischen Grundlinien waren ja die gleichen. Mein Ton allerdings ist für Lokis Ohren manchmal zu scharf gewesen.
    Im Rückblick auf die dreizehn Jahre meiner Zugehörigkeit zu mehreren Bundesregierungen muss ich bekennen: Loki ist in diesen Jahren eine unverzichtbare Hilfe für mich gewesen – und für manch anderen auch. Wenn ich ein außenstehender Autor wäre, müsste ich meinen Respekt vor ihrer Leistung zum Ausdruck bringen. Da ich jedoch persönlich betroffen bin, will ich hier stattdessen nur »Danke!« sagen. Dank von ganzem Herzen!
    Jedoch das Wort Respekt will ich auch gebrauchen. Mein Respekt gilt vornehmlich der forscherischen Arbeit, die Loki in höherem Alter als Botanikerin in drei Erdteilen geleistet hat. Sie ist nie als Ehefrau des Bundeskanzlers unterwegs gewesen oder später des Bundeskanzlers außer Dienst; sondernimmer als Privatperson, immer auch privat bezahlt, oft im Zelt mit anderen Forschern zusammen, von Peru oder Brasilien bis nach Borneo und von Afrika bis in die Antarktis. Dabei hat sie sogar Pflanzen und einen

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