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Auf dem Zeitstrom

Auf dem Zeitstrom

Titel: Auf dem Zeitstrom Kostenlos Bücher Online Lesen
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wie du weißt –, habe ich den Ausdruck >Nazi< nicht einmal gehört. Auf jeden Fall schien er sich ziemlich zu ärgern, obwohl ich nicht sicher bin, ob sein Ärger in irgendeinem Zusammenhang mit mir stand. Die Essenz seiner Rede jedenfalls war, daß er vorhat, den Abbau des Bauxits und der anderen Mineralien einzustellen.«
    Sam lehnte sich auf den Tisch, bis sein Bewußtsein diese Nachricht verarbeitet hatte. Dann sagte er: »Das sind finstere Dinge, die du mir da erzählst.«
    Von Richthofen fuhr fort: »Es sieht ganz so aus, als sei Hacking mit dem Aufbau seines Staates nicht sonderlich zufrieden. Seine Bewohner sind zu einem Viertel Schwarze aus Harlem, die zwischen 1960 und 1980 starben; zu einem Achtel Schwarze aus dem Dahomey des achtzehnten Jahrhunderts. Aber er hat auch einen Fünfundzwanzig-Prozent-Anteil an dem vierzehnten Jahrhundert entrissenen nichtschwarzen Wahhabi-Arabern, und das sind Fanatiker, die immer noch an ihren Propheten Mohammed glauben und darauf bestehen, daß das Leben auf dieser Welt nur eine kleine Zwischenperiode darstellt, in der über sie gerichtet werden soll. Ein weiteres Viertel seiner Leute besteht aus einer Mischung von Indern und dunkelhäutigen Kaukasiern des dreizehnten Jahrhunderts und einem weiteren Achtel von Menschen aus allen möglichen Gegenden und Zeiten, von denen die Mehrheit aus dem zwanzigsten Jahrhundert kommt.«
    Sam nickte. Obwohl die wiedererweckte Menschheit aus Personen bestand, die etwa zwischen 2.000.000 v. Chr. und 2008 n. Chr. gelebt hatten, war ein Viertel aller Menschen erst nach 1899 geboren worden – wenn die Schätzungen richtig waren.
    »Hacking möchte Soul City zu einem Staat der Schwarzen machen. Er verriet mir, daß er auf der Erde sogar einmal zu denjenigen gehört habe, die eine Rassenintegration für möglich hielten. Die jungen Weißen seiner Tage waren größtenteils frei von den Vorurteilen ihrer Eltern gewesen, das hatte ihm Hoffnung gemacht. Jetzt aber halten sich innerhalb der Grenzen seines Landes viel zu wenig dieser Leute auf und zudem machen ihn die Wahhabi-Araber beinahe verrückt. Wußtet ihr, daß Hacking auf der Erde ein Moslem war? Er war zuerst ein Mitglied der Black Muslims, einer rein amerikanischen Sekte, doch dann schloß er sich den echten Mohammedanern an, machte eine Pilgerreise nach Mekka und glaubte, daß die dort lebenden Araber, auch wenn sie zu den Weißen zählten, keine Rassisten seien.
    Aber das Massaker der sudanesischen Araber an ihren schwarzen Landsleuten und die Geschichte der arabischen Negersklaverei verunsicherten ihn immer mehr. Diese Wahhabi-Araber sind zwar keine Rassisten – aber religiöse Fanatiker können einem noch mehr Schwierigkeiten aufhalsen. Hacking sprach über diese Probleme zwar nicht offen, aber ich konnte in den zehn Tagen, in denen ich mich bei ihm aufhielt, genug davon mit meinen eigenen Augen sehen. Die Wahhabis sind drauf und dran, die ganze Stadt zum Islam zu bekehren – und wenn sie es nicht auf friedlichem Wege erreichen, werden sie es mit Feuer und Schwert versuchen. Hacking möchte sie und die Draviden, die sich wiederum jedem Afrikaner, ganz gleich welcher Hautfarbe, für überlegen halten, am liebsten sofort loswerden. Er wäre bereit, uns auch weiterhin Bauxit zu geben, vorausgesetzt, wir erklären uns damit einverstanden, daß wir ihm alle unsere schwarzen Bürger zuführen und dafür seine Araber und Draviden abnehmen. Außerdem will er geschmiedete Waffen und einen größeren Anteil am Rohmaterial.«
    Sam stöhnte auf. König John spuckte auf den Fußboden. Sam runzelte die Stirn, warf ihm einen finsteren Blick zu und sagte: »Merdo, Johano! Nicht einmal einem Großkopfeten wie dir gestatte ich es, auf meine Brücke zu rotzen! Verstanden? Entweder benutzt du den Spucknapf oder du gehst nach draußen!«
    Als König John die Zähne fletschte, zwang er sich mit aller Gewalt zur Ruhe. Es war jetzt nicht die richtige Zeit für eine Konfrontation. Dieser aufgeblasene Ochsenfrosch würde sich niemals dazu zwingen lassen, sich über einen Spucknapf zu beugen, selbst wenn er direkt vor ihm stehen würde.
    Sam fuchtelte mit den Händen und sagte: »Ach, vergiß das Ganze, John. Spuck doch hin, wo du willst.« Allerdings konnte er sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Solange ich das gleiche Privileg in deinem Hause genieße, natürlich.«
    John brummte und stopfte sich Schokolade in den Mund. Sein ganzer Habitus drückte aus, daß er nicht weniger geladen war als Sam und

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